Kleine Bühnen, starke Stücke
Was sie vereint und was sie unterscheidet
„Théâtre Ouvert Luxembourg“, so der Name einer der kleinsten Theaterbühnen Luxemburgs, die sich seit ihrer Gründung künstlerisch stets weltoffen gibt. Ihrem Namen konnte sie seit Mitte März erstmals aber nicht gerecht werden, denn auch dieses Theater musste, wie alle anderen Kulturhäuser auch, vor dem Virus kapitulieren. Corona traf die kleinen Bühnen besonders hart, und dennoch schauen das Kasemattentheater, das Théâtre du Centaure und das Théâtre Ouvert Luxembourg mit viel Zuversicht und Entschlossenheit in die Zukunft.
Dass sie die Programme ihrer neuen Spielzeiten in einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Banannefabrik in Bonneweg vorgestellt haben, ist eine Premiere. Es sind drei unterschiedliche Häuser mit unterschiedlichen Kulturen, aber sie alle drei verfolgen ein gemeinsames Ziel: das Hochhalten der darstellenden Bühnenkunst in Luxemburg. „Nous sommes le vivier de la culture au Luxembourg“, betonte Myriam Muller, die künstlerische Leiterin des Théâtre du Centaure, bei der Vorstellung der drei Programme.
Das Corona-Virus hat natürlich in der neuen Saison direkt und indirekt auch seinen Platz gefunden. Die kleinen Bühnen können wegen der sanitären Vorschriften nicht im vollem Ausmaß benutzt werden, weshalb alle drei zeitweilig auf andere Spielstätten, das Kapuzinertheater, das Carré in Hollerich und das Kinneksbond in Mamer, ausweichen werden. In der kleinen Luxemburger Theaterwelt ist somit eine gewisse Solidarität zu verspüren – alle ziehen an einem gemeinsamen Strang.
Aber auch inhaltlich trifft man auf die Pandemie. Schon die Programmhefte machen es auf ihren Umschlagseiten deutlich. Beim Kasemattentheater sind es Theatermasken, die Mundschutz tragen. Beim Théâtre Ouvert erkennt man einen weißen Stoff – ist es eine Maske? –, der runtergezogen wird, so, als wolle man dem Theater wieder seine Stimme zurückgeben. Beim Théâtre du Centaure erkennt man den Schauspieler Jules Werner, der in einem offenen Sarg liegt, er verkörpert den verstorbenen Vater des Hamlet – als Geist erscheint er Hamlet.
Das Shakespeare-Stück wird im Théâtre du Centaure in der kommenden Spielzeit aufgeführt. Die Familie, die während des Lockdown überall näher zusammengerückt ist, wird im Centaure zu einem wiederkehrenden Thema. Das Théâtre Ouvert setzt derweil auf Komödien, um auf die Corona-Zeit zu reagieren: Lachen gegen Viren. Das Kasemattentheater hat dafür in alten, noch nie aufgeführten und neuen Stücken Ähnlichkeiten mit der aktuellen Krise gefunden und fragt, muss der Mensch gerettet werden, und wenn ja, zu welchem Preis?