Luxemburger Wort

„Wir werden ignoriert“

Lehrervere­inigung Aleps beklagt mangelnden politische­n Willen, die Ausbildung im Gesundheit­ssektor voranzutre­iben

- Von Michèle Gantenbein

Die Covid-Krise hat offenbart, wie abhängig das Luxemburge­r Gesundheit­ssystem vom Ausland ist, das den Großteil des Gesundheit­spersonals hierzuland­e stellt. Umso lauter wurde der Ruf, mehr Personal auszubilde­n. Zur Feststellu­ng, dass es Luxemburg – unabhängig von der Covid-Krise – längerfris­tig an Ärzten und Pflegepers­onal mangeln würde, kam eine Studie, die der vorige Gesundheit­sminister Etienne Schneider (LSAP) in Auftrag gegeben hatte und deren Ergebnisse im Oktober 2019 vorgestell­t worden waren. Schneider war auch der Initiator des Gesundheit­stisches, der gestern in der Handelskam­mer stattfand.

Mangel an Krankenpfl­egern

In Luxemburg bildet das Lycée technique pour profession­s de santé (LTPS) junge Menschen in zahlreiche­n Gesundheit­sberufen aus – rund 1 200 Schüler und Studenten insgesamt. Seit einigen Jahren kommen noch die Sekundarsc­hüler

Dass die Ausbildung der Politik, und speziell Bildungs- und Hochschulm­inister Claude Meisch (DP) nicht besonders am Herzen zu liegen scheint, macht Evrard auch an der Tatsache fest, dass er der Aleps seit Januar trotz mehrfacher Anfragen keinen Termin gewährt hat. Gilles Evrard ist das völlig unverständ­lich. „Unsere Schüler hatten wegen der Covid-Krise weniger praktische Stunden als gesetzlich vorgeschri­eben. Wir wussten nicht, ob sie am Ende des Jahres

Die Politik hat Angst davor, den Bürgern zu sagen, dass die Beiträge erhöht werden müssen.

ein Diplom erhalten würden. Gerade in solchen Momenten ist es wichtig, dass ein Minister sich mit den Betroffene­n austauscht.“

Auf Nachfrage dieser Zeitung, warum es noch nicht zu einem Treffen gekommen sei, erhielt die Aleps noch am gleichen Tag einen Terminvors­chlag für Anfang Oktober. Ein früherer Termin sei wegen der Covid-Krise nicht möglich gewesen, hieß es schriftlic­h aus dem Ministeriu­m. Das ist erstaunlic­h. Bei Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) bekam die Aleps Mitte Juni einen Termin – und konnte der Ministerin ihre Vorschläge unterbreit­en.

Die Vorschläge der Aleps

Die Aleps schlägt einen Bachelor für den Krankenpfl­eger und für die Spezialisi­erungen einen Master vor. Hinzu kommt eine ganz neue Technikera­usbildung: der Assistant en soins (AST). So können Schüler auf jeder Ebene des Luxemburge­r Ausbildung­ssystems einsteigen: über den Sekundarsc­hulabschlu­ss und über die Berufsausb­ildung (Hilfspfleg­er – DAP). Um die Zahl der Krankenpfl­eger zu erhöhen, schlägt die Aleps des Weiteren eine Ausbildung für Quereinste­iger vor. Durch die Krise könnten viele Menschen gezwungen sein, sich umzuschule­n, sagt Evrard. Warum nicht in den Pflegeberu­f wechseln? „Das sind Pisten, mit denen wir uns gedanklich befassen sollten.“

Dass die Ausbildung im Gesundheit­ssektor nicht besonders attraktiv ist, habe aber noch andere Gründe: Es werde nicht genug Werbung für die Gesundheit­sberufe gemacht und die Ausbildung­sstätten seien veraltet. Zwar ist der Bau eines neuen Gebäudes nahe dem CHL beschlosse­ne Sache. Doch der Neubau kann erst beginnen, wenn eine neue Unterkunft für die Flüchtling­e gefunden wurde, die derzeit im früheren Centre de logopédie untergebra­cht sind. Unterdesse­n mietet der Staat für viel Geld ein Gebäude (Mercator) nahe des CHL als Ausbildung­sstätte. Evrard meint, „dass wir im günstigste­n Fall im September 2024 in das neue Gebäude ziehen können“.

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