„Weitere Hilfen sind notwendig“
Jean-Paul Olinger, Direktor der UEL, sieht in der Covid-Krise nicht die Ursache aller Probleme
Die Sommerferien sind zu Ende, die „Union des entreprises luxembourgeoises“(UEL) bereitet sich auf einen schwierigen, von der Wirtschaftskrise geprägten Herbst vor. Jean-Paul Olinger, Direktor der UEL, spricht über die Dossiers und Themen der nächsten Wochen und Monate.
Massiver Personalabbau bei ArcelorMittal, bei SES, Spannungen bei der Luxair: Kommt auf die Luxemburger Unternehmen und auf den Sozialdialog ein heißer
Herbst zu?
Die bestehenden globalen Herausforderungen werden durch die Covid-Krise verstärkt. Schon während des Lockdowns war klar, dass sich in diesem Herbst zeigen würde, welche Auswirkungen die Pandemie auf unsere Wirtschaft hat. Nicht alle Bereiche sind gleich stark betroffen. Und auch innerhalb der einzelnen Branchen gibt es Unternehmen, die sich besser als andere schlagen.
Covid ist demnach nicht die alleinige Ursache für die beginnenden Spannungen?
Es ist das, was hinzukommt. In einigen Bereichen, bspw. Hotelund Gaststättengewerbe wie auch bei Kulturschaffenden, ist das Virus der ausschlaggebende Faktor für die Probleme, in anderen ein erschwerendes Element. Der Stahlsektor steckt weltweit in Schwierigkeiten, auch ohne Corona. Die Diskussion um den „Green Deal” und die Sorge, dass bei unseren Handelspartnern außerhalb der Grenzen Europas andere Regeln gelten werden als bei uns – das ist ein Thema, das schon lange auf dem Tisch liegt und uns auch nach der aktuellen Krise erhalten bleiben wird. Die Haltung einiger Regierungsmitglieder gegenüber neuen Projekten hilft natürlich nicht in der Außendarstellung unseres Wirtschaftsstandorts und kann abschreckend wirken, auch für Neuinvestitionen von bereits ansässigen Unternehmen.
Die Gewerkschaften werfen dem Patronat vor, die Covid-Ausnahmesituation auszunutzen, um unbequeme Entscheidungen durchzudrücken.
Die aktuelle Wirtschaftskrise ist kein Alibi. Beispiel Luftfahrt: Cargolux hat derzeit viele Aufträge, das Cargocenter ist ausgelastet, Luxair aber leidet unter den vollen Auswirkungen von Covid19. Die Kostenstruktur ist in Luxemburg in vielen Bereichen sehr hoch. Das ist eine Tatsache, die zusätzlichen Druck für die nächste Zeit erzeugt.
Ist die Tripartite noch immer das richtige Instrument, um Konflikte zu lösen?
Der Sozialdialog funktioniert, und zwar auf vielen Ebenen. Im Juli hatten wir eine nationale Tripartite, derzeit gibt es in der Luftfahrt und beim Stahl sektorielle Tripartiten. Gerade in diesen beiden Branchen, die von der Krise besonders stark getroffen sind, müssen die drei Sozialpartner miteinander reden und eine gemeinsame Lösung finden. Als Kriseninstrumente sind die sektoriellen Tripartiten ganz wichtig. Auf der nationalen Ebene ist der Dialog etwas schwieriger. Es scheint, dass wir immer wieder eine Krise brauchen, um mit dem Dialog voranzukommen. In diesem Zusammenhang hat mich eine Mitteilung der CGFP verblüfft. Am Tag, an dem sich Vertreter von OGBL und LCGB für Beschäftigung in Luftfahrtund Stahlsektoren einsetzen, erklärt deren Präsident Romain Wolff, dass bei gegebener Budget-Lage ein etwaiger Verzicht von Seiten seiner Gewerkschaft auf zusätzliche Lohnforderungen als Zeichen der Solidarität zu verstehen sei.
Steht denn schon ein Datum für die nächste nationale Tripartite fest?
Bei der Tripartite im Juli wurde das nächste Treffen für den Herbst vereinbart. Das genaue Datum steht aber noch nicht fest.
Was werden die Themen sein?
Die Regierung setzt die Tagesordnung fest. Die Beschäftigung