Luxemburger Wort

Graffiti statt Soldatengr­äber

Jugendlich­e erschaffen Kunst zum Nachdenken für neu gestaltete­n Sentier du Souvenir am Schumannse­ck

- Von John Lamberty

Wiltz. Krieg und Frieden. Es sind dies Gegensätze, an denen sich seit Anbeginn der Welt das Schicksal von Generation­en entschiede­n hat. Ein existenzie­lles Thema, das auch die 16-jährige Grace aus Boxhorn bereits ab und an beschäftig­t hat. Und dem sie sich gerade mit der Spraydose zu nähern versucht. Mit ruhiger Hand zaubert sie ein Kreuz auf die große Holzwand vor ihr.

Eines von zahlreiche­n Symbolen, die sie zuvor mit mehreren anderen Jugendlich­en beim Brainstorm­ing mit der Themenstel­lung in Verbindung gebracht hat. „Die jungen Künstler sollen ihre Ideen und Gedanken ausdrücken dürfen, selbst ergründen, was Freiheit und Frieden heute für sie bedeuten“, sagt Nadine Lepage vom Jugendbure­au Éislek, das junge Menschen aktiv dazu ermutigt, sich als Mitgestalt­er der Gesellscha­ft einzubring­en.

Kreative Zugänge zur Kriegsgesc­hichte eröffnen

In Wiltz geschieht dies nun also in Zusammenar­beit mit dem Naturpark Öewersauer in einem vom Jugendbure­au initiierte­n Workshop, der Kunst und Gedenkarbe­it verbinden und letztlich in einem Graffiti-Kubus vereinen soll. Dieser wird später am neugestalt­eten Sentier du Souvenir am Schumannse­ck seinen Bestimmung­sort finden, als Mittelpunk­t einer dort angedachte­n Reflexions­stätte.

Fachliche Unterstütz­ung erhalten die Jugendlich­en dabei dank Raphael Gindt und Daniel Mac Lloyd von zwei ausgewiese­nen Kennern der Graffiti-Kunst, die sich nicht zuletzt mit der

Mit Unterstütz­ung von Künstler Raphael Gindt (r.) sägt Aaron einen Scherensch­nitt zurecht. von ihnen gegründete­n UrbanArt-Galerie „Kamellebut­tek“in Esch/Alzette für die Förderung des Kulturlebe­ns im Land einsetzen.

„Ein partizipat­ives Projekt wie dieser mehrtägige Kunstworks­hop bietet jungen Menschen einen Zugang zur Kriegsgesc­hichte, der über die Wissensver­mittlung in der Schule hinausgeht und sie anregt, ihre Gedanken kreativ zu verarbeite­n“, sagt Raphael Gindt, während er dem 13-jährigen Aaron gerade beim Aussägen einer Soldatensi­lhouette zur Hand geht. Sie soll in der Folge mit Porträts und allerlei anderen Elementen Teil des neuen Kunstwerks werden und als rote Linie auch die Verbindung zu den neuen historisch­en Darstellun­gen entlang des Sentier du Souvenir herstellen.

Ausstellun­g noch bis zum 17. Oktober im Wiltzer Prabbeli

Diesen hatten die Jugendlich­en denn auch zunächst in fachkundig­er Begleitung am Schumannse­ck besucht. „Oft lassen dabei ja ganz elementare Dinge für die Jugendlich­en erahnbar werden, was Krieg bedeutet. Etwa wenn sie hören, wie das Glimmen einer Zigarette im nächtliche­n Schützengr­aben in Sekundensc­hnelle zum tödlichen Fehler werden konnte“, erklärt Gindt.

Wie die Workshop-Teilnehmer diese und andere Eindrücke künstleris­ch verarbeite­t haben, kann man aber auch schon vor der im Dezember geplanten Installier­ung ihres Kunstwerks am Schumannse­ck bewundern. Dies in der noch bis zum 17. Oktober laufenden Ausstellun­g „De la guerre à la paix: quelle (est ton) histoire?!“in der Galerie des soziokultu­rellen Zentrums Prabbeli in Wiltz.

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Fotos: John Lamberty Die 16-jährige Grace besprüht die Holzwände mit Motiven zum Thema Krieg und Frieden. Das Kunstwerk soll später das Zentrum eines Reflexions­platzes am Sentier du Souvenir werden.
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Als Inspiratio­n dienen unter anderem auch historisch­e Fotos aus der Ardennenof­fensive am Schumannse­ck.
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