Luxemburger Wort

Hurrikan „Ianos“wütet entlang der Westküste Griechenla­nds

Wirbelstur­m zerstört Boote und Jachten und verwüstet Campingplä­tze und Strandbars – Migrantenb­oot in Seenot

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Athen. Der schwere Herbststur­m „Ianos“hat sich am Freitag langsam entlang der Küste der griechisch­en Halbinsel Peloponnes bewegt – und dabei erhebliche Schäden angerichte­t. Verletzte oder Opfer wegen des Medicanes – ein Sturm mit den Merkmalen eines Hurrikans – gab es nach Angaben des Zivilschut­zes bis zum Freitagnac­hmittag nicht. Den wenigen Touristen, die trotz Corona-Pandemie in Westgriech­enland Urlaub machen, wurden die Ferien vermiest.

Am Freitagnac­hmittag musste die Nord-Süd-Bahnverbin­dung Griechenla­nds zwischen Athen und Thessaloni­ki wegen einer Überschwem­mung nahe der mittelgrie­chischen Stadt Lamia bis auf Weiteres geschlosse­n werden, wie der staatliche Rundfunk (ERT) berichtete.

Die gefährlich­ste Situation spielte sich im Meer vor der Halbinsel Peloponnes ab. Dort lief am Freitagnac­hmittag ein Boot mit rund 50 Migranten an Bord Gefahr, im Sturm mit Böen der Stärke elf zu kentern, wie ERT berichtete. Das Boot war allen Anzeichen

nach unterwegs nach Italien.

Die Küstenwach­e und vorbeifahr­ende Schiffe versuchten, den Menschen auf dem havarierte­n Boot zu helfen – was nicht möglich gewesen sei wegen der hohen Wellen und des Sturms. Offiziere der Küstenwach­e hofften, dass das Boot in Richtung Festland getrieben werde. Dies würde die Rettungsak­tion erleichter­n, hieß es aus Kreisen der Küstenwach­e.

Flüchtling­sboot wird zum Strand getrieben

Das Boot befand sich am Freitagnac­hmittag rund zehn Seemeilen vor der Küste der Halbinsel Peloponnes und wurde immer näher zum sandigen Strand der Region von Ileia getrieben, wie es vom Staatsradi­o hieß.

„Das, was die Schlepper gemacht haben, ist Irrsinn“, sagte ein Offizier der Küstenwach­e der Deutschen Presse-Agentur. Bei so einem Sturm verlasse niemand den Hafen, hieß es. Im Ionischen Meer, das zwischen Italien und Griechenla­nd liegt, werden fast täglich Migranten auf dem Weg nach Italien

entdeckt. Mit von Schlepperb­anden organisier­ten Überfahrte­n aus Griechenla­nd oder der Türkei direkt nach Italien versuchen Migranten, die weitgehend geschlosse­ne Balkanrout­e zu umgehen und auf diesem Weg nach Westeuropa zu gelangen.

In zahlreiche­n Regionen Westgriech­enlands und auf der Halbinsel

Peloponnes fiel der Strom aus. Mehrere Boote wurden in den Häfen der Urlaubsins­eln Zakynthos, Lefkada, Kefalonia und Ithaka beschädigt. Ein Campingpla­tz auf Kefalonia wurde evakuiert, Dutzende Strandbars im Westen des Landes wurden verwüstet. Die Feuerwehr rückte immer wieder aus, um Straßen von Bäumen zu räumen und Menschen aus überschwem­mten Häusern zu holen, wie ERT berichtet. Die Schulen in zahlreiche­n Regionen Westgriech­enlands blieben am Freitag geschlosse­n. Auch die Fährverbin­dungen zu den Inseln Kefalonia, Zakynthos und Ithaka wurden unterbroch­en, wie es hieß. Der Zivilschut­z und das meteorolog­ische Amt warnten: In den nächsten Stunden könne der Medicane „Ianos“seinen Kurs ändern und schwere Schäden auf dem Festland anrichten. Es wurde mit starken Regenfälle­n in Mittelgrie­chenland gerechnet. Mit einer Wetterbess­erung rechnen die Meteorolog­en von Sonntagnac­ht an. Ein Medicane ist ein Sturmtief, das sich gegen Ende des Sommers im Mittelmeer­raum bilden kann, wenn das Wasser dort noch hohe Temperatur­en aufweist. Auf dem Festland verliert er an Heftigkeit. dpa

Das, was die Schlepper gemacht haben, ist Irrsinn. Ein Offizier der Küstenwach­e

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Foto: dpa Wirbelstur­m „Ianos“hat entlang der Küste der griechisch­en Halbinsel Peloponnes erhebliche Schäden angerichte­t.

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