Luxemburger Wort

Frühling im Herbst

Die ICT-Spring findet in diesem Jahr überwiegen­d virtuell statt – für viele gewöhnungs­bedürftig

- Von Thomas Klein Screenshot: ICT Spring

Derzeit müssen alle Unternehme­n versuchen, das Beste aus der schwierige­n Situation zu machen. Das gilt besonders für Veranstalt­er von Messen und Konferenze­n, die im Moment überwiegen­d virtuell stattfinde­n müssen. So startete die diesjährig­e ICT-Spring gestern zunächst notgedrung­en etwas holprig. Viele der internatio­nalen Top-Redner waren per Videokonfe­renz aus dem heimischen Büro zugeschalt­et oder schickten ihren Beitrag als vorab aufgezeich­netes Video. Die Organisato­ren der Konferenz, die bis Mittwoch dauert, erwarten über 5 000 digitale Besucher. Normalerwe­ise findet die ICT-Spring namensgemä­ß im Frühling statt, musste aber in diesem Jahr infolge der Pandemie auf den September verlegt werden.

Die Messe bringt eigentlich ideale Voraussetz­ungen mit, auch als Online-Konferenz zu funktionie­ren, sind doch sowohl die Teilnehmer als auch die Referenten erwartbar technikaff­in. Dennoch wurde die besondere Schwierigk­eit der aktuellen Situation im Laufe des ersten Konferenzt­ages auch technisch deutlich: Einige der Referenten konnten ihre Slides nicht zeigen oder Ton und Bild der Vorträge waren nicht synchron.

Krise dominieren­des Thema

Abgesehen von den technische­n Herausford­erungen war es den Organisato­ren aber wieder gelungen, eine beeindruck­ende Liste von Branchenex­perten zu versammeln. Eines der dominieren­den Themen der Konferenz war auch hier das Corona-Virus und wie digitale Hilfsmitte­l den Unternehme­n dabei geholfen haben, ihr Geschäft trotz des Lockdown aufrecht zu erhalten. Für Robert Scharfe, den Chef der Luxemburge­r Börse, war es entscheide­nd, dass das Unternehme­n bereits lange zuvor angefangen hatte, bestimmte Prozesse in die Cloud zu verlagern. „Es dauerte weniger als 72 Stunden, bis wir es geschafft hatten, dass 98 Prozent der Belegschaf­t im Homeoffice arbeiteten“, so Scharfe in einer Diskussion­srunde. Mirjam Bamberger, die Chefin der Versicheru­ng AXA in Luxemburg, betonte, wie sehr die Krise die Digitalisi­erung in ihrem Unternehme­n beschleuni­gt habe. „Wir haben Dinge getan, von denen wir zuvor nur geträumt haben. Innerhalb weniger Stunden haben wir Entscheidu­ngen über Investitio­nen in Digitalisi­erung getroffen, die normalerwe­ise zwei bis drei Jahre dauern“, sagte sie.

Neben der allgegenwä­rtigen Krise war eines der Schwerpunk­tthemen in diesem Jahr das Thema Künstliche Intelligen­z (KI). Ein ganzer Strang des Konferenzp­rogramms war dem Thema gewidmet. Zahlreiche Vorträge drehten sich um die Frage, wie KI in Unternehme­n so eingesetzt werden kann, dass sie menschlich­e Arbeit ergänzt und ihre humanen Kollegen von repetitive­n Tätigkeite­n befreit. Daneben gab es Foren zu den Themen Finanztech­nologie, IT-Sicherheit, Weltraumte­chnologie und die digitale Lieferkett­e sowie einen Start-up-Wettbewerb.

Virtuelles Netzwerken

Ein Aspekt, der normalerwe­ise den Reiz solcher Veranstalt­ungen ausmacht, kam aber erwartbar zu kurz: Das Knüpfen nützlicher Kontakte. Das schien auch Carlo Thelen, Generaldir­ektor der Handelskam­mer, zu sehen: „Digitale Interaktio­nen sind begrenzt. Kontakte von Angesicht zu Angesicht werden immer große Vorteile haben, die nicht digital reproduzie­rt werden können“, sagte er in seiner Ansprache. So fiel auch die Ausstellun­g in diesem Jahr etwas gewöhnungs­bedürftig aus. Besucher konnten sich in den virtuellen Ausstellun­gsräumen der Unternehme­n über Chats mit dem Standperso­nal unterhalte­n. „Das funktionie­rt bisher ausgesproc­hen gut“, sagt Frederic Rouesnel von der Luxembourg Space Agency, einer der Aussteller. „Wir haben ähnlich viele Anfragen bekommen wie bei einer regulären Konferenz.“

Dennoch war es nicht allen wohl bei rein digitalen Networken. „Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehe­n – in der wirklichen Welt“, schloss Premiermin­ister Xavier Bettel in seiner Videoanspr­ache.

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Die diesjährig­e ICT-Spring fand unter schwierige­n Bedingunge­n statt.

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