Schicker stromern
Als Sportback wird der Audi e-tron zum Schönheitskönig unter den elektrischen SUV-Modellen
Luxemburg. Das Model X mag erfolgreich sein und innovativ, doch einen Schönheitspreis gewinnt Tesla für sein erstes SUV-Modell ganz sicher nicht. Der MercedesBenz EQC ist mit seinem Hängebauch, dem zu langen Heck und einem ausdruckslosen Gesicht nicht gerade Gorden Wageners Meisterstück und auch der Audi etron war bislang nicht eben ein Blickfang.
Macht nichts. Da die Stromer in ihrem Segment bislang noch relativ alleine waren und entsprechend wenig Konkurrenz fürchten mussten, war der Druck auf die Designer nicht sonderlich groß. Doch jetzt, wo sich der Markt so langsam entwickelt, ändert sich das zusehends und Audi trägt dem jetzt als Erster Rechnung. Kürzlich haben die Bayern dem e-tron deshalb zu Preisen ab 71 070 Euro einen Sportback zur Seite gestellt und setzen damit vor allem auf die
Verführungskraft einer schönen Linienführung.
Vom gewöhnlichen e-tron unterscheidet sich der Sportback vor allem durch das Heck, das früher ansetzt und flacher ausläuft. Das kostet zwar im Fond ein paar Zentimeter Kopffreiheit und weiter hinten ein paar Liter Stauraum. Doch erstens bleiben auch unter der schrägen Klappe noch immer 615 bis 1 665 Liter, und zweitens sieht der e-tron dadurch deutlich eleganter aus.
Digitales Matrixlicht
Damit man den Unterschied auch bei Nacht erkennt, gibt es dazu zum ersten Mal bei einem Serienmodell auf Wunsch ein digitales Matrixlicht. Dann können die LED im Scheinwerfer so angesteuert werden, dass nicht nur spektakuläre Begrüßungsszenarien möglich werden, sondern dass sich auch zusätzliche Markierungen auf die Fahrbahn beamen lassen, die zum Beispiel in engen Baustellen die Durchfahrt erleichtern sollen.
Unter dem Blech ändert sich dagegen nichts und es gibt den Sportback wahlweise als 55er mit einer Systemleistung von 265 kW (360 PS) und kurzfristig sogar 300 kW (408 PS), einem Spitzentempo von 200 km/h und 95-kWh-Akku für bis zu 446 Kilometer Fahrstrecke, als 50er mit 230 kW (313 PS), 190 km/h, 71 kWh und einem Aktionsradius von 347 Kilometern sowie als SModell.
Als e-tron S Sportback leistet der Ingolstädter 370 kW (503 PS), sprintet im Boost-Modus bei Bedarf in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ist bis zu 210 km/h schnell. Die besonders sportlichen Fahrleistungen gehen jedoch auf Kosten der Reichweite. Die liegt im WLTP-Zyklus – trotz 95-kWhAkku – nämlich bei lediglich bis zu 370 Kilometer.
Zwar ist es immer wieder imposant, wenn so ein Brocken – leer bringt der e-tron Sportback immerhin zwischen 2 370 und 2 620 Kilogramm auf die Waage – wie von Geisterhand und völlig geräuschlos drauflos sprintet und beim Ampelstart jedem Sportwagen die Schau stiehlt, doch einen Unterschied zum normalen e-tron fühlt man nicht wirklich beim Beschleunigen, sondern allenfalls auf der Langstrecke: Weil das Coupé mit einem cw-Wert von 0,25 noch windschnittiger ist, reicht der Saft in den Akkus in der Theorie für zehn Kilometer mehr.
Zwar ist in der elektrischen Welt vieles anders als früher und manche Wertung hat sich verschoben. Doch eines gilt offensichtlich auch in der Akku-Ära: Wie immer bei Coupés zahlt man mehr Geld für weniger Auto. Denn bei identischer Ausstattung ist der Sportback 2 250 Euro teurer.