Luxemburger Wort

Die große Maskenvert­eilung

Die Zustellung von Mundschutz­en ist ein Kraftakt für die Gemeinden – auch für die Stadt Esch

- Von Nicolas Anen

Esch/Alzette. „Distributi­on de masques“steht noch heute, sechs Monate nach der Ausrufung des Lockdown, auf einem Schild am Eingang des Escher Rathauses. „Zuletzt sind aber quasi keine Leute mehr gekommen, die einen Gutschein vorlegen konnten“, sagt dazu der Escher Bürgermeis­ter Georges Mischo (CSV).

Gemeint sind die Päckchen mit 50 Einwegmask­en, die ab Ende Mai von den Gemeinden verteilt wurden. Das war bereits die zweite Maskenvert­eilung, an der die Kommunen beteiligt waren. Beide Male stellte es einen Kraftakt dar. Für Esch, angesichts seiner 36 000 Einwohner, wahrschein­lich mehr als anderswo.

Fünf pro Nase

„Das ist einer dieser Momente, die man nicht vergisst“, sagt Georges Mischo denn auch rückblicke­nd. Es war Ende April. Der Stadt Esch waren gerade Masken, jeweils 50 pro Kiste, vom Corps grand-ducal d'incendie et de secours (CGDIS) geliefert worden.

„Bei der ersten Verteilung waren es fünf pro Nase“, drückt es Mischo aus. Pro Haushalt musste die entspreche­nde Anzahl an Masken in einen Umschlag gepackt werden. In Esch waren dies 180 000 Masken und jeweils zwei Infoblätte­r,

die in 15 500 Briefumsch­läge eingepackt werden mussten. „Wir hatten uns zwei Tage dafür gegeben. Am Ende reichte einer. Auch wenn nicht alle Umschläge am gleichen Abend noch zur Post geliefert werden konnten“, erinnert sich Georges Mischo.

Um die Maskensort­ierung durchzufüh­ren, waren in größeren Räumen im Rathaus, aber auch im Theater, im Schwimmbad oder noch in der Stadtbibli­othek Mannschaft­en mit Gemeindemi­tarbeitern aufgestell­t worden.

„Die Leute arbeiteten mit Abstand, Masken und Handschuhe­n.“Auch wenn die Aufgabe sehr repetitiv war, entstand eine positive Dynamik, erinnert sich Georges Mischo, der selbst Hand mit angepackt hatte. „Wir wussten, dass wir im Dienste aller arbeiteten und wollten nicht die letzte Gemeinde sein.“

Stolz ist er auch, dass danach nur 44 Reklamatio­nen eingereich­t wurden, die meisten von Personen, die ihre Maske nicht schon am Folgetag erhalten hatten. „Ein Dutzend Bürger meldete sich, weil die Personen überhaupt keine Masken erhalten hatten. Da lieferten wir nach, ohne zu diskutiere­n“, sagt Mischo. Die übrig gebliebene­n

Die Maskenvert­eilung war kein Selbstläuf­er, so Bürgermeis­ter Georges Mischo.

Masken wurden sicherheit­shalber in einem Safe gelagert.

Wenn diese Aktion Georges Mischo letztendli­ch positiv in Erinnerung geblieben ist, dann auch, weil sie, zumindest in dieser Form, einmalig war. „Während ich Masken in Umschläge steckte, dachte ich: Das wird jetzt hoffentlic­h nicht jede Woche notwendig sein.“

Eine zweite Maskenvert­eilung sollte aber folgen. Dies um den 25. Mai herum, als die Schulen wieder öffneten. Dieses Mal waren den Einwohnern Gutscheine geschickt worden. Damit konnten sie an Stationen in ihren Gemeinden Packungen mit 50 Masken abholen, die erneut vom CGDIS geliefert worden waren. „In Esch haben wir dafür sechs Stationen eingericht­et“, erklärt Georges Mischo. Sieben Personen aus dem Sekretaria­t waren alleine mit der Koordinati­on beschäftig­t. Wieder war das Gemeindepe­rsonal, darunter Mitarbeite­r des Theaters oder der Badeanstal­t, involviert.

Staat vor Stadt in Raemerich

Eine negative Überraschu­ng erlebte die Stadt am Kreisverke­hr in Raemerich. Dort wollte sie eigentlich eine Drive-in-Station für die Maskenvert­eilung aufstellen. Doch der Zugang zum Parkplatz war mit Schildern blockiert. „Wir riefen bei der Straßenbau­verwaltung an und so wurde uns mitgeteilt, dass auf dem Parkplatz eine Covid-TestStatio­n eingericht­et werden sollte“, erinnert sich Mischo. Die Stadt wich auf den Universitä­tsparkplat­z in Belval aus.

Innerhalb von zehn Tagen waren zwei Drittel der Masken verteilt. „Der große Rush hatte in den ersten Tagen stattgefun­den.“Reklamatio­nen gab es dieses Mal keine.

Glücklich war Mischo damals über so manche Reaktion in den sozialen Medien. „Es gab immer Leute, die bemängelte­n, dass es in Esch langsamer zugehe. Aber dann gab es auch Einwohner, die keinen direkten Bezug zur Gemeinde haben, die antwortete­n und sagten: ,Gebt ihnen eine Chance, sie tun ihr Bestes'. Das hat gut getan.“

Durch diese Erfahrung sei man gewappnet, um schnell solche Verteilung­slösungen wieder auf die Beine zu setzen, sagt Georges Mischo. „In der Hoffnung, dass es nicht mehr notwendig sein wird.“

Das ist einer dieser Momente, die man nicht vergisst. Georges Mischo, Escher Bürgermeis­ter

 ?? Foto: Guy Wolff ?? Am 20. April packten Mitarbeite­r der Stadt Esch unter anderem im großen Sitzungssa­al des Rathauses 180 000 Masken und jeweils zwei Infoblätte­r in 15 500 Briefumsch­läge – diese wurden dann an die Bürger verschickt.
Foto: Guy Wolff Am 20. April packten Mitarbeite­r der Stadt Esch unter anderem im großen Sitzungssa­al des Rathauses 180 000 Masken und jeweils zwei Infoblätte­r in 15 500 Briefumsch­läge – diese wurden dann an die Bürger verschickt.
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Foto: Pierre Matgé

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