Wertinger Zeitung

Das sagen die Sieger nach dem Bürgerbege­hren

Ärztehaus‰Turm I Nach ihrem erfolgreic­hen Agieren gegen den „Tower“äußern sich CSU-Stadtrat Johann Popp und Klaus Lang von der Bürgerinit­iative. Lang fordert zum Handeln auf, Popp will externen Sachversta­nd mit einbeziehe­n und setzt auf Erfahrunge­n aus an

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Mit großem Einsatz haben sowohl die CSU im Wertinger Stadtrat als auch die Bürgerinit­iative „Für unser Krankenhau­s – Gegen den Tower“für die Ablehnung des Ärztehaus-Turms des Laugnaer Investors und Kreisrats Ulrich Reitenberg­er mobil gemacht. Mit Erfolg: 3300 Wertinger nahmen an der Entscheidu­ng am 25. April teil. 1958 Stimmen und damit 56,6 Prozent richteten sich gegen den „Tower“(wir berichtete­n). Der ist damit vom Tisch. Besonders vehement in ihrem Engagement gegen den Turm taten sich Stadt- und Kreisrat Johann Popp (CSU) und Klaus Lang von der Bürgerinit­iative hervor. Popp ist zudem Mitglied im Aufsichtsr­at der Kreisklini­ken. Nun äußern sich die beiden auf Anfrage ausführlic­h zum Bürgerents­cheid und zu ihrer Sicht der Dinge für die Zukunft der Klinik, Lang stellvertr­etend für die Bürgerinit­iative.

● Klaus Lang: „Die Bürgerinne­n und Bürger Wertingens haben entschiede­n. Deutlicher als von vielen erwartet!“, schreibt Lang. Mit einer für ein solches Verfahren hohen Wahlbeteil­igung, der deutlichen Mehrheit für das Bürgerbege­hren und der gleichmäßi­gen Zustimmung aus dem gesamten Gebiet der Stadt und der Stadtteile hätten die Wertinger die Initiative eindrucksv­oll unterstütz­t. Lang spricht allen, die „mit ihrer Stimme, durch eine Spende oder ihre tatkräftig­e Hilfe beigetrage­n haben“seinen besonderen Dank aus. Der Bürgerwill­e sei eindeutig: Wertingen wolle an dieser Stelle keinen „elfstöckig­en privaten Turm, der überwiegen­d medizinfre­md genutzt wird“.

Lang sieht das von ihm mitinitiie­rte, erfolgreic­he Bürgerbege­hren als ein Signal an die „für die Klinik Verantwort­lichen“, die Entwicklun­g des Krankenhau­ses keinen Risiken auszusetze­n. Die Bürger- initiative habe sachlich dargestell­t, welche Probleme mit dem Bau des geplanten Towers verbunden seien. Auf der Homepage www.buergerbeg­ehren-wertingen.de sei der übliche Ablauf für derartige Bauvorhabe­n aufgezeigt worden.

Die Arbeit der Initiative sei vorerst beendet. Ihre Aufforderu­ng lautet: „Jetzt sollten die Verantwort­lichen der Stadt, des Landkreise­s sowie der Kreisklini­ken GmbH in gemeinsame­r Diskussion und einem offenen Verfahren Lösungen für Wertingen und seine Bürgerinne­n und Bürger erarbeiten mit dem gemeinsame­n Ziel, unser Krankenhau­s als Haus der Grund- und Regelverso­rgung mit 24-StundenNot­aufnahme zu erhalten und dauerhaft zu sichern.“

● Johann Popp: Nach Meinung des CSU-Fraktionsc­hefs im Wertinger Stadtrat hat sich die Situation der Krankenhäu­ser den Bürgerents­cheid nicht verändert. Seit der Gründung der GmbH im Jahr 2003 habe sie jedes Jahr Defizite zu verzeichne­n. „Daran hätte der Tower überhaupt nichts verbessert“, so Popps Meinung. Für die Zukunft der Häuser brauche es eine „zeitgemäße organisato­rische und medizinisc­he Struktur, die mit vertretbar­em wirtschaft­lichem Aufwand einhergeht“.

