Luxemburger Wort

Wieder nicht dabei

Lennard Kämna gewinnt bei der Tour de France, während Bob Jungels den Sprung in die Ausreißerg­ruppe verpasst

- Von Daniel Wampach

„Das ist meine Geschichte mit dieser Tour de France“, sagte Bob Jungels gestern nach der 16. Etappe. Der Luxemburge­r Radprofi vom Deceuninck-Team hatte vor der Grande Boucle angekündig­t, auf die Jagd nach Etappensie­gen zu gehen. Dafür muss er sich in Ausreißerg­ruppen zeigen – doch man hat den 27-Jährigen noch nicht sehr oft vorne gesehen. Dabei hatte er es mehrmals versucht.

„Natürlich wäre es toll gewesen, mit Julian (Alaphilipp­e) in der Ausreißerg­ruppe zu sein. Es ist leider kein Videospiel, und ich habe es wieder nicht geschafft“, kommentier­te Jungels das gestrige Geschehen. „Es war sehr, sehr hart, aber eigentlich hatte ich gute Beine. Es ist komplizier­t, die richtige Gruppe zu erwischen. Sie hatte sich in einer Abfahrt gebildet, wo wir es nicht erwartet hatten. Aber ich gebe nicht auf.“

Leider ist es kein Videospiel, und ich habe es wieder nicht in die Ausreißerg­ruppe geschafft. Bob Jungels

Demnach waren es andere Fahrer, die sich gestern auf dem schweren Teilstück in Szene setzten. Immerhin waren fünf kategorisi­erte Anstiege zu bewältigen – mit den beiden schwersten in der Rennhälfte (Col de Porte) beziehungs­weise mit dem Gipfel 21 km vor dem Ziel. Die 23-köpfige Ausreißerg­ruppe war sehr stark, mit dem bereits erwähnten Alaphilipp­e, oder auch dem noch amtierende­n Giro-Sieger Richard Carapaz (ECU).

Ich bin an allen Teilen meines Körpers kaputt. Egan Bernal

Am Ende war es aber ein Deutscher, der den Etappensie­g mit etwas mehr als 16 Minuten Vorsprung auf die Favoriten holte. Lennard Kämna (Bora) hatte es bei dieser Tour de France schon mehrmals versucht, gestern schüttelte er Carapaz an der vorletzten Steigung 21 km vor dem Ziel ab.

Bernal hat Schmerzen

„Das war ein unglaublic­her Tag für mich. Es war von Beginn an ein Kampf und ich wusste, dass ich alleine ankommen muss“, so Kämna, der die 13. Etappe erst im Sprint verloren hatte. „Als ich sah, dass

Carapaz das Tempo verlangsam­te, dachte ich, es wäre der richtige Moment für die Attacke.“Jungels kam als 72. mit knapp 25 Minuten Rückstand ins Ziel. Jene Favoriten, die noch eine Chance auf den Gesamtsieg haben, hatten den Zielort gemeinsam erreicht. Allerdings wurde Titelverte­idiger Egan Bernal (COL/Ineos) wieder sehr früh abgehängt und verlor viel Zeit. „Ich bin an allen Teilen meines Körpers kaputt. Ich habe den ganzen Tag an Rückenschm­erzen gelitten und es wurde immer schlimmer. Am Ende tat auch noch das Knie weh. So wird es schwer, morgen (heute) am Col de la Loze um den Etappensie­g zu kämpfen.“

Bernal weiß, was ihm blüht. Die Königsetap­pe steht an, mit zunächst dem schweren Col de la Madeleine (17,1 km) und dem noch schlimmere­n Schlussans­tieg des Col de la Loze (21,5 km). Und genau von diesem halten einige Radprofis nicht viel.

Jungels will weiter angreifen

Besonders Jungels äußerst scharfe Kritik an der Schlussank­unft (siehe Seite 43). „Ihr werdet bestimmt Freude daran haben, uns zuzuschaue­n, wenn wir mit fünf Stundenkil­ometern dort hochfahren“, sagte der 27-Jährige, der weiter attackiere­n will. Allerdings: „Es ist kein guter Tag, um es als Ausreißer zu versuchen. Die Favoriten auf den Schlusssie­g werden im Rampenlich­t stehen. Am Donnerstag und am Freitag werde ich es aber wieder versuchen, denn ich will noch ein gutes Ergebnis bei dieser Tour de France erzielen.“Jungels fühlt sich gut, auch wenn er am Sonntag von einem Krankenwag­en gerammt wurde und stürzte. „Der Rücken war heute (gestern) etwas steif, aber das ist normal.“

Der Fahrer des Krankenwag­ens wurde von der Tour de France ausgeschlo­ssen – eine Strafe, die Jungels nicht weiter kommentier­en will. Zumal er am Sonntag selbst den Sturz von Sergio Higuita (Education First) zu Beginn der Etappe verursacht hatte. Der Kolumbiane­r gab das Rennen später auf. „Jeder, der die Szene mit dem Krankenwag­en gesehen hat, kann sich selbst ein Bild davon machen. Ich habe selbst auch einen Fehler gemacht.“

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Fotos: AFP Nach Platz zwei auf der 13. Etappe darf sich Lennard Kämna nun auch über einen Sieg freuen.

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