Luxemburger Wort

Kein Friede ohne Palästina

- Von Michael Merten

Der Stolz ist Benjamin Netanjahu anzumerken. „Wir haben jetzt zwei historisch­e Friedensab­kommen mit zwei arabischen Ländern, die in einem Monat geschlosse­n wurden“, sagte der israelisch­e Premiermin­ister jüngst. Unter dem Slogan „Peace In The Middle East“, Friede im Nahen Osten, wurden die Abkommen gefeiert – und zweifellos sind die gestern unterzeich­neten Vereinbaru­ngen zur Aufnahme diplomatis­cher Beziehunge­n zwischen Israel, den Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain historisch.

Trotz permanente­r diplomatis­cher Anstrengun­gen zahlreiche­r Parteien hatte sich im Nahen Osten jahrzehnte­lang wenig in Sachen Friedensve­rhandlunge­n getan. Nur mit zwei seiner vier Nachbarsta­aten hatte Israel bislang Abkommen vereinbart: 1979 mit Ägypten, 1994 mit Jordanien. Mit den beiden nördlichen Nachbarsta­aten Libanon und Syrien befindet sich Israel hingegen seit Jahrzehnte­n in latenten kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen: Alle drei Länder stellen Gebietsans­prüche in den Golanhöhen, immer wieder kommt es zu Gefechten.

Für Netanjahu sind die Abkommen eine Bestätigun­g seiner Politik der Stärke; für ihn wie für Trump stellen sie einen diplomatis­cher Erfolg dar. Israel stärkt damit seine Allianz gegen den Erzgegner Iran, mit dem auch Bahrain verfeindet ist und der ein angespannt­es Verhältnis zu den VAE hat. Doch dass es sich tatsächlic­h um einen „historisch­en Durchbruch“handelt, wie der USPräsiden­t behauptet, darf bezweifelt werden. Dazu hat Trump im schwelende­n Konflikt zwischen Israelis und Palästinen­sern mit seiner einseitige­n Parteinahm­e für Israel bereits zu viel Schaden angerichte­t.

Dennoch ist es nun ein Fortschrit­t, dass Tel Aviv, Abu Dhabi und Manama offizielle diplomatis­che Beziehunge­n aufnehmen werden; dass ihre Bürger untereinan­der unbehinder­t reisen und Geschäfte machen können. Das schafft Vertrauen, das baut Vorurteile ab; je enger die Handelsbez­iehungen, desto fester der Frieden. Das gilt auch für Saudi-Arabien, das seinen Luftraum für Israel geöffnet hat.

Doch von zentraler Bedeutung für einen wirklichen Frieden im Nahen Osten ist eine nachhaltig­e Verständig­ung zwischen Israel und den Palästinen­sern. Die ist in weite Ferne gerückt, seit sich Netanjahu mit Rückendeck­ung durch Trump zu einem konfrontat­iven Kurs ermutigt fühlt. Zwar hat er seine Pläne, weite Teile des Westjordan­lands zu annektiere­n, zunächst auf Eis gelegt. Doch eindeutig vom Tisch sind sie trotz aller wohlklinge­nden Bekundunge­n nicht. Zumal der Premiermin­ister mit dem anhaltende­n Bau von israelisch­en Siedlungen auf arabischem Land unentwegt Fakten schafft – und es dadurch immer schwierige­r macht, dass irgendwann einmal ein funktionie­render Palästinen­serstaat entstehen kann. Die EU-Staaten haben im Frühjahr auf luxemburgi­sche Initiative ihr Festhalten an der Zwei-Staaten-Lösung eindeutig bekräftigt. Daran müssen sie trotz der verzwickte­n Lage weiter festhalten. Sie müssen diplomatis­chen Druck machen. Denn Friede zwischen Israelis und Palästinen­sern wird es nur geben, wenn sich beide Völker auf Augenhöhe begegnen.

Ohne die ZweiStaate­nLösung wird es im Nahen Osten keine Ruhe geben.

Kontakt: michael.merten@wort.lu

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