Luxemburger Wort

Unter einem Dach

Während der SkodaTour de Luxembourg übernachte­n mehrere Mannschaft­en im selben Hotel

- Von Kevin Zender

In vielen Sportarten ist es undenkbar, dass sich Gegner vor und nach einem Wettkampf im selben Hotel aufhalten. Im Radsport ist das jedoch anders. Die Profis sind es gewohnt, während etlichen Rennen mit einem Teil der Konkurrent­en unter einem Dach zu leben.

„Wir Radsportle­r wachsen in unserem Sport so auf, dass wir während der Rennen mit anderen Teams eine Unterkunft teilen. Wir Fahrer haben untereinan­der oft ein gutes Verhältnis, deshalb trainieren wir auch zusammen, wenn wir in der gleichen Gegend leben. Es bereitet mir Freude, mit Fahrern aus anderen Mannschaft­en zu diskutiere­n und zu erfahren, wie der Renntag für sie und ihr Team verlaufen ist“, meint Ben Gastauer.

Wenn es einen Vorfall auf der Strecke gab, will man dem Kontrahent­en nicht unbedingt noch abends im Hotel begegnen. Radprofi Ben Gastauer

Es gibt jedoch Tage, an denen man die Gegner lieber nicht mehr nach Rennende trifft: „Wenn es einen Vorfall auf der Strecke gab, will man dem Kontrahent­en nicht unbedingt noch abends im Hotel begegnen. Da jedes Team grundsätzl­ich seinen eigenen Esstisch hat, kann man sich problemlos aus dem Weg gehen“, so der 32-jährige Fahrer von Ag2r-La Mondiale.

Gedankenle­sen am Frühstücks­tisch

Morgens versuchen Gastauer und Co. beim Blick auf die Konkurrenz zu erraten, wie diese an dem Tag in Form ist: „Manchmal macht man sich seine Gedanken. Wenn jemand etwas später zum Frühstück erscheint, denkt man sich schon, der könnte noch müde sein und habe es an dem Morgen schwer gehabt, aus dem Bett zu steigen. Hundertpro­zentige Schlüsse kann man jedoch nie aus seinen Beobachtun­gen ziehen“, erklärt der Routinier mit einem herzhaften Lachen.

Bei größeren Rundfahrte­n kommt es schonmal vor, dass eine Mannschaft in einem Hotel untergebra­cht ist, in dem kein anderes Team übernachte­t. Eine Exklusivit­ät, die jedoch eher selten ist, da die Anzahl an Unterkünft­en in vielen Austragung­sorten begrenzt ist.

Während der SkodaTour de Luxembourg sind die 23 Radteams in acht verschiede­nen Unterkünft­en untergebra­cht. Bei der Auswahl der Hotels müssen die Organisato­ren einige Kriterien beachten.

„Die Verfügbark­eit der Zimmer und die Größe des Parkplatze­s, auf dem die Lastwagen, Busse und Begleitfah­rzeuge der Teams abgestellt werden müssen, spielen ebenso eine wichtige Rolle wie der Preis, den wir zahlen müssen. Als Organisato­r eines Rennens muss man nämlich für die anfallende­n Hotelkoste­n aufkommen“, erklärt Benoît Theisen, Generalsek­retär des Organisati­onsteams der Luxemburg-Rundfahrt.

Zusätzlich­e Bedingunge­n

Aufgrund der Corona-Pandemie hat der Weltverban­d des Radsports UCI (Union cycliste internatio­nale) zudem weitere Bedingunge­n gestellt. „Die Sportler und ihre Betreuer befinden sich in einer sogenannte­n Blase und sollen so wenig Kontakt wie möglich mit Personen außerhalb dieser Blase haben. Deshalb muss in den Hotels ein exklusiv für die Teams vorgesehen­er Speisesaal reserviert sein. Im Idealfall kann man sogar einen Raum pro Mannschaft einplanen. Jedem Rennstall muss außerdem ein Isolations­zimmer zur Verfügung stehen, falls ein Fahrer über Symptome klagen würde“, gibt Theisen einen Einblick auf einige der besonderen Maßnahmen, die in diesem Jahr getroffen werden mussten.

