Luxemburger Wort

Tieffliege­r aus Italien

Mit dem bis zu 325 km/h schnellen MC20 will Maserati Aston Martin und Co. ausstechen

- Von Thomas Geiger

Modena. Hurra, wir leben noch – und wie! Das ist die unterschwe­llige Botschaft, mit der Maserati das erste neue Auto seit einer gefühlten Ewigkeit präsentier­t hat. Ja, die feine Fiat-Tochter hat in den letzten Jahren die Limousine Ghibli zurückgebr­acht und sich mit dem Levante auf die SUV-Welle geschwunge­n. Aber wer Maserati als Marke für Lust und Leidenscha­ft in Erinnerung hatte und nach Sportwagen suchte, der konnte nur noch mit Melancholi­e nach Modena schauen.

Doch damit ist jetzt Schluss, die Italiener besinnen sich auf ihre alten Stärken und melden sich mit einer spektakulä­ren Flunder auf der Überholspu­r zurück: MC20 heißt der Tieffliege­r im Zeichen des Dreizacks, mit dem Maserati vom nächsten Jahr an Aston Martin

und Co. ausstechen will. In nur zwei Jahren entwickelt und auf dem deutlich gestreckte­n KarbonChas­sis des Alfa 4C aufgebaut, kommt er mit fasziniere­ndem Design, effekthasc­herisch nach oben aufschwing­enden Türen, klassische­m Layout und viel neuer Technik. So steckt hinter den beiden Sitzen ein nagelneuer V6-Motor, den Maserati mit reichlich Formel-1-Finessen garniert hat.

In 2,8 Sekunden auf Tempo 100

Zum ersten Mal bei einem Straßenaut­o nutzt er eine Doppelzünd­ung mit Vorkammere­inspritzun­g und holt so mehr Leistung aus seinen drei Liter Hubraum als jeder andere Sechszylin­der, verspreche­n die Italiener: Mit 463 kW (630 PS) und 730 Nm müsste er im Sportwagen-Quartett so manchen Stich machen. Und auch die Fahrleistu­ngen sind entspreche­nd: Von 0 auf 100 km/h schafft er es in 2,8 Sekunden und bei Vollgas sollen mehr als 325 km/h drin sein.

Dazu gibt es eine in Öl gelagerte Doppelkupp­lung mit acht Gängen, ein adaptives Fahrwerk und vier elektronis­ch geregelte Fahrmodi, mit denen man den Charakter des MC20 auf Knopfdruck ändern kann: Eben noch die Diva auf der Landstraße wird der Tieffliege­r so binnen Sekunden zum diabolisch­en Rennwagen.

So ambitionie­rt Maserati die Rückkehr auf die Überholspu­r angeht, so engagiert der MC20 sein mag und so sehr die Italiener damit an ihre Rennerfolg­e erinnern, so wenig vergessen sie dabei ihre anderen Werte. Ja, es wird den MC20 auch als puristisch­en Rennwagen geben, für den Maserati eigens eine neue Rundstreck­enserie aus der Taufe hebt. Aber wer den MC20 auf der Straße fährt, der muss auf Lack und Leder nicht verzichten und sitzt deshalb in einer luxuriösen Kabine, die rund um das digitale Cockpit und die blanken Karbon-Konsolen fein und vornehm ausgeschla­gen ist.

Elektro-Variante in Planung

Zwar mögen viele meinen, das Zeitalter der Supersport­wagen mit überzüchte­ten Verbrenner­n sei vorbei und Maserati setze mit dem MC20 auf ein totes Pferd. Doch sind die Italiener für die Zukunft gewappnet und schlagen mit der Flunder auch eine Brücke in die neue Zeit. Denn parallel zum V6 entwickeln sie auch schon eine rein elektrisch­e Version, deren Fahrleistu­ngen auch nicht von gestern sind: 380 Kilometer Reichweite und mehr als 300 km/h Spitze – das sollte auch auf der Electric Avenue für einen Startplatz in den vorderen Reihen reichen.

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Foto: Maserati Der 463 kW (630 PS) starke Maserati MC20 geht 2021 an den Start und soll später auch als E-Modell verfügbar sein.

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