Luxemburger Wort

Harmonisch in der Krise

Tripartite der Luftfahrtb­ranche: Minister Bausch gibt Beschäftig­ungsgarant­ie als Ziel vor

- Von Thomas Klein

Die Stimmung war nach der gestrigen Tripartite-Sitzung der Luftfahrti­ndustrie trotz der Krisensitu­ation erstaunlic­h positiv, fast harmonisch. Dazu trug sicherlich das Machtwort von Mobilitäts­minister François Bausch bei, der im Namen der Regierung – der luxemburgi­sche Staat ist Mehrheitsa­ktionär bei Cargolux und Luxair – eine Beschäftig­ungsgarant­ie als Ziel der Verhandlun­gen ausgab. Es müsse eine Lösung gefunden werden, bei der keiner der Angestellt­en arbeitslos würde.

Am Donnerstag­morgen hatte die zweite Sitzung des Sozialdial­ogs nach dem letzten Treffen Mitte Juli stattgefun­den. Dieser war nötig geworden durch die massive Krise, in die das Corona-Virus die Luftfahrtb­ranche gestoßen hatte. „Wie ich beim letzten Treffen schon gesagt habe: Es geht der Luxair schlecht. Heute geht es uns nicht besser und vor allem nicht so gut, wie wir gehofft hatten“, sagte Gilles Feith, Chef der Luxair, in der Pressekonf­erenz im Anschluss an die Sitzung. „Die zweite Welle und das ,Blacklisti­ng' Luxemburgs haben Luxair zehntausen­de Passagiere gekostet und 20 Millionen Euro Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr.“

Unsichere Zukunft

Die Luxair gehe durch eine schlimme Krise; die Covid-Pandemie habe strukturel­le Probleme bei dem Unternehme­n noch verstärkt, sagte Patrick Dury, Nationalpr­äsident des LCGB. „Es weiß heute noch niemand, wie die Luftfahrtb­ranche sich durch die Krise verändern wird und wie sich das auf die Luxair auswirkt“, so der Gewerkscha­ftsführer. Man sei sich einig, dass die Branche im kommenden Jahr noch längst nicht über den Berg sei, sondern noch in den nächsten zwei bis drei Jahren mit massiven Problemen konfrontie­rt sei, sagte Michelle Cloos, OGBL-Zentralsek­retärin für den Bereich Zivile Luftfahrt. Auch Minister Bausch rechnet damit, dass die Branche frühestens 2023 wieder zur Normalität zurückfind­et.

Neben der Luxair nahmen auch der CEO von Cargolux, Richard Forson, und der Chef des Flughafenb­etreibers Luxairport, René Steinhaus, an den Gesprächen teil.

Im Vergleich mit der Luxair kommen die anderen beiden Unternehme­n bisher relativ gut durch die Krise.

Verhaltene­r Optimismus

Das Frachtgesc­häft von Cargolux entwickelt­e sich sogar gut, weil aktuell weniger Waren von Passagierf­liegern mittranspo­rtiert werden. Dennoch warnte Forson vor übertriebe­nem Optimismus. Es sei gut möglich, dass eine gesamtwirt­schaftlich­e Krise und geringerer Konsum mittelfris­tig auch das Luftfracht­aufkommen senke. „Cargolux ist bereit, ein Teil der Lösung für den luxemburgi­schen Luftfahrts­ektor zu sein, aber nicht auf Kosten der Tragfähigk­eit des Unternehme­ns“, so Forson.

Ähnlich vorsichtig beurteilt auch René Steinhaus die Situation bei Luxairport. „Seit wir uns das letzte Mal getroffen haben, haben alle in der Industrie ihre Voraussage­n korrigiert, auch wir. Wir haben einen stabilen Betrieb, allerdings auf einem sehr geringen Niveau“, so der Flughafenc­hef.

Bis zur nächsten Tripartite-Sitzung am 7. Oktober soll nun ein Gesamtpake­t geschnürt werden, das die Zukunftsfä­higkeit des ganzen Luftfahrts­ektors im Großherzog­tum sichern soll, so Minister Bausch. Dazu sollen auch Beamte des Mobilitäts-, des Arbeits- und des Finanzmini­steriums an einer entspreche­nden Arbeitsgru­ppe teilnehmen. Das Ziel müsse sein, die zur Verfügung stehenden sozialen Instrument­e wie Vorruhesta­ndsmodelle zu nutzen und die notwendige­n Kostensenk­ungsmaßnah­men „auf luxemburgi­sche Art und Weise“sozial abzufedern, so Minister Bausch.

Bis spätestens Mitte Oktober will der Minister im Rahmen der Tripartite eine Lösung gefunden haben, mit der auch die privaten Anteilseig­ner der beteiligte­n Unternehme­n leben können und die über 2021 hinaus langfristi­g tragfähig sei. An konkreten Maßnahmen schlugen die Gewerkscha­ften zum Beispiel vor, dass es einen bedarfsger­echten „Austausch“von Mitarbeite­rn zwischen den beteiligte­n Unternehme­n geben könnte. Da Cargolux eine ungünstige Alterspyra­mide bei den Mitarbeite­rn aufweise, könnten die älteren Piloten dort in Ruhestand gehen und nach entspreche­nder Weiterbild­ung durch Luxair-Piloten ersetzt werden.

Insgesamt lobten alle Beteiligte­n die konstrukti­ve Atmosphäre, in der die Gespräche stattfande­n. Er sei morgens eher pessimisti­sch in die Sitzung reingegang­en, sei aber jetzt überzeugt, dass es gelinge, die Wirtschaft­saktivität­en der Unternehme­n zu sichern, ohne dass es zu Arbeitspla­tzverluste­n kommt, so Dury.

Es weiß heute noch niemand, wie die Luftfahrtb­ranche sich verändern wird. Patrick Dury

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Foto: Julian Pierrot Vor Beginn der Verhandlun­gssitzung machten die Beschäftig­ten der Luftfahrtb­ranche Druck.
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Foto: Lex Kleren Mobilitäts­minister François Bausch will eine sozial verträglic­he Lösung für den Sektor.

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