Luxemburger Wort

Schwer verdaulich

Die Minister Dieschbour­g und Fayot präsentier­en den Abgeordnet­en den Stand der Dinge im Dossier Fage

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Eigentlich sollte das vom damaligen Wirtschaft­sminister Etienne Schneider (LSAP) angeschobe­ne Projekt einer Joghurtfab­rik der griechisch­en Firma Fage auf dem Territoriu­m der Gemeinde Bettemburg zur Diversifiz­ierung der luxemburgi­schen Wirtschaft beitragen, doch was gut gemeint war, wird zunehmend zum Politikum und vor allem für Sozialiste­n und Grüne zur Belastung. Gestern legten Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) und Wirtschaft­sminister Franz Fayot (LSAP) auf Anfrage der CSV-Fraktion während einer gemeinsame­n Sitzung von parlamenta­rischer Umwelt- und Wirtschaft­skommissio­n den Stand der Dinge dar.

Laut CSV-Fraktionsc­hefin Martine Hansen hatten die beiden Minister jedoch auf zahlreiche Fragen keine Antwort, oder sie wälzten die Verantwort­ung auf andere ab. So habe Dieschbour­g bei Fragen nach dem Wasserverb­rauch auf die Zuständigk­eit der betroffene­n Gemeinden sowie das Wassersynd­ikat SES verwiesen. „Hier macht es sich die Ministerin zu einfach“, findet Hansen.

Die CSV stehe weiter zu ihrer Aussage, dass die Fabrik nicht nach Luxemburg passe, vor allem wegen mangelnder Nachhaltig­keit. Die Regierung habe sich mit dem Verkauf des Grundstück­s in eine Sackgasse manövriert. Fayot hätte bestätigt, dass der Staat über ein Vorkaufsre­cht für das Grundstück verfüge, wenn die Fabrik doch nicht gebaut werden sollte. Allerdings nicht zu dem ursprüngli­chen Verkaufspr­eis von knapp 30 Millionen Euro, sondern zu dem dann aktuellen Marktpreis und nur, wenn FAE überhaupt verkaufen möchte.

Der Rechnungsh­of prüft derzeit, ob der Verkauf des Geländes rechtens war, oder Genehmigun­gen fehlten. Es sei ebenfalls erklärt worden, dass die Kompensati­onsmaßnahm­en fast 32 Hektar betragen, das Gelände an sich umfasst 15 Hektar. Diese könnten aber nicht in der direkten Umgebung realisiert werden, da es sich um eine Industriez­one handelt.

Hansens Kritik zielt nicht ausschließ­lich auf Etienne Schneider, sondern auf die gesamte Regierung: „Ich war, wenn auch nur kurz, selbst Mitglied einer Regierung, da entscheide­t nicht ein einzelner

Die Joghurtfab­rik soll in der Industriez­one Wolser bei Bettemburg entstehen. Minister alleine“. Mit Dieschbour­g sei zudem die damalige Umweltmini­sterin noch immer im Amt.

„Eine Geisterfir­ma“

Selbst bei den Koalitions­parteien hält sich die Begeisteru­ng für das Projekt in Grenzen. So findet LSAP-Fraktionsc­hef Georges Engel es „unglücklic­h“, dass die Commodo-Prozedur in den Sommerferi­en lanciert wurde. Er gibt aber auch zu bedenken, dass an dem Projekt etwa 200 Arbeitsplä­tze hingen. Es sei zudem entgegen anderslaut­ender Berichte geplant, bis zu einem gewissen Teil Milch von luxemburgi­schen Bauern für die Produktion zu verwenden.

Josée Lorsché, Fraktionsc­hefin von Déi Gréng, verweist in Bezug auf die Commodo-Prozedur auf die Gesetzesla­ge. Die Ministerin habe überhaupt keine Möglichkei­t gehabt, das Dossier zurückzuha­lten. Problemati­sch findet sie, dass die Commodo-Prozedur nicht am voraussich­tlich hohen Wasserverb­rauch scheitern kann, diese basiere nämlich auf den bestmöglic­hen verfügbare­n Techniken. Deswegen plädiert sie für ein neues Commodo-Gesetz, in dem die Nachhaltig­keit eine wichtigere Rolle spielen soll. Das Projekt der Yoghurtfab­rik falle allerdings noch unter das aktuelle Gesetz, so dass Anpassunge­n keinen Einfluss auf das Projekt haben werden.

Lorsché ist ebenfalls Schöffin in der betroffene­n Gemeinde Bettemburg. Hier ist es die überrasche­nde Aussage, dass es bislang überhaupt keinen Kontakt zwischen der Kommune und der Firma gab. „Ich habe noch niemanden von Fage gesehen, für mich ist das eine Geisterfir­ma.“Andere Unternehme­n würden von sich aus den Kontakt mit der Gemeinde suchen, wenn sie sich auf deren Territoriu­m ansiedeln.

David Wagner (Déi Lénk) wirft Fage vor, 2012 nur aus Steuergrün­den aus dem finanziell gebeutelte­n Griechenla­nd nach Luxemburg gekommen zu sein und kritisiert das Umgarnen globaler Konzerne durch die Politik. MaH

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Foto: Lex Kleren

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