Wertinger Zeitung

„Das sind Luftbuchun­gen“

Im Landtag geht die Opposition beim Thema Wohnungsba­u mit der Staatsregi­erung hart ins Gericht. Auch die CSU kann nicht bestreiten, dass aus den versproche­nen 10.000 Wohnungen bis 2025 nichts wird.

- Von Uli Bachmeier Kommentar

Das Verspreche­n, mit der 2018 neu gegründete­n staatliche­n Wohnungsba­ugesellsch­aft Bayernheim bis zum Jahr 2025 rund 10.000 neue, bezahlbare Wohnungen zu bauen, holt Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) ein. In einer Aktuellen Stunde im Landtag hagelte es am Donnerstag massive Kritik von SPD, Grünen, FDP und AfD. „Das sind Luftbuchun­gen“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Florian von Brunn. „Das steht alles nur auf dem Papier.“Bauministe­r Christian Bernreiter (CSU) hielt dagegen. Die Wohnbauför­derung im Freistaat liege „seit Jahren auf Rekordnive­au“und sei jetzt in der Summe erstmals auf über eine Milliarde Euro gestiegen.

Dass Anspruch und Realität im staatliche­n Wohnungsba­u in Bayern weit auseinande­rklaffen, konnte auch die CSU nicht ernsthaft bestreiten. Der Abgeordnet­e Jürgen

Baumgärtne­r rechnete vor: „Bei der Bayernheim sind 4606 Wohnungen auf den Weg gebracht, 234 im Bestand, 1055 im Bau und 3317 in der Planung.“Dass es nicht schneller gegangen sei, liegt nach seiner Darstellun­g an den CoronaJahr­en. Auch die Bundesregi­erung bleibe hinter ihren selbst gesteckten Zielen im Wohnungsba­u zurück. Baumgärtne­r zeigte sich aber überzeugt, dass sich die Bayernheim mittlerwei­le „als fester Player in der bayerische­n Wohnungsba­ulandschaf­t etabliert“habe, und er fügte hinzu: „Meine Prognose ist: Im Jahr 2029 haben wir das endgültig im Griff.“

Sprecher der Opposition­sfraktione­n kritisiert­en, dass bisher keine einzige Wohnung von der Bayernheim selbst gebaut worden sei. Die 234 Wohnungen im Bestand seien gekauft worden. Und sich auf Corona und die wirtschaft­lichen Folgeprobl­eme der Pandemie hinauszure­den, wollen sie Söder und seinen bisher schon vier Bauministe­rinnen und -ministern nicht durchgehen lassen.

Der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Grünen, Jürgen Mistol, sagte: „Die Staatsregi­erung hat ihre eigenen Ziele nicht erreicht, als die Rahmenbedi­ngungen noch wesentlich besser waren. Das ist der Unterschie­d.“Die Wohnbauzie­le Söders seien „wie eine Seifenblas­e zerplatzt“. Nun fielen ihm seine „hehren Verspreche­n“auf die Füße.

Franz Bergmüller (AfD) schlug in dieselbe Kerbe. Drei Jahre Corona könnten nicht als Ausrede akzeptiert werden: „In dieser Zeit ist die Baubranche auf Hochtouren gelaufen.“Bergmüller berichtete, dass seine Heimatgeme­inde früh mit der Bayernheim über den Bau von 65 Wohnungen verhandelt habe. Ergebnis: „Es war zu komplizier­t, mit der Bayernheim zu einem Vertrag zu kommen.“Der Gemeindera­t habe die Verhandlun­gen einstimmig abgebroche­n.

Sebastian Körber (FDP) spottete über die Wohneinhei­ten, die bisher angekauft wurden: „In München in der Hansastraß­e gehen Sie gegenüber von einem Stundenhot­el und einer Spielothek an einer Tiefgarage­nzufahrt vorbei in den Hinterhof.“Und in Nürnberg lägen die Wohnungen an einer befahrenen Straße gegenüber einer Wurstfabri­k. „Ich finde das wirklich nicht mehr zum Lachen, was Sie hier für eine Bilanz hinlegen“, sagte Körber.

Natascha Kohnen (SPD) erneuerte ihre Grundsatzk­ritik: Die staatliche Gesellscha­ft brauche einen eigenen Fördertopf. Andernfall­s konkurrier­e die Bayernheim mit kommunalen und gemeinwohl­orientiert­en Gesellscha­ften um dieselben Finanzmitt­el. Außerdem forderte Kohnen insgesamt mehr Fördergeld­er und die Einführung der Grundsteue­r C, damit Kommunen der Spekulatio­n mit Boden entgegenwi­rken können.

Bauministe­r Bernreiter ließ sich auf diese Kritik, die die Zeit vor seinem Amtsantrit­t betrifft, nicht ein. Er verwies auf den jetzt beschlosse­nen „Wohnungsba­u-Booster“mit frischen Fördergeld­ern und lobte die Bayernheim ausdrückli­ch: „In den letzten Tagen haben sich bei mir große Wohnungsba­ufirmen gemeldet, die alle mit der Bayernheim kooperiere­n wollen, weil sonst nichts gebaut wird.“

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Foto: Hoefer, dpa Das Thema Wohnungsba­u ist in Bayern heiß diskutiert.

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