Graffiti statt Soldatengräber
Jugendliche erschaffen Kunst zum Nachdenken für neu gestalteten Sentier du Souvenir am Schumannseck
Wiltz. Krieg und Frieden. Es sind dies Gegensätze, an denen sich seit Anbeginn der Welt das Schicksal von Generationen entschieden hat. Ein existenzielles Thema, das auch die 16-jährige Grace aus Boxhorn bereits ab und an beschäftigt hat. Und dem sie sich gerade mit der Spraydose zu nähern versucht. Mit ruhiger Hand zaubert sie ein Kreuz auf die große Holzwand vor ihr.
Eines von zahlreichen Symbolen, die sie zuvor mit mehreren anderen Jugendlichen beim Brainstorming mit der Themenstellung in Verbindung gebracht hat. „Die jungen Künstler sollen ihre Ideen und Gedanken ausdrücken dürfen, selbst ergründen, was Freiheit und Frieden heute für sie bedeuten“, sagt Nadine Lepage vom Jugendbureau Éislek, das junge Menschen aktiv dazu ermutigt, sich als Mitgestalter der Gesellschaft einzubringen.
Kreative Zugänge zur Kriegsgeschichte eröffnen
In Wiltz geschieht dies nun also in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Öewersauer in einem vom Jugendbureau initiierten Workshop, der Kunst und Gedenkarbeit verbinden und letztlich in einem Graffiti-Kubus vereinen soll. Dieser wird später am neugestalteten Sentier du Souvenir am Schumannseck seinen Bestimmungsort finden, als Mittelpunkt einer dort angedachten Reflexionsstätte.
Fachliche Unterstützung erhalten die Jugendlichen dabei dank Raphael Gindt und Daniel Mac Lloyd von zwei ausgewiesenen Kennern der Graffiti-Kunst, die sich nicht zuletzt mit der
Mit Unterstützung von Künstler Raphael Gindt (r.) sägt Aaron einen Scherenschnitt zurecht. von ihnen gegründeten UrbanArt-Galerie „Kamellebuttek“in Esch/Alzette für die Förderung des Kulturlebens im Land einsetzen.
„Ein partizipatives Projekt wie dieser mehrtägige Kunstworkshop bietet jungen Menschen einen Zugang zur Kriegsgeschichte, der über die Wissensvermittlung in der Schule hinausgeht und sie anregt, ihre Gedanken kreativ zu verarbeiten“, sagt Raphael Gindt, während er dem 13-jährigen Aaron gerade beim Aussägen einer Soldatensilhouette zur Hand geht. Sie soll in der Folge mit Porträts und allerlei anderen Elementen Teil des neuen Kunstwerks werden und als rote Linie auch die Verbindung zu den neuen historischen Darstellungen entlang des Sentier du Souvenir herstellen.
Ausstellung noch bis zum 17. Oktober im Wiltzer Prabbeli
Diesen hatten die Jugendlichen denn auch zunächst in fachkundiger Begleitung am Schumannseck besucht. „Oft lassen dabei ja ganz elementare Dinge für die Jugendlichen erahnbar werden, was Krieg bedeutet. Etwa wenn sie hören, wie das Glimmen einer Zigarette im nächtlichen Schützengraben in Sekundenschnelle zum tödlichen Fehler werden konnte“, erklärt Gindt.
Wie die Workshop-Teilnehmer diese und andere Eindrücke künstlerisch verarbeitet haben, kann man aber auch schon vor der im Dezember geplanten Installierung ihres Kunstwerks am Schumannseck bewundern. Dies in der noch bis zum 17. Oktober laufenden Ausstellung „De la guerre à la paix: quelle (est ton) histoire?!“in der Galerie des soziokulturellen Zentrums Prabbeli in Wiltz.