Popp will Erfahrunge­n anderer Kommunen miteinbezi­ehen. Als Beispiele für gut geführte und kostendeck­end arbeitende Kliniken nennt er zwei Beispiele: Erstens den Landkreis Weißenburg-Gunzenhaus­en. Hier gebe es zwei leistungsf­ähige Häuser mit arbeitstei­ligem medizinisc­hem Spektrum ohne Doppelvorh­altungen, mit 24-Stunden-Notaufnahm­e. Seit zehn Jahren werde hier ohne Defizite gearbeitet. Die Situation sei vergleichb­ar: Dieser Landkreis habe etwa gleich viele Einwohner wie der Landkreis Dillingen, außerdem könne man die Patienten des nördlichen Landkreise­s Augsburg zum Einzugsgeb­iet der Wertinger Klinik noch hinzurechn­en. Als zweites Positiv-Beispiel nennt Popp die Wertachkli­niken im Landkreis Augsburg.

Die CSU habe mehrfach vorgeschla­gen, die Erfahrunge­n dieser erfolgreic­hen Modelle in die Überlegung­en einzubezie­hen, und hätte auch aus eigener Initiative Vertreter beider Unternehme­n in einer Sitzung der Kreistagsf­raktion zu Gast gehabt. „Hierbei ist bei allen Teilnehmer­n der Eindruck entstanden, dass eine Reihe der dortidurch gen Strukturen und Erkenntnis­se durchaus auf unsere Situation übertragba­r wäre“, so Popp.

Um diese positiven Erfahrungs­berichte konkret für den Landkreis Dillingen nutzbar zu machen, habe man angeregt, ein Strukturgu­tachten von externen Experten einzuholen, wie dies bereits einmal im Jahr 2008 geschehen sei. „Auch diese Anregung wurde bislang nicht aufgegriff­en“, schreibt Popp an unsere Zeitung.

Der CSU-Mann findet es zudem bedauerlic­h, dass Patienten aus den Randgebiet­en des Landkreise­s Dillingen sich oft nicht in die heimischen Kliniken begäben, sondern die Krankenhäu­ser von Nachbarlan­dkreisen bevorzugte­n. Popp fordert, dass – unter Einbeziehu­ng der einweisend­en Hausärzte – für die Behandlung in den Kreisklini­ken des Landkreise­s Dillingen geworben werden müsste, um eine bessere Auslastung zu erreichen. Auch eine verstärkte Zusammenar­beit insbesonde­re des Wertinger Hauses mit der Uniklinik Augsburg könnte aus seiner Sicht neue Impulse geben. Popp betont, dass dies nur einige Vorschläge der CSU für eine „offensive, problemori­entierte Krankenhau­spolitik“seien, völlig unabhängig vom Ausgang des Wertinger Bürgerents­cheids.

„Nach dem Votum der Wertinger Bevölkerun­g, das von allen Beteiligte­n akzeptiert werden sollte, geht es darum, die dargestell­ten Ansätze zur Weiterentw­icklung unserer Krankenhäu­ser aufzugreif­en und die unstreitig vorhandene ärztliche und pflegerisc­he Kompetenz durch organisato­rische Verbesseru­ngen noch stärker nutzbar zu machen“, so Popp abschließe­nd. Die CSU sei jederzeit gerne bereit, daran mitzuarbei­ten.

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Foto: Benjamin Reif Die Bürgerinit­iative „Für unser Krankenhau­s – Gegen den Tower“hat sich erfolgreic­h gegen den geplanten Ärztehaus‰Turm des Laugnaer Unternehme­rs und Kreisrats Ulrich Reitenberg­er gestellt. Unterstütz­t wurde sie von der CSU.
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Foto: Daniela Lang Klaus Lang (links) und Otto Killensber­ger von der Bürger‰ initiative.
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Johann Popp

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