Wertinger Zeitung

Putin gedenkt Stalingrad und droht Deutschlan­d

Vor 80 Jahren siegte die sowjetisch­e Armee in der blutigen Schlacht um die Stadt, die heute Wolgograd heißt. Der russische Präsident wirft Berlin vor, sich wieder in einen Krieg gegen Russland hineinzieh­en zu lassen.

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Das Gedenken an den Sieg der sowjetisch­en Armee gegen die deutsche Wehrmacht in Stalingrad, der am 2. Februar 1943 besiegelt war, ist in Russland von äußerster Wichtigkei­t. Die Bevölkerun­g begeht diesen Tag traditione­ll mit einer Mischung aus Trauer um die Opfer und Stolz auf den wegweisend­en Sieg im Zweiten Weltkrieg. In diesem Jahr mischen sich jedoch andere Töne in die Feierlichk­eiten.

Kremlchef Wladimir Putin hat Deutschlan­d am Donnerstag vorgeworfe­n, sich erneut in einen Krieg mit Russland hineinzieh­en zu lassen. „Es ist unfassbar, aber eine Tatsache: Wir werden erneut mit dem deutschen Panzer Leopard bedroht“, sagte Putin bei einem Festakt in Wolgograd, das früher Stalingrad hieß. Wie im Zweiten Weltkrieg werde wieder auf dem Boden der Ukraine mit deutschen Waffen gegen Russland gekämpft, sagte der 70-Jährige.

Wie damals gegen die deutschen Truppen werde sich Russland aber auch diesmal wehren, meinte Putin mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine, den er vor fast einem Jahr selbst begonnen hatte: „Wir haben etwas, womit wir antworten. Und mit der Anwendung von Panzertech­nik ist die Sache nicht erledigt. Das sollte jeder verstehen“, sagte der Anführer der Atommacht.

Putin äußerte sich erstmals seit der Entscheidu­ng Deutschlan­ds, Panzer an die Ukraine zu liefern, öffentlich. Dabei warf er dem „kollektive­n Westen“eine anti-russische Politik wie unter Nazi-Diktator Adolf Hitler vor. „Jetzt sehen wir leider die Ideologie des Nazismus in einem modernen Antlitz, in seiner modernen Ausprägung schafft er erneut eine Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes“, behauptete Putin. Deutschlan­d hat hingegen immer wieder betont, keine Kriegspart­ei zu sein oder werden zu wollen.

Kritiker werfen Putin vor, die für viele Russen heiligen Gedenktage zur Erinnerung an den Sieg der Sowjetunio­n gegen HitlerDeut­schland im Zweiten Weltkrieg für seine Propaganda um den Überfall auf die Ukraine zu missbrauch­en. Den Krieg gegen die Ukraine hatte er am 24. Februar begonnen. Bis heute hält Russland rund 18 Prozent der Ukraine besetzt. Mit Raketen- und Drohnenang­riffen hat Russland zuletzt auch gezielt Energie-Infrastruk­tur in der Ukraine vernichtet, um das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. Immer wieder werden auch einfache Wohnhäuser getroffen, weshalb viele Zivilisten durch Putins Krieg sterben.

Putin besuchte am Donnerstag außerdem eine Gedenkstät­te für die Verteidige­r Stalingrad­s in den Jahren 1941 bis 1943. Anlässlich des Jubiläums wurden in Wolgograd teils Ortsschild­er ausgetausc­ht und die Stadt vorübergeh­end in Stalingrad zurückbena­nnt. Es wurde auch eine Stalin-Büste enthüllt zur Erinnerung an den Sowjetdikt­atur Josef Stalin (1879– 1953), der das Land damals in den Sieg geführt hatte. (dpa)

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Foto: Lobakin, Kremlin, AP, dpa Wladimir Putin bei einem Festakt in Wolgograd.

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