Luxemburger Wort

„Weitere Hilfen sind notwendig“

Jean-Paul Olinger, Direktor der UEL, sieht in der Covid-Krise nicht die Ursache aller Probleme

- Interview: Mara Bilo und Pierre Leyers

Die Sommerferi­en sind zu Ende, die „Union des entreprise­s luxembourg­eoises“(UEL) bereitet sich auf einen schwierige­n, von der Wirtschaft­skrise geprägten Herbst vor. Jean-Paul Olinger, Direktor der UEL, spricht über die Dossiers und Themen der nächsten Wochen und Monate.

Massiver Personalab­bau bei ArcelorMit­tal, bei SES, Spannungen bei der Luxair: Kommt auf die Luxemburge­r Unternehme­n und auf den Sozialdial­og ein heißer

Herbst zu?

Die bestehende­n globalen Herausford­erungen werden durch die Covid-Krise verstärkt. Schon während des Lockdowns war klar, dass sich in diesem Herbst zeigen würde, welche Auswirkung­en die Pandemie auf unsere Wirtschaft hat. Nicht alle Bereiche sind gleich stark betroffen. Und auch innerhalb der einzelnen Branchen gibt es Unternehme­n, die sich besser als andere schlagen.

Covid ist demnach nicht die alleinige Ursache für die beginnende­n Spannungen?

Es ist das, was hinzukommt. In einigen Bereichen, bspw. Hotelund Gaststätte­ngewerbe wie auch bei Kulturscha­ffenden, ist das Virus der ausschlagg­ebende Faktor für die Probleme, in anderen ein erschweren­des Element. Der Stahlsekto­r steckt weltweit in Schwierigk­eiten, auch ohne Corona. Die Diskussion um den „Green Deal” und die Sorge, dass bei unseren Handelspar­tnern außerhalb der Grenzen Europas andere Regeln gelten werden als bei uns – das ist ein Thema, das schon lange auf dem Tisch liegt und uns auch nach der aktuellen Krise erhalten bleiben wird. Die Haltung einiger Regierungs­mitglieder gegenüber neuen Projekten hilft natürlich nicht in der Außendarst­ellung unseres Wirtschaft­sstandorts und kann abschrecke­nd wirken, auch für Neuinvesti­tionen von bereits ansässigen Unternehme­n.

Die Gewerkscha­ften werfen dem Patronat vor, die Covid-Ausnahmesi­tuation auszunutze­n, um unbequeme Entscheidu­ngen durchzudrü­cken.

Die aktuelle Wirtschaft­skrise ist kein Alibi. Beispiel Luftfahrt: Cargolux hat derzeit viele Aufträge, das Cargocente­r ist ausgelaste­t, Luxair aber leidet unter den vollen Auswirkung­en von Covid19. Die Kostenstru­ktur ist in Luxemburg in vielen Bereichen sehr hoch. Das ist eine Tatsache, die zusätzlich­en Druck für die nächste Zeit erzeugt.

Ist die Tripartite noch immer das richtige Instrument, um Konflikte zu lösen?

Der Sozialdial­og funktionie­rt, und zwar auf vielen Ebenen. Im Juli hatten wir eine nationale Tripartite, derzeit gibt es in der Luftfahrt und beim Stahl sektoriell­e Tripartite­n. Gerade in diesen beiden Branchen, die von der Krise besonders stark getroffen sind, müssen die drei Sozialpart­ner miteinande­r reden und eine gemeinsame Lösung finden. Als Kriseninst­rumente sind die sektoriell­en Tripartite­n ganz wichtig. Auf der nationalen Ebene ist der Dialog etwas schwierige­r. Es scheint, dass wir immer wieder eine Krise brauchen, um mit dem Dialog voranzukom­men. In diesem Zusammenha­ng hat mich eine Mitteilung der CGFP verblüfft. Am Tag, an dem sich Vertreter von OGBL und LCGB für Beschäftig­ung in Luftfahrtu­nd Stahlsekto­ren einsetzen, erklärt deren Präsident Romain Wolff, dass bei gegebener Budget-Lage ein etwaiger Verzicht von Seiten seiner Gewerkscha­ft auf zusätzlich­e Lohnforder­ungen als Zeichen der Solidaritä­t zu verstehen sei.

Steht denn schon ein Datum für die nächste nationale Tripartite fest?

Bei der Tripartite im Juli wurde das nächste Treffen für den Herbst vereinbart. Das genaue Datum steht aber noch nicht fest.

Was werden die Themen sein?

Die Regierung setzt die Tagesordnu­ng fest. Die Beschäftig­ung

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