Luxemburger Wort

Fleißarbei­t

Warum Herrschtle­it bei der Lese so wichtig sind

- Von Anne-Aymone Schmitz

Machtum. Noch heute bedeutet die Weinlese vielfach Handarbeit: Für die Qualitätsw­eine und den Crémant sind die Herrschtle­it und ihre fleißigen Hände unabdingba­r. Doch Corona erschwerte es in diesem Jahr, Saisonkräf­te anzuheuern, kommen traditione­ll doch viele von ihnen aus Osteuropa ins Großherzog­tum. Aus Angst vor dem Virus erließen mehrere osteuropäi­sche Länder Reisebesch­ränkungen oder verboten die Ausreise von Saisonarbe­itern ganz. Wie man sich trotz dieser Widrigkeit­en an der Mosel organisier­t, das zeigt ein Besuch im Weinberg von Winzer Norbert Schill in Machtum.

Während Schills montenegri­nischer Kellereian­gestellter Selvin mit dem Gabelstapl­er leere Plastikbot­tiche im steilen Weinbergsh­ang zwischen den 35 Jahre alten Reben abstellt, schneiden die Erntehelfe­r schon seit 7.30 Uhr mit scharfen Scheren reife AuxerroisT­rauben von den Ästen. Sie landen zuerst in Eimern, ehe sie in große Boxen entleert werden.

Familienba­nde

„Dies ist die erste Weinlese, an der ich teilnehme“, erzählt Zejnepa. Die aus Montenegro stammende Studentin lebt mit ihren Eltern und den beiden Geschwiste­rn in Luxemburg und studiert im zweiten Jahr Wirtschaft­swissensch­aften und Finanzen an der Uni Trier. Ihr Bruder Haris besucht eine 13e-Klasse im Lycée des arts et métiers in

Luxemburg-Stadt. Beide sind Cousins von Selvin. Ihr Vater helfe bei einem anderen Winzer aus, verrät die Studentin – der erste Tag im Weinberg mache ihr selbst derweil richtig Spaß.

Ein anderer Student schaut Selvin hinterher, als dieser einen prall gefüllten Behälter aus dem Weinberg bringt. Im Gespräch mit dem Winzer meint er gelassen, dass das Traubenles­en schon toll sei, da man zeitnah das Resultat seiner Arbeit sehe. „Anhand des Leseguts merkt man so richtig, was man den ganzen Tag über geleistet hat“, sagt er lächelnd, während er mit der Schere an den nächsten Traubensti­el anlegt.

Hilfe aus der Region

In den Reihen nebenan arbeitet Brigitte sich Traube um Traube voran. Sie hatte in einem LWArtikel gelesen, dass Schill vor dem Auftakt der Lese wegen der coronabedi­ngten Reisebesch­ränkungen einen Personalma­ngel befürchtet­e und ihm spontan ihre Hilfe angeboten. „Ich stamme aus einer Bauernfami­lie aus dem Minett, wohne jetzt aber in Ellingen“, erzählt sie. Schon früher habe sie Winzern aus ihrem Wohnort bei der Lese geholfen. Auch ihre Tochter werde in den Folgetagen bei der Lese helfen, erzählt Brigitte. Den Hilferuf des Weinbauern hatte denn auch Jean Kayser, ein einstiger Kellermeis­ter aus Grevenmach­er, vernommen und sich danach beim Winzer gemeldet. Nun steht auch er im Weinberg und erntet fleißig Trauben.

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Die Beeren der Qualitätsw­eine und Crémants werden per Hand gelesen. Dafür braucht es Helfer – Corona erschwerte in diesem Jahr ihre Rekrutieru­ng.
Fotos: Chris Karaba Mehr Bilder auf www.wort.lu Die Beeren der Qualitätsw­eine und Crémants werden per Hand gelesen. Dafür braucht es Helfer – Corona erschwerte in diesem Jahr ihre Rekrutieru­ng.

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