Luxemburger Wort

Verzicht auf Olympia-Ausschluss

Affäre Navid Afkari: Das Internatio­nale Olympische Komitee will die iranischen Sportler nicht bestrafen

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Der Iran muss den vielfach geforderte­n Ausschluss von den Olympische­n Spielen als Folge der Hinrichtun­g des Ringers Navid Afkari nicht befürchten. In einer Stellungna­hme teilte das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) am Dienstag mit, dass es einen solchen Bann aus Rücksicht auf die Sportler des Landes nicht anstrebt. „Der Ausschluss eines NOK's von den Olympische­n Spielen würde die Athleten dieses Landes bestrafen, nur weil sie unter einem bestimmten politische­n oder rechtliche­n System leben“, hieß es in der Mitteilung. Dies gelte umso mehr, als dass das iranische Nationale Olympische Komitee die Bemühungen des IOC um eine Lösung des Falls Afkari unterstütz­t habe.

Als zivile und nicht-staatliche Organisati­on habe das IOC weder den Auftrag noch die Fähigkeit, „die Gesetze oder das politische System eines souveränen Landes zu ändern. Dies ist die legitime Rolle der Regierunge­n und der jeweiligen zwischenst­aatlichen Organisati­onen.“

Ähnlich hatte sich zuvor IOCVizeprä­sident John Coates geäußert. „Die Schwierigk­eit für uns ist, dass sich diese Hinrichtun­g nicht auf ein Sportereig­nis bezog“, zitierte die Zeitung „The Sydney Morning Herald“am Dienstag den Australier. Die andere Schwierigk­eit bestehe darin, „dass es wahrschein­lich 50 Nationale Olympische­n Komitees gibt, die aus Ländern kommen, in denen noch die Todesstraf­e gilt“.

Bach hat um Gnade gebeten

Nach der Vollstreck­ung des Todesurtei­ls gegen Afkari am Samstag war der Ruf nach sportpolit­ischen Konsequenz­en bis hin zum Olympia-Ausschluss des Iran laut geworden. Das IOC habe schon einige Male Probleme mit dem Iran gehabt, meinte Coates. „Sie haben gegen Israel nicht teilgenomm­en, und wir haben sie wegen dieser Sportverst­öße schon einmal suspendier­t“, sagte der 70-Jährige. Mit Bezug auf den Fall betonte er, dass dies eine andere Situation sei. „Es handelt sich um jemanden, der des Mordes angeklagt wurde. Es gibt verschiede­ne Versionen von dem,

In London und in anderen Städten wird wegen der Hinrichtun­g von Navid Afkari protestier­t. was passiert ist, und verschiede­ne Versionen davon, ob er einen fairen Prozess bekommen hat.“

IOC-Präsident Thomas Bach hatte persönlich­e Briefe an Irans Oberstem Führer Ayatollah Ali Chamenei und an den Präsidente­n Hassan Rouhani geschriebe­n, „in denen er um Gnade für Navid Afkari bat und gleichzeit­ig die Souveränit­ät der Islamische­n Republik Iran respektier­te“.

Afkari hatte nach Angaben der iranischen Justiz bei einer Demonstrat­ion 2018 in der südiranisc­hen Stadt Schiras einen Sicherheit­sbeamten getötet. Der Sportler, seine Familie und Menschenre­chtsorgani­sationen führten an, ein Geständnis sei nur durch Folter erzwungen worden. Unter anderen hatten die Bundesregi­erung und die Europäisch­e Union Zweifel an der Rechtsstaa­tlichkeit des Verfahrens geäußert. Der Iran hat bislang jede Kritik zurückgewi­esen. dpa

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