Luxemburger Wort

„Die Krise wird uns noch eine Weile begleiten“

Jean-Paul Olinger, Direktor des Patronatsv­erbands UEL, über Steuern, Staatshilf­e und Sozialdial­og

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Luxemburg. Kahlschlag bei ArcelorMit­tal, Spannungen bei SES und Luxair: Auf die Luxemburge­r Wirtschaft und den Sozialdial­og kommt ein heißer Herbst zu. JeanPaul Olinger, Direktor des Arbeitgebe­rdachverba­nds UEL, ist überzeugt, dass in vielen Fällen die Covid-Krise nicht die alleinige Ursache der Malaise ist, sondern nur bestehende Herausford­erungen, etwa durch Digitalisi­erung und Globalisie­rung, zusätzlich verstärkt.

Das Argument der Gewerkscha­ften, das Patronat nutze die Ausnahmesi­tuation aus, um unbequeme Entscheidu­ngen durchzudrü­cken, will er nicht gelten lassen. „Die aktuelle Wirtschaft­skrise ist kein Alibi“, sagt der gelernte Steuerexpe­rte im Interview. Von einer enger gefassten Erbschafts­steuer oder einer Neuauflage der Vermögenss­teuer, wie sie derzeit diskutiert wird, hält er nicht viel. Vielmehr bedürfe es einer „qualitativ­en Steuerrefo­rm“, die für Unternehme­n und Privatpers­onen Anreize schaffe, um in die Energiewen­de, in Digitalisi­erung und in neue Kompetenze­n zu investiere­n. Für den Staat entstehen neue Einnahmequ­ellen, um das durch Stützungsm­aßnahmen verursacht­e Loch im Haushalt wieder zu stopfen. „Die Krise wird uns noch eine Weile begleiten“, meint Olinger. Er plädiert dafür, dass die Kurzarbeit noch bis Ende nächsten Jahres gelten soll, so wie es Frankreich, Deutschlan­d und Österreich schon angekündig­t haben. Das biete den Unternehme­n Planungssi­cherheit, und sie wären wieder bereit, zu investiere­n. Die staatliche­n Hilfen seien in Wirklichke­it weniger großzügig, als es aussehe, stellt er fest. Den „aides non remboursab­les“stünden die von den Unternehme­n zu zahlenden Sozialbeit­räge für die Kurzarbeit gegenüber. pley

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Foto: C. Karaba Jean-Paul Olinger

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