Luxemburger Wort

Wälder und Riffe unter Druck

Weltgemein­schaft verfehlt Ziele zur Artenvielf­alt

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New York. Die Weltgemein­schaft hat ihre selbst gesteckten Ziele zum Erhalt der Artenvielf­alt einem UN-Bericht zufolge weitgehend verfehlt. Laut UN-Artenschut­zkonferenz wurde keine der vor zehn Jahren festgelegt­en 20 Vorgaben im Jahr 2020 vollständi­g erreicht – bei sechs Zielen habe man zumindest Teilerfolg­e erzielt. „Trotz ermutigend­er Fortschrit­te in mehreren Bereichen leidet die Welt stark und es wird schlimmer“, hieß es in dem gestern veröffentl­ichten Bericht. Sensible Lebensräum­e wie Korallenri­ffe seien stärker bedroht als je zuvor.

Grund für die Entwicklun­g sind demnach unter anderem die intensive Land- und Forstwirts­chaft sowie die vielerorts massive Überfischu­ng der Meere. Hinzu kommen die Zerstörung von Lebensraum, die Einführung fremder Arten in vielen Regionen und die Auswirkung­en der Klimakrise auf Tiere und Pflanzen. Doch es gibt Lichtblick­e: So sei die Waldrodung in den vergangene­n fünf Jahren im Vergleich zur Zeit vor 2010 um 33 Prozent zurückgega­ngen, heißt es. Auch das Bewusstsei­n um den Schutz der Artenvielf­alt scheine weltweit zuzunehmen, zudem seien die Schutzzone­n zu Land und Wasser ausgeweite­t worden.

Klimawande­l als größte Gefahr

UN-Chef António Guterres forderte ein ambitionie­rtes Vorgehen, vor allem auch im Hinblick auf die Erderwärmu­ng. „Ein Teil dieser neuen Agenda muss darin bestehen, die beiden globalen Herausford­erungen des Klimawande­ls und des Verlusts der biologisch­en Vielfalt koordinier­ter anzugehen und zu verstehen, dass der Klimawande­l alle anderen Bemühungen zur Erhaltung der biologisch­en Vielfalt zu untergrabe­n droht.“Nur so könne ein Leben im Einklang mit Pflanzen und Tieren bis 2050 erreicht werden.

Die UN-Artenschut­zkonferenz ging aus der 1992 in Rio de Janeiro beschlosse­nen Artenschut­zkonventio­n hervor. 2010 hatten die 196 Mitgliedst­aaten konkrete Artenschut­z-Ziele bis 2020 beschlosse­n. So sollten 17 Prozent der Land- und 10 Prozent der Meeresfläc­hen besser geschützt werden, um den Artenverlu­st zu stoppen. Die Teilnehmer­staaten führen momentan Verhandlun­gen über neue Ziele, die im Mai 2021 verabschie­det werden sollen.

Das Abkommen krankt an seiner Unverbindl­ichkeit. So ist es leider nicht verwunderl­ich, dass die Ziele verfehlt wurden. Jörg-Andreas Krüger, NABU

„Das Abkommen krankt an seiner Unverbindl­ichkeit. So ist es leider nicht verwunderl­ich, dass die Ziele verfehlt wurden“, sagte der Präsident des Naturschut­zbundes NABU, Jörg-Andreas Krüger. Ein großes Problem sei zudem der Einsatz „naturschäd­licher Subvention­en“durch Regierunge­n. Es fehle auch an finanziell­en Anreizen für naturvertr­ägliches Wirtschaft­en.

Zuletzt hatte bereits ein Bericht des WWF und der Zoologisch­en Gesellscha­ft London ein schlechtes Bild gezeichnet. Der Niedergang vieler Tierbestän­de setzt sich demnach seit Jahrzehnte­n unverminde­rt fort. Der Schwund bei rund 21 000 Population­en von Säugetiere­n, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien zwischen 1970 und 2016 beträgt demnach im Durchschni­tt 68 Prozent. dpa

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