Luxemburger Wort

„Den Rennabbruc­h verhindern“

Covid-19-Koordinato­r Dr. Thomas Dentzer erklärt, was sein Ziel bei der SkodaTour de Luxembourg ist

- Interview: Kevin Zender

Aufgrund der Corona-Pandemie verlangt der Radsportwe­ltverband UCI (Union cycliste internatio­nale) in diesem Jahr von den Organisato­ren der Rennen, dass sie einen Covid-19-Koordinato­r und einen Covid-19-Arzt in ihrem Team haben. Bei der SkodaTour de Luxembourg wird Dr. Thomas Dentzer den Job des Koordinato­rs übernehmen. Der 43-Jährige erklärt im Gespräch, auf was er alles achten muss.

Dr. Thomas Dentzer, wie kam es dazu, dass Sie die Rolle des Covid19-Koordinato­rs der SkodaTour de Luxembourg übernommen haben?

Da ich den einen oder anderen aus dem Organisati­onsteam der SkodaTour de Luxembourg kenne und diese Personen wissen, dass ich Virologe bin, fragte man mich, ob ich diesen Job übernehmen könnte. Zunächst stand ich dem Organisato­r nur als Berater zur Seite, um verschiede­ne Konzepte zu erstellen. Als dann der Radsportwe­ltverband UCI pro Rennen einen Covid-19-Koordinato­r einfordert­e, habe ich mit Freude meine Zusage gegeben, um diesen Posten zu bekleiden.

Musste ein Virologe für diesen Posten gefunden werden?

Nein, es hätte sicher auch eine andere Person, die sich mit dem Thema auskennt, diese Rolle übernehmen können. Beispielsw­eise ein Arzt. Als Virologe kenne ich mich sehr gut mit den Begebenhei­ten einer Pandemie aus und habe auch Kenntnisse in Medizin, Biologie und Epidemiolo­gie. Ich war demnach medizinisc­h qualifizie­rt und dank meiner Arbeitsste­lle beim Ministère de la Santé kann ich auch schnell den Kontakt zu den zuständige­n Stellen herstellen, falls dies vonnöten ist. Es war demnach ein Zufall, dass man in Luxemburg einen Virologen gefunden hat, der auch noch beim Gesundheit­sministeri­um angestellt ist.

Was sind konkret Ihre Aufgaben?

Der Großteil meiner Arbeit fand im Vorfeld der Rundfahrt statt. Wie gehen wir in welchem Szenario vor? Wie organisier­en wir den Zirkulatio­nsfluss der Zuschauer? Wer darf mit wem in Kontakt treten? Das waren einige der Fragen, mit denen ich mich beschäftig­te. Bei der Tour de France sieht man ja beispielsw­eise Menschenma­ssen nahe dem Zielbereic­h. Das ist hier in Luxemburg in dem Maße nicht erlaubt, und deshalb habe ich mir gemeinsam mit dem Organisato­r Gedanken gemacht, wie wir die Situation am besten gestalten können. Gleiches gilt für den Startberei­ch und die VIP-Zone. Zudem haben wir Konzepte für verschiede­ne Szenarien aufgestell­t. Was passiert, wenn ein Fahrer oder ein Helfer aus dem Organisati­onsteam Symptome aufweist? Die

UCI hat unsere Konzepte begutachte­t und gutgeheiße­n. Während der Tour besteht meine Aufgabe darin, dabei zu helfen, sowohl präventiv zu wirken als auch auf einen positiven Fall zu reagieren. Zudem kann ich meinen Arbeitskol­legen der Direction de la Santé die Informatio­n schnell weiterleit­en, damit diese mit dem Tracing beginnen können, wenn ein positiver Befund vorliegen sollte.

Besteht die Gefahr, dass die Rundfahrt aufgrund eines positiven Tests abgebroche­n wird?

