Luxemburger Wort

Zusammen verschiede­n sein

Die Religionsg­emeinschaf­ten aus Esch/Alzette beteiligen sich am Kulturjahr Esch 2022 – und beginnen schon jetzt mit einer Aktion

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Esch/Alzette. Vorfreude ist die schönste Freude, heißt es. Ein bisschen trifft das wohl auch auf die Aktion „Ensemble même si différents“zu, die der Pastoralra­t der Pfarrei Sainte-Famille in Esch/Alzette gemeinsam mit der Protestant­isch-Reformiert­en Kirche, der „Associatio­n islamique et culturelle du sud“und der „Liberal Jewish Community Luxembourg“durchführt. Denn eigentlich will die Interrelig­iöse Gruppe sich damit am Kulturjahr Esch 2022 beteiligen. Der Startschus­s fällt jedoch bereits am morgigen Samstag. Dann wollen die Mitglieder ein 3,70 mal 1,40 Meter großes Bücherrega­l bestücken, das das Logo von Esch 2022 abbildet.

Ideen zur Finanzieru­ng

Der Grund für den frühen Start ist simpel: Es geht um die Finanzieru­ng der Aktionen, die für 2022 geplant sind. „Unser Projekt wird zur Hälfte von der Kulturhaup­tstadt gezahlt, den anderen Teil müssen wir selbst aufbringen“, erklärt Paul Nilles, Projektkoo­rdinator und Mitglied im Pfarreienr­at. Die Verantwort­lichen haben bereits mehrere Aktionen organisier­t – etwa Waffeln verkauft oder einen Kalender

zusammenge­stellt und zum Verkauf angeboten – um ihre Kasse für das große Jahr aufzubesse­rn. Ein weiteres Instrument dazu: ein Büchermark­t. Schon seit mehreren Wochenende­n verkauft die Gruppe in der Escher Innenstadt Bücher – allesamt gespendet. Dabei gibt es keine festen Preise. Es wird auch nicht gewogen. Jeder darf geben, was ihm die Bücher wert sind. Die meisten, so erzählt Paul Nilles, würden dabei vernünftig­e Preise vorschlage­n.

Dass die Gruppe nun morgen schon mit ihrem Projekt für das Kulturjahr 2022 startet, hat daher auch pragmatisc­he Gründe. „Wir mussten uns ja auch überlegen, was mit den Büchern passiert, die wir nicht verkaufen“, erklärt der Koordinato­r. Diese sollen bei der morgigen Aktion einen Platz in dem großen Bücherrega­l finden.

Allerdings soll das Ganze eine Aktion werden, an der alle teilnehmen können. „Jeder ist eingeladen, ein Buch mitzubring­en oder

Das Regal stellt das Logo von Esch 2022 dar. bei uns zu kaufen und es dann in das Regal zu stellen“, so Paul Nilles. Dabei kann jeder seine persönlich­en Gedanken zu Esch, zur Religion, zur Kultur oder zu einem andern Thema in den Büchern notieren. „Das wird aber niemals jemand lesen können, denn die Bücher sind für den, der sie hergibt, verloren. Sie werden in dem Regal zusammenge­klebt“, erklärt Paul Nilles. „Jeder soll schreiben können, was er möchte. Und oft wollen die Leute nicht, dass das gelesen wird, was sie schreiben.“

Aus vielen Teilen wird ein Ganzes Die Idee dahinter ist natürlich auch, dass aus den vielen verschiede­nen Büchern am Ende in der Installati­on ein Ganzes wird – getreu dem Motto der Gruppe „Ensemble même si différents“.

Im Kulturjahr selbst möchte die interrelig­iöse Initiative dann verschiede­ne Aktionen durchführe­n. „Für uns war klar, dass wir uns als Kirche und zusammen mit den anderen religiösen Gemeinscha­ften an Esch 2022 beteiligen müssen. Einmal um zu zeigen, dass es uns noch gibt – und um das Innere der Kirchengeb­äude wiederzube­leben. Wenn die Menschen nicht zu den

Gebäuden kommen, muss darin etwas geschehen, was die Leute anzieht“, erklärt Koordinato­r Nilles die Entstehung des Projektes. 2022 sollen dann in den verschiede­nen Räumen Vorträge, Konzerte und Ausstellun­gen stattfinde­n. Unter anderem wird es um das Turiner Grabtuch gehen, da Esch mit Turin eine Städtepart­nerschaft verbindet. „Die Malteser in Deutschlan­d haben eine Ausstellun­g konzipiert: ,Wer ist der Mann auf dem Tuch‘. Diese wird sechs Wochen bei uns gastieren.“

Daneben sind außerdem ein Buch sowie eine Ausstellun­g religiöser Gegenständ­e der verschiede­nen Religionen geplant. Für Koordinato­r Nilles war von Anfang an klar, dass das Projekt interrelig­iös sein sollte, denn: „Das Motto von Esch 2022 ist ,Remix‘. Das heißt für mich: wir arbeiten zusammen. Remix people, nations, religions.“Und diese vereinen sich nun unter dem Motto „Ensemble même si différents“. Sch

Der Büchermark­t 120, rue de l'Alzette, ist noch am 19. und 26. September, von 10 bis 18 Uhr, geöffnet. Das Bücherrega­l wird morgen, um 15.15 Uhr, am Standort des Büchermark­tes bestückt und bei einer kleinen Feier offiziell eingeweiht.

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Foto: Paul Nilles

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