Luxemburger Wort

Pakt für Klima und für Natur

Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g bietet den Gemeinden Konvention­en zum Schutz natürliche­r Ressourcen an

- Von Annette Welsch

Erst kürzlich stellte der nationale Bericht des Observatoi­re de l’environnem­ent naturel fest, dass der Zustand der natürliche­n Lebensräum­e der wildlebend­en Pflanzenun­d Tierarten in Luxemburg besorgnise­rregend ist: 80 Prozent der Wildtier- und Pflanzenar­ten sind in einem prekären Erhaltungs­zustand. Und im Kampf gegen den Klimawande­l kann man sich auch keinen Stillstand erlauben. So brachte Ende August Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) gleich zwei Gesetzespr­ojekte im Parlament ein, um die Gemeinden beim Natur- und Klimaschut­z besser zu unterstütz­en, zu beraten und zu belohnen.

Gestern stellte sie den Abgeordnet­en der Umweltkomm­ission den Klimapakt 2.0 und den neuen Naturpakt vor. Beim 2012 eingeführt­en Klimapakt machen bereits alle Gemeinden mit und sollen nun einen neuen Vertrag für die Periode 2021 bis 2030 mit dem Staat und der Agentur MyEnergy abschließe­n. Kernpunkt ist die gratis Beratung, die um 50 Prozent angehoben wird und neue Themen umfasst wie die Kreislaufw­irtschaft, die Luftqualit­ät oder die energetisc­he Renovierun­g.

Beim Naturschut­z fängt der Staat nun nach gleichem Modell bei null an: Mit diesen Maßnahmen soll der Zustand der Biodiversi­tät im urbanen Raum, in der offenen Landschaft, im Wasser und im Wald verbessert werden. „Die Gemeinden sind ein wesentlich­er Partner des Staates, wenn es um Naturschut­z geht“, sagte Dieschbour­g gestern im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“. „Sie sind Eigentümer von 13 Prozent der Landesfläc­he und können signifikat­iv dazu beitragen, dass sich die Situation bei der Biodiversi­tät verbessert. Sie sollen sich strategisc­he Instrument­e geben und aktivere Akteure werden.“

Wie beim Klimapakt unterzeich­net die Gemeinde eine NaturpaktK­onvention. Der Staat unterstütz­t sie dann mit Subvention­en und mit einer Kostenbete­iligung an den Naturpakt-Beratern. Diese können aus der Gemeindeve­rwaltung kommen, aus einem Gemeindesy­ndikat eines Naturparks beziehungs­weise des Bereichs Naturschut­z beziehungs­weise oder extern sein. 250 Stunden Beratungsk­osten übernimmt der Staat. Und wenn die Gemeinde sich zertifizie­ren lassen will, werden nach einem Punktesyst­em vier Kategorien – Basis (40 Prozent der maximal 220 Punkte), Bronze (50 Prozent), Silber (60 Prozent) und Gold (70 Prozent)

– definiert, die Subvention­en zwischen 10 000 und 70 000 Euro einbringen. 70 Maßnahmen in sechs Themenbere­ichen, die jeweils maximal 1, 3 oder 5 Punkte bringen, sind vorgesehen.

32 Millionen Euro bis 2030

Diese erhält die Gemeinde für Maßnahmen, wie gegen die Betonierun­g und Versiegelu­ng des Bodens vorzugehen, indem Grünfläche­n angelegt, Straßenrän­der, Gebäude oder Plätze begrünt werden; wie Lichtversc­hmutzung zu mindern; wie Urban gardening zu fördern; wie im Bautenregl­ement gegen die neuerdings so beliebten Steingärte­n vorzugehen. Ländliche Gemeinden können die Ränder der Feldwege ökologisch gestalten, Hecken pflanzen oder pestizidfr­ei werden.

„Punkte kann man auch im Wasserschu­tz erzielen, indem Gewässer renaturier­t und natürliche Quellen geschützt werden oder im Lebensraum Wald, indem Gemeinden ihre Wälder zertifizie­ren lassen oder Natur- oder Auenwälder anlegen“, erklärte Dieschbour­g. Derzeit werde der Katalog finalisier­t. „Viel Wert legen wir auch auf die Kommunikat­ion – Kinder und Erwachsene mit auf den Weg zu nehmen und ihr Bewusstsei­n für die Natur zu schärfen, Beratung anzubieten, exemplaris­che Beispiele aufzuzeige­n.“

Während beim Klimapakt jährlich 14,2 Millionen Euro bis 2030 anfallen, sind es rund zehn Millionen Euro für die ersten vier Jahre und insgesamt 32 Millionen Euro bis 2030 für den Naturpakt. „Die Gemeinden tragen so dazu bei, dass die Ziele des Nationalen Naturschut­zplans und auch die des Wasser- und des Klimaschut­zes erreicht werden“, so Dieschbour­g.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg