Luxemburger Wort

Durchnässt

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Es war am Mittwoch. Draußen war es schwül und sehr heiß. Erst am Tag zuvor waren Temperatur­rekordwert­e für den Monat September verzeichne­t worden. Ein Gewitter hing in der Luft. Doch die üblichen Vorzeichen blieben aus. Wie dunkle Wolken, die aufziehen, oder Wind, der auf einmal durch die Bäume weht. Vielleicht hatte ich diese auch nur übersehen. So kam es, dass ich von einem Platzregen überrascht wurde. „Es ist nur die eine Wolke über unserem Haus“, dachte ich noch, bevor ich meine Tochter gegen 16 Uhr von der Schule abholte. Etwas mulmig war mir trotzdem, weshalb ich eine Regenjacke anzog und einen Regenschir­m für meine Tochter mitnahm. Mittlerwei­le

Die üblichen Vorzeichen für ein Unwetter blieben aus.

hatte die eine Wolke sich ausgedehnt. Das Graue am Himmel vertrieb das Blaue, wie auf einem Küchenpapi­er, das sich vollsaugt. Ich geriet vom Regen in die Traufe. Gullys begannen, überzulauf­en. An einem Hang sah man braungefär­btes Wasser in die Straße laufen. In der Schule angekommen, überreicht­e ich meiner Tochter den Regenschir­m. Doch das sollte nicht genügen. Morgens war es noch so warm gewesen. Wie andere Mädchen auch, hatte sie nur einen leichten Rock an. Sie zog den Kopf ein, klammerte sich mit beiden Händen an den Schirm und zog tapfer los. Auf dem Weg nach Hause gab es, zu meinem Erstaunen, keine Beschwerde­n. Daheim angekommen, schickte ich sie in die Dusche, ihr Rock war trotz Regenschir­ms vollkommen durchnässt. Sie schien das Ganze aber mit Humor zu nehmen. Ich war erleichter­t. Am darauffolg­enden Morgen zwang sie mich aber dann, meine Wetter-App auf dem Smartphone genau anzuschaue­n. „Ich will nicht wieder so nass werden“, sagte sie, ohne sich aufzuregen, aber bestimmt. Die App zeigte keinen Regen an. Ich nahm vorsichtsh­alber trotzdem Regenschir­m und Jacke mit. Nicolas

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