Was der neue Pächter vorhat
Ilir Seferi will aus der Alten Posthalterei in Zusmarshausen ein Gasthaus für jedermann machen. Wer noch einen alten Gutschein hat, sollte jetzt schnell sein.
„Dahoim“steht auf der dunkelblauen Schürze von Patrick Lorenz. Hinter einer riesigen Fensterscheibe zur Küche flambiert er gerade appetitliche Häppchen für die Gäste der Alten Posthalterei. Der Trubel im Gästebereich nebenan bringt den jungen Mann in der Küche nicht aus der Ruhe. In Trachten und andere feine Stoffe gekleidet trudeln die Gäste an diesem Abend im Restaurant des Gasthauses ein. Sie alle wollen dabei sein, wenn Ilir Seferi feierlich die Alte Posthalterei in Zusmarshausen übernimmt. Der neue Wirt weiß genau, was er mit dem alten Haus vorhat.
Auf diese Pläne setzt auch der Insolvenzverwalter Constantin Graf Salm-Hoogstraeten. Nachdem die vorherigen Pächter am 28. November Insolvenz angemeldet hatten, habe die Zeit gedrängt, wie er am Abend noch kurz vor der Unterzeichnung des Vertrags berichtet. Das Gehalt für die 38 Mitarbeiter sei nur noch für etwa zwei Monate gesichert gewesen. Es habe mehrere Interessenten gegeben, die das Haus übernehmen wollten, der Businessplan von Ilir Seferi habe aber am meisten überzeugt.
Ilir Seferi gilt als erfahrener Gastronom. Er betreibt das Viersternehotel Haunstetter Hof in Augsburg, zu dem ebenfalls ein Restaurant gehört. Hier kocht Sohn Eros, der seinen Eltern an diesem Abend in der Alten Posthalterei zur Seite steht.
Der neue Pächter sieht seine Aufgabe darin, das Gasthaus für Manager, normale Bürger, Fußballspieler und für alle anderen Menschen offen zu halten, wie er erklärt.
Sortimo-Geschäftsführer Klaus Emler wird noch konkreter: „Es braucht keinen Zwiebelrostbraten für 34 Euro. Jeder soll hier willkommen sein.“So ein Haus müsse sechs Tage die Woche geöffnet sein, vor allem auch am Sonntag. Das Gebäude ist schon seit Längerem
im Besitz einer Tochtergesellschaft des Zusmarshauser Fahrzeugausrüsters Sortimo. Bei der Wiedereröffnung lässt SortimoChef
Klaus Emler nun durchblicken, dass er sich in der Vergangenheit häufig den Kopf über die Zukunft der Alten Posthalterei zerbrochen
hatte. Das Konzept von Ilir Seferi sei zwar ganz ähnlich wie das der Vorgänger, es komme aber darauf an, wer es präsentiert.
Es bleibt also bei einem Romantikhotel mit Businesshotel, in dem Tagungen abgehalten und Hochzeiten und Familienfeste gefeiert werden können. Hinzu kommen Weekend-Specials, also spezielle Angebote für ein Übernachtungswochenende mit Menüs. Sobald das Wetter es zulässt, wird der Biergarten geöffnet. Die Kategorie Vier-Sterne-Superior würde Ilir Seferi in Zusmarshausen gern behalten. Er will versuchen, aus der traditionsreichen Geschichte des Hauses Kapital zu schlagen. Nicht nur Napoleon hätte hier übernachtet, auch Franz Josef Strauß sei da gewesen, berichtet er, „und ich habe gar kein Zimmer, das nach Strauß benannt ist“. So könnten Touristen auf dem Weg nach Augsburg doch eine Übernachtung in historischen Themenzimmern einlegen. Auch diese Idee ist nicht ganz neu.
Trotzdem glauben alle Beteiligten an den Erfolg. „Unsere Stärke ist der Fleiß“, sagt der studierte Hotelbetriebswirt über sich und sein Team. Es gehe darum, die Bedürfnisse der Gäste zu erkennen und ihnen nachzukommen.
Kulinarisch will Ilir Seferi unter anderem mit selbst angebautem Gemüse punkten. Außerdem werden Augustiner Bier und Schwarzbräu-Bier ausgeschenkt. Beide Fässer stehen am Abend im Eingangsbereich des Restaurants gleich nebeneinander. Zusmarshausens Bürgermeister Bernhard Uhl wird später vier Schläge brauchen, um das erste Bierfass anzuzapfen.
Gute Nachrichten gibt es für alle, die noch einen Gutschein bei den früheren Pächtern der Alten Posthalterei gekauft haben. Dass diese alten Gutscheine zuletzt nicht mehr eingelöst werden konnten, hatte für Unmut in Zusmarshausen und Umgebung gesorgt, wie Bernhard Uhl auch Ilir Seferi mitgeteilt hatte. Der habe zugesagt, dass alle Gutscheine im ersten Monat pauschal mit einem Essen und einem Getränk anerkannt werden würden, berichtet der Bürgermeister.