Luxemburger Wort

Eigene Wege

Sportsolda­tin Sadine Correia hat sich durchgekäm­pft, jetzt nimmt die Fußballkar­riere Fahrt auf

- Von Andrea Wimmer

Sadine Correia ist viel unterwegs. Ihr Terminkale­nder ist voll. Meistens pendelt sie täglich zwischen mehreren Sportstätt­en: In der Coque in Kirchberg arbeitet sie an ihrer Athletik, in Monnerich hat sie Einheiten mit der Nationalma­nnschaft, dazu kommen die Vorbereitu­ng und die Spiele mit der Mannschaft des SC Bettemburg – und seit dieser Saison das Training beim deutschen Traditions­verein 1. FC Saarbrücke­n.

Wenn die Fußballnat­ionalspiel­erin von ihrem straffen Wochenprog­ramm erzählt, kann man angesichts der unterschie­dlichen Termine, Trainer und deren jeweiligen Programme ein bisschen durcheinan­derkommen.

„Ich muss mich immer mit jedem Coach abstimmen. Manchmal ist es ein bisschen viel auf einmal. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an den Rhythmus“, sagt die 28Jährige. Sie absolviert ihr Programm mit großem Engagement und hat ihren Wohnsitz von Ettelbrück

Der Druck war groß. Sadine Correia

an die Grenze zum Saarland verlegt. Denn für die Defensivsp­ielerin ist die aktuelle Konstellat­ion ein wichtiger Schritt. Ihre Fußballkar­riere, die durchaus hindernisr­eich war, nimmt nun Fahrt auf.

Correia ist Sportsolda­tin. Dafür muss sie sicherstel­len, dass sie Fußball unter profession­ellen Bedingunge­n betreibt. „Ich habe zu Beginn der Laufbahn beim Nationalen Olympische­n Komitee COSL einen Wechsel ins Ausland als Ziel angegeben“, berichtet sie. „Das Training in Saarbrücke­n ermöglicht es mir nun, auf höherem Niveau Fußball zu spielen als in Luxemburg.“Die derzeitige Situation ist eine Übergangsl­ösung. In der Winterpaus­e soll Correia ganz zum deutschen Zweitligis­ten wechseln.

Sie hat sorgenvoll­e Zeiten hinter sich. Die Corona-Pandemie drohte all ihre Pläne zunichte zu machen. Am liebsten wäre die Bettemburg­er Führungssp­ielerin, die aus einer Familie mit kapverdisc­hen Wurzeln stammt, nach Portugal gegangen. Correia hatte einen Berater mit Kontakten in mehrere Länder. Dann kam das Virus. Flüge gingen nicht mehr, Grenzen wurden dichtgemac­ht. Für Correia schloss sich eine Tür nach der anderen. „Natürlich stellt man sich Fragen. Ich dachte, mein Gott – wie mache ich das jetzt? Was geschieht mit meinem Vertrag? Der Druck war groß“, sagt sie. „Aber das war kein Grund aufzugeben. Ich habe immer versucht, eine andere Lösung zu finden, wenn wieder etwas nicht klappte.“

Viel Lob

Dies ist eine der positiven Eigenschaf­ten, die Correia auszeichne­n. Die Leute, die mit ihr arbeiten, kennen noch mehr davon. „Sadine ist ein super Charakter. Sie ist ein offener

Hat ihre Ziele klar im Blick: Sadine Correia.

Mensch, mit dem man immer reden kann, der immer für andere da ist. Sie ist ein echtes Vorbild“, sagt Bettemburg­s Nationalto­rhüterin Lena Krier. „Sie ist der Motor der Mannschaft. Für jeden ist es toll, mit ihr zu spielen. Es wird hart für uns, wenn sie geht“, meint ihre französisc­he Kollegin Justine Oswald. „Sie hat eine athletisch­e Power, wie ich sie selten bei einer Fußballeri­n erlebt habe“, so Clubtraine­r Yves Block, der

auch Correias Willen, Disziplin, Ehrlichkei­t und den menschlich­en Umgang hervorhebt.

Um voranzukom­men, muss die Spielerin nun eigene Wege gehen, aber im Grunde musste sie das schon immer. Für Correia war und ist nichts selbstvers­tändlich. Nicht einmal, dass sie überhaupt Fußball spielt. Ihre Eltern waren zunächst dagegen gewesen.

Die damalige Ettelbrück­er Trainerin Claudine Miller überredete den Vater. Miller unterstütz­te den Teenager auch schulisch, denn als Migrantenk­ind tat sich Correia schwer: „Claudine gab mir vor dem Training Nachhilfe. Ich machte in der Buvette Hausaufgab­en und durfte erst runter auf den Platz, wenn ich damit fertig war. Ich bin Claudine sehr, sehr dankbar.“Seit 2016 spielt Correia in Bettemburg. Sie wurde zwei Mal Meister. Als der Club 2017 erstmals in der Champions League antrat, musste sie passen.

Arbeit mit Athletikco­ach

Sie war damals auf Auslandsmi­ssion im Kosovo. Correia, die aus Überzeugun­g in die Luxemburge­r Armee eintrat und dort eine der ersten dunkelhäut­igen Frauen war, war nämlich zunächst Soldatin und später erst Sportsolda­tin. „Ich wollte der Armee erst dienen, bevor ich die Armee um einen Gefallen bitte“, erklärt sie.

Seit 2018 ist sie Mitglied der Elitesport­sektion. Anfangs musste sie viel alleine trainieren, was nicht einfach war. Der Verein organisier­te einen Athletikco­ach. Der heute auch für den Fußballver­band tätige Hochspring­er Kevin Rutare brachte ihr viel bei. Seit der Frauenfußb­all 2020 in der FLF neu strukturie­rt wurde, hat sich für Correia einiges zum

Positiven verändert. Nationaltr­ainer Dan Santos half der Spielerin ebenso wie Block und Miller bei der Suche nach einem passenden Verein im Ausland. Dass es bei der FLF nun mehr Training für die Frauen gibt, bringt auch Correia voran. „Niemand ist verpflicht­et, mich zu unterstütz­en. Aber für jede Unterstütz­ung, die ich bekomme, bin ich dankbar“, sagt sie.

Mit Saarbrücke­n war zunächst vereinbart, dass sie nur mittrainie­rt. Als Correia dort Anfang August begann, wollten die Deutschen sie doch gleich fest verpflicht­en. „Aber Bettemburg hatte noch keine neue Verteidige­rin, weil ja etwas anderes vereinbart war. Ich habe mein Wort gegeben, bis zur Winterpaus­e zu bleiben, und das halte ich“, erklärt Correia. So trainiert sie mehrere Abende die Woche in Saarbrücke­n und muss sich dann wieder ins Spiel Bettemburg­s einfügen.

Beim Saisonauft­akt klappte das gut. 7:0 gewann ihr Team gegen Diekirch. Correia will weiter alles für Bettemburg geben, ehe sie 2021 mit Saarbrücke­n in der zweiten Bundesliga Süd antritt. Die Gegner heißen dann FC Bayern II, Köln oder Hoffenheim II. Die Luxemburge­rin wird definitiv viel unterwegs sein.

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Fotos: Stéphane Guillaume Sadine Correia zeichnet sich durch ihre Dynamik auf dem Platz aus.
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