Digitale Plauderstündchen
Club Haus op der Heed will Senioren in sanitärer Krise per Tablet ein offenes Fenster zur Gesellschaft bewahren
Weiswampach. In Merkholtz gibt's scheinbar Netzprobleme, doch nach einigen Anlaufschwierigkeiten erscheint die Freundin dann doch auf dem Bildschirm. „Muaien Irène, wi jeet et?“, fragt Thya Schon. Und schon kann der kurze Plausch über die kleinen und großen Neuigkeiten des Alltags beginnen. Eben nicht bloß per Telefon, sondern Auge in Auge per Video-Chat. Für die 92-jährige Thya fast schon ein Kinderspiel.
Seit rund einem Monat ist sie dank des bekannten Club Haus op der Heed nun bereits im Besitz eines von mehreren Tablets, mit denen der für sein vielfältiges Aktivitäts- und Weiterbildungsangebot bekannte Dienst aus Hüpperdingen den Senioren der Region auch während der CoronaKrise einen Zugang zum sozialen Miteinander bewahren will.
Für Thya Schon ein echter Mehrwert. Denn neben der Möglichkeit zum Chatgespräch weiß sie vor allem auch die übrigen Vorzüge ihres Tablets längst zu schätzen: „Well en su fein gruuss ass, kann ich d'Bilder o goud sehn“, sagt sie, während sie bereits mit durchaus flinken Fingerspitzen nach den Hochzeitsaufnahmen der Enkelin und den jüngsten Bildern des Urenkels sucht. Von digitalen Berührungsängsten keine Spur.
Für Tania Draut und Steve Reiffers vom Club Haus op der Heed die schönste Bestätigung dafür, dass sie mit ihrer TabletInitiative richtig liegen. Obwohl der Umgang mit PC oder Smartphone auch für Senioren höheren Alters mittlerweile gang und gäbe sei, trauten leider viele Angehörige ihren Eltern oder Großeltern oft nicht zu, sich in der digitalen Kommunikation zurechtzufinden, sagt Steve Reiffers, der den vom Club ausgestatteten Tablet-Besitzern bei etwaigen Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Natürlich gebe es immer mal Menschen, die aufgrund körperlicher Gebrechen nicht mehr imstande seien, mit einem Tablet umzugehen. Bei den meisten klappe dies jedoch ganz gut, und mit extragroßen Schrifttypen oder anderen Eigenschaften hätten viele Anbieter längst auf die Bedürfnisse von Senioren reagiert. Gewinnen kann jedenfalls nur, wer wagt, davon ist auch Tania Draut überzeugt. Zumal gerade in Zeiten angemahnter Kontaktreduzierung viele ältere Bürger unter Einsamkeit und Isolation zu leiden drohten. „In vielen Pflege- und Seniorenheimen hat man in der Corona-Krise denn auch auf die betreute Kommunikation per VideoChats gesetzt. Für ältere Menschen ohne Internetzugang, die allein zu Hause leben, gab es solche Initiativen dagegen nicht.“
Weshalb der Club Haus op der Heed das Heft schließlich selbst die Hand nahm. Und dabei in Form der Fondation du Grand-Duc et de la Grand-Duchesse bald auch namhafte Unterstützung erhielt.
Von der Idee aus Hüpperdingen begeistert, zeigte sich diese spontan bereit, die Finanzierung von acht Tablets sowie der damit verbundenen Kommunikationskosten für ein Jahr zu übernehmen. Dies nicht zuletzt dank der Mittel, welche die Stiftung selbst über eine Spendensammelaktion der Initiative „Hack the crisis Luxembourg“zur Eindämmung der sozialen Corona-Folgen erhalten hatte.
Blick über den Tellerrand der Krise hinaus
Angesichts der bisherigen Erfahrungen ist man beim Club Haus op der Heed mittlerweile gar bemüht, das Tablet-Angebot noch zu vergrößern und auch über die Corona-Krise hinaus auszuweiten. Nicht nur, da soziale Isolation auch jenseits von Pandemie-Zeiten ein Thema ist, sondern weil so manche Club-Aktivitäten und Kurse mit etwas Fantasie auch digital miterlebbar sind und es auch im geregelten Alltag zahllose Gründe gibt, wieso jemand dies oder jenes Mal nicht präsent sein kann.
Wer sich im Kanton Clerf oder in der weiteren Umgebung für die Tablet-Initiative des Club Haus op der Heed interessiert, kann sich demnach gern unter der Telefonnummer 99 82 36 oder per Mail an info@opderheed.lu melden. Und wer weiß, vielleicht zündet die Idee ja auch bald andernorts.