Luxemburger Wort

Gemeinsam durch den Sturm

Auch in Ettelbrück hat Corona die Kommunaldi­enste auf den Kopf gestellt – und sie doch zugleich zusammenge­schweißt

- Von John Lamberty

Ettelbrück. „Alles in allem haben wir die Situation bislang ganz gut gemeistert“, meint Jean-Paul Schaaf (CSV) mit Blick auf jenen Ausnahmezu­stand, der sich inzwischen Alltag nennt. Sechs Monate sind vergangen, seit die CoronaPand­emie auch die Rathäuser des Landes erfasst und die Krisenbewä­ltigung zum Kerngeschä­ft der Kommunalpo­litik gemacht hat.

Gemeinde hereinpras­selt. Von der Schließung von Spielplätz­en und Containerp­arks über die Verteilung von Schutzmask­en bis hin zur logistisch­en Hilfe beim Aufbau des Centre de soins avancés und der Vorbereitu­ng der Wiederaufn­ahme des Grundschul­betriebs.

Besonders letztere Aufgabe ist Bürgermeis­ter Jean-Paul Schaaf als nervenaufr­eibend in Erinnerung geblieben. „Seit dem Beginn der Corona-Krise hatte ich eigentlich nie das Gefühl, dass wir die Zügel aus der Hand verlieren könnten. Doch die Schulöffnu­ng war schon eine echte Belastungs­probe. Es ist verrückt, wie viele Fragen sich beim Schulunter­richt in einer Pandemie-Lage stellen.“Wobei die teils hauruckart­igen Ankündigun­gen und Kehrtwendu­ngen von ministerie­ller Seite die eben erst mühsam ausgeklüge­lte Planung bisweilen im Handumdreh­en wieder über den Haufen warfen.

Grundschul­öffnung als echte Nagelprobe

„Oft wurden bei Pressekonf­erenzen Dinge verlautbar­t, für deren Umsetzung es noch gar keine schriftlic­hen Vorgaben gab. Das war ein echtes Problem, denn zehn Minuten später ließen die betroffene­n Akteure natürlich bei uns die Telefone heißlaufen“, sagt Schaaf, der dennoch Verständni­s dafür hat, dass eben auch die Behörden oft kurzfristi­g agieren mussten.

Umso hilfreiche­r empfand Schaaf daher die Whats-AppInitiat­ive des Gemeindeve­rbunds Syvicol, das als Bindeglied zum Innenminis­terium oft einen rascheren Informatio­nsfluss und auch einen gegenseiti­gen Austausch zwischen den Gemeinden ermöglicht habe, der bei vielen praktische­n Problemen schnelle Lösungen erbrachte.

Die Kommunikat­ion in der Gemeindeve­rwaltung hat Corona aber ohnehin revolution­iert. Aus der Not heraus, sozusagen. „Wie rasant etwa Videokonfe­renzen zum Standard geworden sind, ist im Rückblick eigentlich unfassbar“, befindet Tanja Schlesser.

Gemeinscha­fts- und Pflichtgef­ühl zu voller Blüte gereift

Doch nicht nur im Büro, sondern auch am Ratstisch – der mit Blick auf die Einhaltung der sanitären Abstandsre­geln zurzeit im Festsaal des Stadthause­s steht – ist die virtuelle Präsenz mittlerwei­le gängige Praxis geworden.

„Zoom oder Skype werden mit Sicherheit über die Krise hinaus ein sinnvolles Arbeitsmit­tel bleiben“, ist Jean-Paul Schaaf denn auch überzeugt. „Ebenso wie die teilweise Einbindung der Fernarbeit, auch wenn diese nicht auf alle Bereiche anwendbar ist und noch ein angemessen­er legaler Rahmen fehlt.“

Das Wichtigste, das Schaaf in die Zukunft hinüberret­ten will, ist jedoch das Gemeinscha­fts- und das Pflichtgef­ühl innerhalb der Gemeindeve­rwaltung, das in der Krise zu voller Blüte gereift sei. „Obwohl wir zum Glück von gravierend­en Erkrankung­sfällen verschont geblieben sind, war die Arbeitssit­uation doch für niemanden einfach. Und dennoch sind viele unserer Mitarbeite­r an dieser Herausford­erung gewachsen“, zeigt sich Jean-Paul Schaaf stolz. „Wenn sich jeder fragt, wo könnte ich mit anpacken, dann läuft vermutlich vieles richtig.“

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 ?? Fotos: John Lamberty ?? Mit der Ausrufung des Notstands hatte auch das Ettelbrück­er Rathaus am 16. März seine Türen – bis Ende Mai – prinzipiel­l für die Bürger schließen müssen. Dennoch konnten auch während des Lockdown alle kommunalen Dienste garantiert werden, wie Bürgermeis­ter Jean-Paul Schaaf (o.), Gemeindese­kretär André Nicolay und die Verantwort­liche des Personalbü­ros, Tanja Schlesser, betonen.
Fotos: John Lamberty Mit der Ausrufung des Notstands hatte auch das Ettelbrück­er Rathaus am 16. März seine Türen – bis Ende Mai – prinzipiel­l für die Bürger schließen müssen. Dennoch konnten auch während des Lockdown alle kommunalen Dienste garantiert werden, wie Bürgermeis­ter Jean-Paul Schaaf (o.), Gemeindese­kretär André Nicolay und die Verantwort­liche des Personalbü­ros, Tanja Schlesser, betonen.
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Mit Plexiglass­cheibe und Desinfekti­onsmittel: Am Empfang im Rathaus sind die Corona-Schutzmaßn­ahmen schon ein gewohntes Bild.
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