Eigene Wege
Sportsoldatin Sadine Correia hat sich durchgekämpft, jetzt nimmt die Fußballkarriere Fahrt auf
Sadine Correia ist viel unterwegs. Ihr Terminkalender ist voll. Meistens pendelt sie täglich zwischen mehreren Sportstätten: In der Coque in Kirchberg arbeitet sie an ihrer Athletik, in Monnerich hat sie Einheiten mit der Nationalmannschaft, dazu kommen die Vorbereitung und die Spiele mit der Mannschaft des SC Bettemburg – und seit dieser Saison das Training beim deutschen Traditionsverein 1. FC Saarbrücken.
Wenn die Fußballnationalspielerin von ihrem straffen Wochenprogramm erzählt, kann man angesichts der unterschiedlichen Termine, Trainer und deren jeweiligen Programme ein bisschen durcheinanderkommen.
„Ich muss mich immer mit jedem Coach abstimmen. Manchmal ist es ein bisschen viel auf einmal. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an den Rhythmus“, sagt die 28Jährige. Sie absolviert ihr Programm mit großem Engagement und hat ihren Wohnsitz von Ettelbrück
Der Druck war groß. Sadine Correia
an die Grenze zum Saarland verlegt. Denn für die Defensivspielerin ist die aktuelle Konstellation ein wichtiger Schritt. Ihre Fußballkarriere, die durchaus hindernisreich war, nimmt nun Fahrt auf.
Correia ist Sportsoldatin. Dafür muss sie sicherstellen, dass sie Fußball unter professionellen Bedingungen betreibt. „Ich habe zu Beginn der Laufbahn beim Nationalen Olympischen Komitee COSL einen Wechsel ins Ausland als Ziel angegeben“, berichtet sie. „Das Training in Saarbrücken ermöglicht es mir nun, auf höherem Niveau Fußball zu spielen als in Luxemburg.“Die derzeitige Situation ist eine Übergangslösung. In der Winterpause soll Correia ganz zum deutschen Zweitligisten wechseln.
Sie hat sorgenvolle Zeiten hinter sich. Die Corona-Pandemie drohte all ihre Pläne zunichte zu machen. Am liebsten wäre die Bettemburger Führungsspielerin, die aus einer Familie mit kapverdischen Wurzeln stammt, nach Portugal gegangen. Correia hatte einen Berater mit Kontakten in mehrere Länder. Dann kam das Virus. Flüge gingen nicht mehr, Grenzen wurden dichtgemacht. Für Correia schloss sich eine Tür nach der anderen. „Natürlich stellt man sich Fragen. Ich dachte, mein Gott – wie mache ich das jetzt? Was geschieht mit meinem Vertrag? Der Druck war groß“, sagt sie. „Aber das war kein Grund aufzugeben. Ich habe immer versucht, eine andere Lösung zu finden, wenn wieder etwas nicht klappte.“
Viel Lob
Dies ist eine der positiven Eigenschaften, die Correia auszeichnen. Die Leute, die mit ihr arbeiten, kennen noch mehr davon. „Sadine ist ein super Charakter. Sie ist ein offener
Hat ihre Ziele klar im Blick: Sadine Correia.
Mensch, mit dem man immer reden kann, der immer für andere da ist. Sie ist ein echtes Vorbild“, sagt Bettemburgs Nationaltorhüterin Lena Krier. „Sie ist der Motor der Mannschaft. Für jeden ist es toll, mit ihr zu spielen. Es wird hart für uns, wenn sie geht“, meint ihre französische Kollegin Justine Oswald. „Sie hat eine athletische Power, wie ich sie selten bei einer Fußballerin erlebt habe“, so Clubtrainer Yves Block, der
auch Correias Willen, Disziplin, Ehrlichkeit und den menschlichen Umgang hervorhebt.
Um voranzukommen, muss die Spielerin nun eigene Wege gehen, aber im Grunde musste sie das schon immer. Für Correia war und ist nichts selbstverständlich. Nicht einmal, dass sie überhaupt Fußball spielt. Ihre Eltern waren zunächst dagegen gewesen.
Die damalige Ettelbrücker Trainerin Claudine Miller überredete den Vater. Miller unterstützte den Teenager auch schulisch, denn als Migrantenkind tat sich Correia schwer: „Claudine gab mir vor dem Training Nachhilfe. Ich machte in der Buvette Hausaufgaben und durfte erst runter auf den Platz, wenn ich damit fertig war. Ich bin Claudine sehr, sehr dankbar.“Seit 2016 spielt Correia in Bettemburg. Sie wurde zwei Mal Meister. Als der Club 2017 erstmals in der Champions League antrat, musste sie passen.
Arbeit mit Athletikcoach
Sie war damals auf Auslandsmission im Kosovo. Correia, die aus Überzeugung in die Luxemburger Armee eintrat und dort eine der ersten dunkelhäutigen Frauen war, war nämlich zunächst Soldatin und später erst Sportsoldatin. „Ich wollte der Armee erst dienen, bevor ich die Armee um einen Gefallen bitte“, erklärt sie.
Seit 2018 ist sie Mitglied der Elitesportsektion. Anfangs musste sie viel alleine trainieren, was nicht einfach war. Der Verein organisierte einen Athletikcoach. Der heute auch für den Fußballverband tätige Hochspringer Kevin Rutare brachte ihr viel bei. Seit der Frauenfußball 2020 in der FLF neu strukturiert wurde, hat sich für Correia einiges zum
Positiven verändert. Nationaltrainer Dan Santos half der Spielerin ebenso wie Block und Miller bei der Suche nach einem passenden Verein im Ausland. Dass es bei der FLF nun mehr Training für die Frauen gibt, bringt auch Correia voran. „Niemand ist verpflichtet, mich zu unterstützen. Aber für jede Unterstützung, die ich bekomme, bin ich dankbar“, sagt sie.
Mit Saarbrücken war zunächst vereinbart, dass sie nur mittrainiert. Als Correia dort Anfang August begann, wollten die Deutschen sie doch gleich fest verpflichten. „Aber Bettemburg hatte noch keine neue Verteidigerin, weil ja etwas anderes vereinbart war. Ich habe mein Wort gegeben, bis zur Winterpause zu bleiben, und das halte ich“, erklärt Correia. So trainiert sie mehrere Abende die Woche in Saarbrücken und muss sich dann wieder ins Spiel Bettemburgs einfügen.
Beim Saisonauftakt klappte das gut. 7:0 gewann ihr Team gegen Diekirch. Correia will weiter alles für Bettemburg geben, ehe sie 2021 mit Saarbrücken in der zweiten Bundesliga Süd antritt. Die Gegner heißen dann FC Bayern II, Köln oder Hoffenheim II. Die Luxemburgerin wird definitiv viel unterwegs sein.