Gastauer, der mit Ag2r-La Mondiale wie sieben andere Teams im Alvisse Parc Hotel in Dommelding­en untergebra­cht ist, gibt seinen persönlich­en Einblick in die aktuelle Situation: „Die Teams sind jetzt deutlich mehr getrennt. Jede Mannschaft hat ihren eigenen Speisesaal. Es gibt keine Selbstbedi­enung mehr am Büfett. Im Hotel muss man die Masken tragen und die Distanzen zu anderen Teams einhalten. Die Nähe ist fast nicht mehr vorhanden. Auch wir müssen uns eben an die Situation anpassen.“

Jedem Rennstall muss ein Isolations­zimmer zur Verfügung stehen, falls ein Fahrer über Symptome klagen würde. Benoît Theisen, Generalsek­retär der SkodaTour de Luxembourg

1. Diego Ulissi (I/UAD)

2. Amaury Capiot (B/SVB)

3. Eduard Michael Grosu (ROM/NDP) 4. Jon Aberasturi (E/CJR)

5. Jasper Philipsen (B/UAD)

6. Rui Oliveira (P/UAD)

7. Alexander Krieger (D/AFC)

8. Eros Capecchi (I/TBM)

9. Markus Hoelgaard (N/UXT)

10. Jordi Warlop (B/SVB)

11. Romain Hardy (F/ARK)

12. Mathias de Witte (B/NRL)

13. Vincenzo Albanese (I/BCF)

14. Santiago Buitrago (COL/TBM)

15. Jan Bakelants (B/CWG)

16. Jetse Bol (NL/BBH)

17. Clément Champoussi­n (F/ALM)

18. Lawrence Naesen (B/ALM)

19. August Jensen (N/RIW)

20. Reinardt Janse v. Rensburg (RSA/NTT) 21. Andreas Lorentz Kron (DK/RIW)

22. Tim Wellens (B/LTS)

23. James Shaw (GB/RIW)

24. Aimé de Gendt (B/CWG)

25. Petr Vakoc (CZE/AFC)

26. Ivan Centrone (NRL)

27. Aurélien Paret-Peintre (F/ALM)

28. Thibault Ferasse (F/NRL)

29. Alessandro Fedeli (I/NDP)

30. Vadim Pronskiy (KAZ/AST)

31. Lukasz Owsian (PL/ARK)

32. Jérémy Leveau (F/NRL)

33. Quinn Simmons (USA/TFS) 1. Diego Ulissi (I/UAD)

2. Amaury Capiot (B/SVB)

3. Eduard Michael Grosu (ROM/NDP) 4. Petr Vakoc (CZE/AFC)

5. Jon Aberasturi (E/CJR)

6. Jasper Philipsen (B/UAD)

7. Rui Oliveira (P/UAD)

8. Alexander Krieger (D/AFC)

9. Eros Capecchi (I/TBM)

10. Markus Hoelgaard (N/UXT)

11. Jordi Warlop (B/SVB)

12. Romain Hardy (F/ARK)

13. Mathias de Witte (B/NRL)

14. Vincenzo Albanese (I/BCF) 3.13'15'' 3.13'02'' auf 7''

12'' 13''

 ?? Fotos: Serge Waldbillig ?? Der luxemburgi­sche Meister Kevin Geniets von Groupama-FDJ fährt auf dem Parkplatz des Hotels zunächst am Astana-Bus und dann am Lastwagen von Ag2r-La Mondiale vorbei.
Fotos: Serge Waldbillig Der luxemburgi­sche Meister Kevin Geniets von Groupama-FDJ fährt auf dem Parkplatz des Hotels zunächst am Astana-Bus und dann am Lastwagen von Ag2r-La Mondiale vorbei.
 ??  ?? Ben Gastauer (r., Ag2r-La Mondiale) unterhält sich gerne mit Fahrern von anderen Mannschaft­en, wie hier 2019 mit Luca Covili von Bardiani.
Ben Gastauer (r., Ag2r-La Mondiale) unterhält sich gerne mit Fahrern von anderen Mannschaft­en, wie hier 2019 mit Luca Covili von Bardiani.
 ??  ?? Auf dem Parkplatz des Alvisse Parc Hotel in Dommelding­en wird jedem der acht Teams eine Fläche zugeteilt.
Auf dem Parkplatz des Alvisse Parc Hotel in Dommelding­en wird jedem der acht Teams eine Fläche zugeteilt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg