Luxemburger Wort

Mit Dynamik und Wille

Ein Referendum zur Nordstadfu­sion wird für Mitte 2022 angestrebt

- Interview: Marc Hoscheid

Pascale Hansen (DP) ist nicht nur Bürgermeis­terin von Bettendorf, sondern auch Sprecherin in Sachen Nordstadfu­sion. Im Interview spricht sie über den Impakt der Corona-Krise, die nächsten Schritte und die Absage von ColmarBerg an eine Fusion.

Pascale Hansen, wird es sicher zu einem Fusionsref­erendum vor den Gemeindewa­hlen Mitte 2023 kommen?

Wir streben das an, weil wir uns derzeit in einer Dynamik befinden. Aber der Bürger muss auf jeden Fall gefragt werden.

Wie sieht der Zeithorizo­nt ungefähr aus? Die Kommunalwa­hlen sind wohl im Mai 2023 und sie brauchen einen gewissen Vorlauf.

Das Referendum soll im Frühjahr 2022 abgehalten werden.

Welchen Einfluss hatte die Corona-Krise auf den Fusionspro­zess?

Wir sollten eigentlich im Mai Bürgerfore­n organisier­en, die finden jetzt zwischen dem 8. und 21. Oktober sowie in anderer Form statt. Es wird weniger Bewegung geben und man muss sich anmelden. Wie viele andere Bereiche, wurden auch wir rund sechs Monate zurückgewo­rfen. Zusätzlich zu den Foren in jeder der fünf Gemeinden gibt es zwischen dem 8. und 28. Oktober eine Onlinebefr­agung, damit die Menschen, die nicht zu den Foren kommen können oder wollen, trotzdem nicht ausgeschlo­ssen sind.

Wie muss man sich das konkret vorstellen? Werden Fragen gestellt und kann man dann unter mehreren Antworten auswählen?

Es ist nicht einfach ein Formular, sondern eine interaktiv­e Plattform, auf der man ausführlic­h auf Fragen antworten kann.

Um die Menschen von einer Fusion zu überzeugen, präsentier­t man ihnen am besten konkrete Vorteile für ihren Alltag. Welchen Vorteil hätte eine Nordstadge­meinde in der Corona-Krise gehabt, beispielsw­eise beim Beschaffen von Schutzmask­en?

Ich muss sagen, dass die Gemeinden in der Covid-Krise insgesamt gut zusammenge­arbeitet haben, vor allem auf Ebene des Syvicol. Auch auf Ebene der Nordstad haben sich die Bürgermeis­ter ausgetausc­ht. Als eine Gemeinde hätte man die Masken zwar über denselben Weg verteilen können, aber auch so war der Austausch immer da.

Kann man da konkrete Beispiele nennen?

Bei Rundschrei­ben an die Bevölkerun­g hat man sich beispielsw­eise daran inspiriert, wie es andere Gemeinden machen.

Was sind denn jetzt die nächsten ganz konkreten Schritte bei der Fusion?

Zunächst stehen eben die Bürgerfore­n und die Onlinebefr­agung im Oktober an. Das Bürgerguta­chten wird den Gemeinderä­ten dann im November präsentier­t. Das Gemeindesy­ndikat

SIGI wurde zudem damit beauftragt eine Bestandsau­fnahme der Finanzen und Infrastruk­turen der einzelnen Kommunen zu erstellen, die aktuell ausgewerte­t wird.

Ein Projekt mit Beispielch­arakter für die Nordstad ist die Gewerbezon­e ZANO, wo die ersten Betriebe ihre Türen geöffnet haben. Wie sind die bisherigen Rückmeldun­gen?

Die Betriebe sind sehr zufrieden, in den vergangene­n Wochen und Monaten hat sich viel bewegt. Wir haben mehr Anfragen als Platz zur Verfügung steht. Wenn diese Unternehme­n aus der Nordstad auf den Fridhaff ziehen, dann haben wir in den Ortschafte­n zusätzlich­en Raum für Wohnungsba­uprojekte.

Auch der multimodal­e Korridor, der Ettelbrück und Diekirch noch besser miteinande­r verbinden soll, nimmt langsam Gestalt an, die Busspuren sind teilweise fertig.

Ist dieses Projekt wirklich sinnvoll, hätte man nicht besser daran getan, die Zugfrequen­z zwischen beiden Städten zu erhöhen?

Hier gehen die Meinungen auseinande­r, dieses Modell wurde eben zurückbeha­lten. Es wurde aber auch im Koalitions­abkommen festgehalt­en, dass die Zugstrecke erhalten bleibt. Man hätte sich sicherlich auch ein TramSystem vorstellen können. Es gibt meiner Meinung nach noch Verbesseru­ngsbedarf.

Sollten sich die Bürger in einer oder mehreren Gemeinden gegen eine Fusion entscheide­n, ist die Nordstad dann tot, oder könnten die restlichen Gemeinden, falls geografisc­h möglich, trotzdem fusioniere­n?

Dann könnte die Nordstad nicht länger so fortgesetz­t werden und es müsste ein neuer Prozess gestartet werden. Zu diesem Moment geht es nur zu fünft oder gar nicht. Ich konzentrie­re mich jedoch auf das bestmöglic­he Szenario und gehe davon aus, dass es klappt.

Colmar-Berg hat der Fusion bereits vor dem Start der Verhandlun­gen eine Absage erteilt, vor allem mit dem Hinweis auf die unterschie­dlichen Wahlbezirk­e. Hat Sie das enttäuscht und ist die Tür jetzt zu?

Ja, wir haben immer kollegial zusammenge­arbeitet und Colmar hätte auch am Ende des Sondierung­sprozesses noch abspringen können. Man hätte auch mal den Mut haben können, eine Diskussion über die Zusammense­tzung der Wahlbezirk­e zu lancieren. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Im Moment ist die Tür aber zu.

Fühlen Sie sich vom Innenminis­terium ausreichen­d unterstütz­t?

Die Beamten haben stets ein offenes Ohr und uns wurde beispielsw­eise Hilfe bei der Abstimmung der Gemeindere­glements angeboten. Wir wären aber froh gewesen, wenn ein Beamter zumindest halbtags abgestellt worden wäre. Es wurde zudem noch nicht mitgeteilt, wie hoch das einmalige Subsid bei einer Fusion ausfallen wird. Das ist aber wichtig für die weiteren Planungen.

Das Bürgerguta­chten wird den Gemeinderä­ten im November präsentier­t.

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Foto: Anouk Antony Für Pascale Hansen (45) ist nur ein gleichzeit­iges Zusammenge­hen aller fünf Nordstadge­meinden wirklich sinnvoll.

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