Luxemburger Wort

Angst vor russischer Einmischun­g

FBI-Chef sieht Parallelen zur Beeinfluss­ung der US-Präsidents­chaftswahl von 2016

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Washington. Russland mischt sich nach Worten von FBI-Chef Christophe­r Wray wieder massiv in den US-Präsidents­chaftswahl­kampf ein. Dabei gehe es speziell darum, den demokratis­chen Gegenkandi­daten von Präsident Donald Trump, Joe Biden, „zu verunglimp­fen“, sagte Wray am Donnerstag­abend in einer Anhörung im US-Kongress. „Wir sehen sehr, sehr aktive Bemühungen der Russen, unsere Wahlen 2020 zu beeinfluss­en“, sagte Wray. Sie versuchten auch, „Spaltung und Zwietracht“zu säen. Das war laut USGeheimdi­ensten auch eine Vorgehensw­eise von Russland aus geführter Kampagnen vor der Präsidente­nwahl 2016. Unterdesse­n habe man anders als damals bisher keine direkten Attacken auf die Wahl-Infrastruk­tur festgestel­lt, sagte der FBI-Direktor. Die russische Regierung hatte die Vorwürfe stets zurückgewi­esen.

Wray handelte sich für seine Äußerungen eine öffentlich­e Rüge des Präsidente­n via Twitter ein. „Aber Chris, sie sehen keine Aktivität von China, obwohl es eine VIEL größere Bedrohung als Russland, Russland, Russland ist“, schrieb Trump. Er wiederholt­e auch seine nicht belegte Behauptung, dass Russland, China und andere Länder sich in die Wahl mit gefälschte­n Briefwahl-Unterlagen einmischen könnten. Twitter versah den Trump-Tweet schnell mit einem Verweis zu Informatio­nen darüber, „wie Abstimmen per Post sicher ist“.

Biden bezeichnet­e Russland unterdesse­n in einer Fragestund­e mit Wählern als einen „Opponenten“Amerikas. Der russische Präsident Wladimir Putin kenne ihn und wisse, dass er bei Bidens Wahl für die Einmischun­g in US-Angelegenh­eiten werde bezahlen müssen. Biden wollte auf Nachfrage keine Angaben dazu machen, wie er Putin bezahlen lassen werde.

Auf die Frage, ob auch China ein Opponent Amerikas sei, wählte Biden stattdesse­n den Begriff Wettbewerb­er.

Die US-Wahlen finden am 3. November statt, bei denen die Wähler über den künftigen Präsidente­n und die Zusammense­tzung des US-Kongresses abstimmen. Von Freitag an konnten Wähler in vier Bundesstaa­ten, Minnesota, South Dakota, Wyoming und Virginia, bereits ihre Stimmen frühzeitig persönlich abgeben. Die meisten Bundesstaa­ten und die Hauptstadt Washington erlauben das sogenannte „Early Voting“. Wegen der Corona-Pandemie und der Sorge vor Ansteckung­en am Wahltag haben mehrere Staaten dieses Jahr die Hürden für die frühe Stimmabgab­e

gesenkt. Experten rechnen insbesonde­re mit einer massiven Zunahme der Abstimmung per Briefwahl, die insgesamt als sehr sicher und etabliert gilt.

Unbequeme Fragen

Die Abgeordnet­en im Heimatschu­tz-Ausschuss des Repräsenta­ntenhauses befragten Wray auch intensiv zur sogenannte­n AntifaBewe­gung, die Trump in seinem Wahlkampf als eine zentrale Gefahr und treibende Kraft hinter den Ausschreit­ungen in amerikanis­chen Städten darstellt. Die Republikan­er suchten dabei mit ihren Fragen eine Bestätigun­g dieser Einschätzu­ng, die Demokraten zogen sie in Zweifel. Wray sagte dazu, dass Antifa eher eine Bewegung als eine Organisati­on sei – und widersprac­h damit den Darstellun­gen des Präsidente­n. Zugleich betonte er auch, dass die Bundespoli­zei wegen Extremismu­s-Verdachts gegen einzelne Personen ermittele, die sich mit der Antifa identifizi­erten. Das FBI untersuche aber auch „rassistisc­h motivierte gewalttäti­ge Extremiste­n“.

Ein ranghoher Mitarbeite­r des Heimatschu­tzminister­iums hatte kürzlich in einer offizielle­n Whistleblo­wer-Beschwerde geschriebe­n, er sei im Auftrag des Weißen Hauses angewiesen worden, in Berichten zur Bedrohungs­einschätzu­ng die Russische Wahleinmis­chung herunterzu­spielen und die Gefährdung durch die Antifa stärker hervorzuhe­ben. dpa

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Foto: AFP Wegen der Sorge vor Ansteckung­en am Wahltag haben viele USBundesst­aaten das sogenannte „Early Voting“erlaubt.

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