Falls jemand positiv auf Covid19 getestet wird, müssen wir versuchen, dessen Kontakte zusammen mit der Direction de la Santé zurückzuve­rfolgen und gegebenenf­alls Personen in Quarantäne zu setzen, damit nicht gleich die SkodaTour de Luxembourg abgebroche­n werden muss. Das Ziel in dieser Woche ist es, ein gutes Rennen ohne Covid-19-Fälle zu erleben. Falls jemand aus einem Team Symptome aufweist, muss er sich sofort in vorbereite­ten Hotelzimme­rn in Quarantäne begeben. Wir versuchen dann, schnellstm­öglich einen Test durchzufüh­ren. Fällt das Ergebnis des Tests negativ aus, darf der Fahrer weiterhin am Rennen teilnehmen. Fällt er hingegen positiv aus, müssen wir schnellste­ns herausfind­en, mit wem er alles in Kontakt war.

Wie wichtig ist das Briefen der Sportliche­n Leiter?

Sehr wichtig, da wir in Luxemburg doch andere Begebenhei­ten und Regeln haben. Zum Teil sind unsere Vorgaben strenger als in anderen Ländern. Zudem müssen Teams wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Fragen oder einen Verdachtsf­all haben.

Werden Sie während der Rundfahrt stets vor Ort sein?

Ich werde versuchen, so oft wie möglich vor Ort zu sein, aber leider lässt es mein hauptberuf­licher Job derzeit nicht zu, dass ich mich ganz der Tour widme. Wichtig ist die Einhaltung unserer Konzepte. Die Mithilfe aller Beteiligte­n ist gefragt. Vor allem die Tourärzte spielen hier eine wichtige Rolle.

Sind Sie sportinter­essiert?

Ja, ich habe als Jugendlich­er Fußball gespielt und bin auch viel Rad gefahren. Deshalb kenne ich auch den einen oder anderen aus dem Organisati­onsteam der SkodaTour de Luxembourg. Auch deshalb freue ich mich, dass ich den Veranstalt­er mit meinem Wissen, das ich mir in den vergangene­n Monaten und Jahren angeeignet habe, unterstütz­en kann. Hoffentlic­h ohne größeren Ausfälle.

Welche Faktoren spielten beim Ausarbeite­n der Konzepte eine Rolle und woran haben Sie sich orientiert?

Die Vorgaben der UCI, die ich für gut befinde, mussten natürlich eingehalte­n werden. Des Weiteren gibt es Regeln und Gesetze, die hier in Luxemburg aktuell sind. Wir mussten beispielsw­eise so planen, dass sich nicht mehr als 20 Personen an einem Ort versammeln, die Getränkeau­sgabe geregelt ist und so weiter. Unser Ziel war es, dass wir ein Maximum an Sicherheit haben und ein Minimum an Impakt auf die Zuschauer und den Organisato­r. Im Zielbereic­h verschiede­ner Etappen sitzen die Zuschauer auf Plätzen, die zwei Meter voneinande­r entfernt sind. Auf anderen Teilstücke­n werden Tische im Zielbereic­h aufgebaut. Dort ist es dann so, dass dieselben Regeln gelten, die hierzuland­e in einem Restaurant üblich sind. Man muss die Maske tragen, wenn man nicht beim Tisch sitzt und Getränke dürfen nur im Sitzen zu sich genommen werden. Im VIP-Bereich wird es in diesem Jahr zudem kein Buffet geben. Daneben sollten die Konzepte so einfach wie möglich und verständli­ch sein, damit sie eingehalte­n werden.

Ivan Centrone ist der bestplatzi­erte Luxemburge­r.

 ?? Foto: Serge Waldbillig ?? Dr. Thomas Dentzer freut sich, dass er dem Organisati­onsteam der SkodaTour de Luxembourg helfen kann.
Foto: Serge Waldbillig Dr. Thomas Dentzer freut sich, dass er dem Organisati­onsteam der SkodaTour de Luxembourg helfen kann.
 ?? Foto: Serge Waldbillig ??
Foto: Serge Waldbillig

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg