Schwein gehabt
Maßnahmen gegen Afrikanische Schweinepest könnten bis Ende des Jahres aufgehoben werden
Luxemburg. Die Covid-19-Pandemie hat die Diskussionen um die Afrikanische Schweinepest verdrängt. Doch seit vergangene Woche im deutschen Brandenburg in der Nähe zur polnischen Grenze ein erster Fall bekannt wurde, ist das Thema wieder aktuell. „Natürlich liegt dies weit von Luxemburg entfernt, aber wenn man weiß, wie beweglich diese Tiere sind, kann das Virus unsere Regionen schnell erreichen. Immerhin ist Deutschland ein direkter Nachbar und einer der größten Schweinefleischproduzenten weltweit“, erklärt Agrarminister Romain Schneider (LSAP). „Das dürfte einen Impakt auf den gesamten europäischen Markt haben und damit auch auf die luxemburgischen Züchter.“
Im September 2018 wurden die ersten Fälle der Afrikanischen Schweinepest in Belgien in der Nähe der luxemburgischen Grenze gemeldet. Wie es dazu kam, ist bis heute ungeklärt. Ermittlungen gegen einen belgischen Wildhüter wegen illegalen Haltens von Wildtieren brachten laut belgischen Medien keine schlüssigen Ergebnisse. Auch ein illegaler Import aus Osteuropa für Vergnügungsjagden konnte nicht nachgewiesen werden. Die Theorie vom infizierten Salamibrot, das ein Fernkraftfahrer aus Osteuropa an einer belgischen Raststätte weggeworfen hat, klingt ungewöhnlich, sie bleibt aber letzten Endes realistisch.
Wenn das Virus auch für den Menschen ungefährlich ist, so sorgte es aber vor allem unter den rund 100 Schweinezüchtern in Luxemburg, die insgesamt 92 300 Tiere halten, für große Besorgnis. Sie befürchten zudem den Zusammenbruch
Agrarminister Romain Schneider will in Sachen Schweinepest weiterhin wachsam bleiben.
des Marktes. Hat sich das Virus nämlich erst einmal in der heimischen Wildschweinpopulation festgesetzt, so wird es sehr schwierig, es wieder loszuwerden.
Ein Paket an Maßnahmen
Eine Task Force wurde ins Leben gerufen, nach dem belgischen und französischen Vorbild wurde ein rund acht Kilometer langer Zaun zwischen Linger und Grass errichtet. Damit sollte das Borstenvieh am Gang über die Grenze und das Einschleppen der Krankheit verhindert werden. Der Zaun steht auch heute noch auf voller Länge und soll erst abgebaut werden, wenn Belgien offiziell als frei von Schweinepest erklärt wird.
Die sogenannte Zone blanche zwischen dem belgischen und dem luxemburgischen Zaun sollte von den Jägern wildschweinfrei gehalten werden. Die Bilanz einer eigens organisierten Drückjagd innerhalb der Zone blanche, die Anfang Juli vergangenen Jahres von rund 100 Jägern durchgeführt wurde, blieb allerdings mager: Nur sieben Schweine wurden erlegt, keines davon war infiziert.
Das Landwirtschaftsministerium zahlte für jedes erlegte Schwein eine Prämie. „Diese Prämie werden wir beibehalten, weil der allgemeine Wildschweinbestand weiterhin hoch ist und unbedingt reguliert werden muss“, erklärt Schneider. „Aber die Jägerschaft hat hier bisher gute Arbeit geleistet.“Laut den zuletzt vom Landwirtschaftsministerium veröffentlichten Statistiken wurden zwischen dem 1. Januar und dem 14. August dieses Jahres insgesamt 79 tote Tiere untersucht, davon 53 Todfunde oder kranke Tiere und 26 gesund erlegte Tiere aus der wildschweinfreien Zone. Sämtliche untersuchten Kadaver waren negativ. Bis zum Ende des vergangenen Jahres waren insgesamt 346 Schweine eingesendet worden, darunter 35 aus der Wildschweinfreien Zone. Auch dort gab es keinen einzigen positiven Befund.
Die Zone blanche entlang der belgischen Grenze dürfte mittlerweile so gut wie keine Wildschweine mehr aufweisen, zugleich wurde 2018 eine Beobachtungszone im Südwesten des Landes angelegt. „Sämtliche Maßnahmen gelten bis heute, auch wenn kein einziger positiver Nachweis auf luxemburgischem Boden erfolgte“, so Romain Schneider.
Gefahr für Zuchtbetriebe
„Für die Zuchtbetriebe gelten auch weiterhin die strikten Hygieneregeln, Verdachtsfälle müssen der Veterinärsinspektion gemeldet werden und im Laboratorium werden Proben toter Tiere ausgewertet.“
Zudem geht der letzte Nachweis in Belgien bereits auf August 2019 zurück. „Nach mehr als einem Jahr ohne Infektionsfall dürfte Belgien bis zum Ende des Jahres wohl offiziell von Brüssel als frei von Schweinepest erklärt werden“, so Schneider. „Damit dürften die Maßnahmen dort wegfallen, was denn auch zu einem Zurücknehmen der Maßnahmen in Luxemburg führen wird.“