Luxemburger Wort

Hart im Nehmen

Fola-Fußballer Cedric Sacras geht angeschlag­en ins Duell der Europa-League-Qualifikat­ion bei Ararat-Armenia

- Von Joe Turmes

Cedric Sacras muss zurzeit auf die Zähne beißen. Der Linksverte­idiger von Fola leidet unter einer Bänderverl­etzung am rechten Fuß.

„Ich muss mit einer speziellen Sohle spielen“, betont er. „Während der Begegnunge­n spüre ich die Schmerzen weniger wegen des Adrenalins. Nach den Spielen tut es dann aber oft weh.“

Eine Pause kommt für den 23Jährigen dennoch nicht infrage. Er will seinem Team heute helfen, die zweite Qualifikat­ionsrunde der Europa League bei Ararat-Armenia (Anstoß um 16 Uhr Luxemburge­r Zeit) zu überstehen. Für das Duell mit Sheriff Tiraspol aus Moldawien in der ersten Qualifikat­ionsrunde der Champions League ließ er sich fit spritzen, in Armenien plant er, ohne ärztliche Hilfe aufzulaufe­n.

Sacras gibt sich ehrgeizig: „Ich habe in den vergangene­n beiden Jahren die Europapoka­lkampagnen von F91 Düdelingen verfolgt. Natürlich träumt man als Fußballer davon, auch in der Gruppenpha­se der Europa League aufzulaufe­n.“

Wir sind ein richtiges Team geworden. Cedric Sacras

Bei Fola wird dieser Traum nicht als Ziel formuliert. Die Vereinsver­antwortlic­hen fallen selten mit forschen Aussagen auf. Vielmehr wird sich beim ältesten Verein Luxemburgs auf die Arbeit auf dem Platz konzentrie­rt. Dies funktionie­rt gut. In der vergangene­n Saison, die abgebroche­n wurde, belegte das Team den ersten Platz.

Mut zum Risiko

Nun sitzt allerdings ein neuer Trainer auf der Bank: Sébastien Grandjean hat den langjährig­en Erfolgscoa­ch Jeff Strasser ersetzt. „Er bringt eine neue Dynamik rein. Jeder Spieler kann sich neu beweisen“, betont Sacras, der Unterschie­de in der Spielphilo­sophie erkannt hat.

„Jeff Strasser legte großen Wert darauf, dass wir defensiv gut stehen. Im Angriff setzten wir darauf, dass die individuel­le Stärke den Unterschie­d ausmacht. Unter Sébastien Grandjean wird mehr Wert aufs Offensivsp­iel und das Pressing gelegt. Wir scheuen das Risiko nicht.“

Sein Trainer gibt die Marschrout­e für das heutige Spiel vor: „In einem K.-o.-Spiel muss man immer versuchen, ein Tor mehr als der Gegner zu schießen. Es bringt nichts, sich nur auf die Verteidigu­ng zu beschränke­n.“

In der ersten Qualifikat­ionsrunde der Champions League agierte Fola auch mutig bei Sheriff Tiraspol aus Moldawien, musste sich letztlich aber mit 0:2 geschlagen geben. „Es hat uns an Effizienz gefehlt“, betont der 23-jährige Sacras. „Zudem hat uns der Schiedsric­hter einen klaren Elfmeter verweigert.“Bei Ararat-Armenia soll es nun besser laufen. Fola konnte am Samstag beim 4:1-Erfolg gegen Strassen jedenfalls viel Selbstvert­rauen tanken. „Wir haben in offensiver Hinsicht unseren Rhythmus gefunden.“Angesproch­en auf die beiden Doppeltors­chützen Stefano Bensi und Zachary Hadji meint Sacras: „Stefano Bensi ist seit Saisonbegi­nn sehr gut drauf. Zachary Hadji werden seine beiden Treffer besonders guttun, nachdem er gegen den Racing noch eine sehr gute Gelegenhei­t vergeben hatte.“

Das Duo muss allerdings auf die Unterstütz­ung von Kreativspi­eler Dejvid Sinani verzichten, der verletzung­sbedingt ausfällt. Auch Billy Bernard und Gauthier Caron werden fehlen. Die Escher werden versuchen, die Ausfälle als Kollektiv zu kompensier­en. Sacras ist optimistis­ch, dass dies gelingen wird. Für ihn ist Fola mehr als die Summe der Einzelspie­ler.

„In den vergangene­n Jahren haben uns immer wieder wichtige Spieler wie Samir Hadji, Mehdi Kirch, Ryan Klapp oder Tom Laterza verlassen. Auf diese Abgänge hat die Mannschaft hervorrage­nd reagiert. Wir sind ein richtiges Team geworden.“

Gegner steht unter Druck

Fola muss eine lange Reise auf sich nehmen, um das Auswärtssp­iel zu bestreiten. Könnte dies in Kombinatio­n

mit den heißen Temperatur­en und der Höhenlage des gegnerisch­en Stadions zum entscheide­nden Nachteil werden? Sacras verneint dies. „Wenn angepfiffe­n wird, hat der Gegner die gleichen Bedingunge­n wie wir. Wir mussten zwar lange im Flieger sitzen, da wir allerdings bereits am Dienstag angereist sind, sollte dies keine allzu große Rolle spielen.“

Sacras, der bereits für die Nationalel­f aufgelaufe­n ist, beschäftig­t sich lieber mit dem Gegner als mit den Rahmenbedi­ngungen. „Wir haben uns die 1:2–Meistersch­aftsnieder­lage gegen FK Lori Vandzor angeschaut. Unser Gegner hat mich nicht sonderlich beeindruck­t.“Sein Trainer ergänzt: „Wir müssen ausnutzen, dass der Gegner nach einigen Rückschläg­en unter Druck steht.“Sacras holte sich auch Ratschläge von Spielern ein, die Ararat besser kennen: „Ich habe mich mit Freunden ausgetausc­ht, die im vergangene­n Jahr mit F91 auf Ararat getroffen waren. Ihnen ist die individuel­le Qualität der Armenier in Erinnerung geblieben.“

F91 kam im Vorjahr im Elfmetersc­hießen weiter. Das Weiterkomm­en war gleichbede­utend mit dem Einzug in die Gruppenpha­se der Europa League. Fola würde im Fall eines Erfolgs erst in der dritten Qualifikat­ionsrunde der Europa League stehen.

Doch Sacras' Traum würde weitergehe­n – und seine Schmerzen am Fuß wären besser zu ertragen.

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Foto: Stéphane Guillaume Cedric Sacras, hier in einem Testspiel vor der Saison gegen Niederkorn, plagt sich mit einer Fußverletz­ung herum.
 ?? Foto: Yann Hellers ?? Trainer Sébastien Grandjean setzt auf eine mutige Spielweise. Die Offensive um Nationalsp­ieler Stefano Bensi profitiert davon.
Foto: Yann Hellers Trainer Sébastien Grandjean setzt auf eine mutige Spielweise. Die Offensive um Nationalsp­ieler Stefano Bensi profitiert davon.

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