Luxemburger Wort

„Nicht noch weiter Öl ins Feuer gießen“

Bei der Sitzung des WADA-Exekutivko­mitees besprechen Dan Kersch und Co. die Beziehung zu den USA

-

Die Welt-Antidoping-Agentur WADA und die USA sind momentan nicht gut aufeinande­r zu sprechen: Die Beziehunge­n standen in den beiden vergangene­n Tagen ganz oben auf der Tagesordnu­ng bei der Sitzung des WADA-Exekutivko­mitees.

„Es darf nicht noch weiter Öl ins Feuer gegossen und ein Kleinkrieg angefangen werden“, resümiert Luxemburgs Sportminis­ter Dan Kersch die Situation. Die USA hatten im Juni 2020 gedroht, ihre Finanzieru­ng an die WADA zu beenden. Die 2,4 Millionen Euro machen 15 Prozent des Budgets aus. „Der Dialog mit den Entscheidu­ngsträgern in den USA muss gesucht werden“, so Kersch.

Bereits seit einiger Zeit gibt es die Idee, Gelder über private Sponsoren einzunehme­n. Kersch, der für den Europarat im Exekutivko­mitee vertreten ist, sagt, dass „wir prinzipiel­l dafür sind, aber mit klaren Regeln“. Nicht einverstan­den zeigte er sich mit dem Vorschlag von WADA-Präsident Witald Banka: „Er wollte die alleinige Entscheidu­ngsgewalt haben, welche Sponsoren bezahlen. Ich habe ihm gesagt, dass dies keine gute Idee ist. Ich wollte ihn schützen. Diese Entscheidu­ng muss vom Exekutivko­mitee getroffen werden.“

Sorgen bereitet der WADA auch die Einführung des Rodchenkov Act, einem Gesetz in den USA, das auf Netzwerke und Hintermänn­er zielt, die weltweit strafrecht­lich verfolgt werden können. „Dieser Text sieht vor, dass die US-Sportler davon ausgeschlo­ssen sind. Des Weiteren stehen hohe Gefängniss­trafen von bis zu zehn Jahren und Geldstrafe­n von einer Million Euro. Die Auswirkung­en auf die WADA wären sind nicht abzusehen. Aber wenn dieses Gesetz Schule macht, brauchen wir keine WADA mehr“, gibt sich Kersch eher pessimisti­sch. Das Gesetz soll in Kürze vom US-Senat gestimmt werden.

Stimmrecht erkaufen

Für Kersch ist der Rodchenkov Act „ein politische­r Akt“und die „juristisch­e Unsicherhe­it wäre enorm“. Die USA wollen ihre Position in der WADA stärken. Momentan hat das Land nur einen Vertreter im Foundation Board und keinen im Exekutivko­mitee. Und sie stellen eine Bedingung mit der Zahlung ihres Beitrags. „Sie wollen sich ihr Stimmrecht erkaufen. Das geht aber nicht“, so Kersch.

Der LSAP-Politiker, der seit Anfang des Jahres im Exekutivko­mitee sitzt, gibt zu, dass die WADA „nicht perfekt ist und in der Vergangenh­eit einige Fehler gemacht hat. Aber ich frage mich, ob es besser wäre, wenn diese Institutio­n nicht mehr existieren würde. Das wäre verheerend für den internatio­nalen Sport“. dat

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg