Luxemburger Wort

USA verbannen TikTok und WeChat

Apple und Google müssen die populäre Video-App aus ihren Stores verbannen

- Von Thomas Spang (Washington)

An diesem Sonntag können die rund 100 Millionen „TikTok“-Nutzer in den USA zum letzten Mal eine aktuelle Version der App herunterla­den. Danach ist die Nutzung des Dienstes noch bis zum 12. November eingeschrä­nkt möglich. Falls es bis dahin keinen Übernahme-Deal gibt, der dem Präsidente­n genehm ist, steht die Nutzung der App danach selbst zur Dispositio­n.

Für den weltweit größten ChatDienst „WeChat“ist laut Mitteilung des US-Handelsmin­isteriums in den USA sofort Schluss. Davon betroffen sind nicht nur die ChatFunkti­on, sondern auch die Möglichkei­t, Geld zu überweisen. Ein wichtiges Feature, das amerikanis­che Unternehme­n wie Walmart und Walt Disney bisher nutzten, mit ihren Kunden in der Volksrepub­lik abzurechne­n.

In beiden Fällen führt die USRegierun­g als Grund für das Verbot „Sicherheit­sbedenken“an. „Die heutigen Aktionen beweisen einmal mehr, dass Präsident Trump alles in seiner Macht tut, unsere nationale Sicherheit und Amerikaner vor den Bedrohunge­n der chinesisch­en Kommunisti­schen Partei zu schützen“, erklärte Handelsmin­ister Wilbur Ross die Umsetzung von insgesamt drei Dekreten, die Trump Anfang August erlassen hatte. Darin verlangte der Präsident bis zum 20. September ultimativ den Verkauf der in den USA tätigen Geschäftst­eile der chinesisch­en Mutterkonz­erne ByteDance (TikTok) und Tencent (WeChat).

Ross sagte, die beliebten Dienste öffneten den chinesisch­en Geheimdien­sten ein Fenster in die US-Gesellscha­ft. „Sie sammeln Ortsdaten, Nutzerdate­n, Vorlieben, Referenzen, jedes Verhalten auf amerikanis­cher Seite“, behauptet der Minister. „Das versuchen wir zu unterbinde­n.“Die Konzerne halten dagegen, dass diese Informatio­nen auf Rechnern außerhalb der Volksrepub­lik aufbewahrt werden, zu denen die Geheimdien­ste keinen Zugang haben.

Unabhängig­e Experten wie Evan Medeiros von der Georgetown University in Washington sagen, es gebe keine Beweise, dass TikTok von den chinesisch­en Geheimdien­sten kontrollie­rt werde. Das Weiße Haus sei bisher „eine Begründung der Bedrohung der Nationalen Sicherheit durch TikTok schuldig geblieben“. Der Dienst ist besonders unter Teenagern und jungen Amerikaner­n beliebt.

Die amerikanis­che Handelskam­mer in Shanghai gab ihrerseits zu erkennen, dass der Bann von WeChat

amerikanis­chen Interessen mindestens so sehr schade wie chinesisch­en. Nach einer Erhebung unter ihren Mitglieder­n sind neun von zehn in der Volksrepub­lik tätigen US-Unternehme­n negativ von dem Ende der US-Operatione­n betroffen.

Unklar blieb, was der WeChatBann für die übrigen Geschäftsi­nteressen Tencents in den USA bedeutet. Dem 654 Milliarden Dollar schweren Konzern gehören das populäre Videospiel „League of Legends“sowie Beteiligun­gen an den Firmen, die „World of Warcraft“und „Fortnite“entwickelt haben.

Das Handelsmin­isterium sah bisher davon ab, Google und Apple anzuweisen, die Verbreitun­g der WeChat-App in ihren Online-Läden in China zu unterbinde­n. Ross hielt zudem weiter die Tür für einen Verkauf TikToks an ein USUnterneh­men offen. Wobei die Amerikaner klarmachte­n, dass eine chinesisch­e Mehrheitsb­eteiligung bei einem solchen Deal nicht infrage komme.

US-Präsident Trump hatte sich gegen die Übernahme TikToks durch Microsoft ausgesproc­hen und sich stattdesse­n für einen Einstieg von Oracle starkgemac­ht. Der Silicon-Valley-Riese hat so gut wie keine Erfahrung mit „sozialen Netzwerken“. Umso besser sind „Orcale“-Gründer Larry Ellison und CEO Oracle CEO Safra Catz mit dem Weißen Haus vernetzt. Ellison organisier­te zum Preis von einer Spende über jeweils 100 000 Dollar pro Person, die Möglichkei­t mit Trump zu golfen. Safra gab persönlich 130 000 Dollar für die Wiederwahl Trumps.

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Foto: AFP TikTok soll ab dem 20. September nicht mehr in den USA angeboten werden.

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