Geldmenge mit weiterem Potenzial
Die Woche an den Rentenmärkten: Monetaristen befürchten ein Aufflammen der Inflation
Die amerikanische Federal Reserve hat in ihren Projektionen sowie der Pressekonferenz angekündigt, dass die Geldpolitik in den kommenden Jahren ultra-expansiv ausgerichtet bleiben wird und damit den Märkten Signale liefert. Jay Powell versicherte, dass die Währungshüter alle zur Verfügung stehenden geldpolitischen Instrumente ausnutzen werden, je nachdem wie sich die Wirtschaft entwickeln werde.
In der Summe hat die Sitzung der US-Notenbank den Kapitalmärkten keine frischen Impulse geben können. Global steigende Covid-19-Zahlen sowie durchwachsene Konjunkturindikatoren lassen Anleger vorsichtiger werden. Dennoch gab es keinen Ansturm auf langlaufende amerikanische Staatsanleihen. Die Verzinsung der zehnjährigen Benchmark stellte sich am Ende des Freitagshandels auf 0,694 Prozent. Eine Zinswende stehe erst an, wenn der Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung gepaart mit stärkerer Inflation aufweise.
Für die Zinsentwicklung dürfte vor allem schwer wiegen, dass die Äußerungen von vielen FED-Mitgliedern unveränderte Nullzinsen bis ins Jahr 2023 erwarten lassen. Die Märkte leiten das auch vom Inflationspfad der FED ab, wo diese erst für das Jahr 2023 gerade mal eine Rate von zwei Prozent vorsieht. In der Konsequenz der Aussagen der Banker und deren Projektionen rechnen die Zinsmärkte fest damit, dass das große Kaufprogramm mit 80 Milliarden USDollar monatlich noch lange Zeit fortgesetzt werden dürfte. Das Renditeband für die wichtige richtungsweisende Zehnjährige könnte bis zum Jahresende zwischen 0,5 und 0,75 Prozent verharren.
Damit bleibt der US-Renditevorteil gegenüber den Anleihen der europäischen Nordländer gedrückt. Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde betonte auf einer Konferenz, dass die EZB die Euroaufwertung sorgfältig beobachten würde, welche ein Risiko für Wachstum und das Inflationsziel darstellt. Lagarde ermutigte die Regierungen zu weiterhin hohen Ausgaben, um die Erholung der Wirtschaft zu unterstützen. Das sorgte dennoch nicht für eine Kurskorrektur bei den stabilen Euroland-Staatsanleihen. Die Fiskalpolitik bleibe gefordert, wenngleich sich in den USA noch keine Einigung auf ein weiteres Hilfspaket im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie abzeichnet.
Geldmenge steigt
Ohne nennenswerte Würdigung der Märkte und der Geldpolitiker ist der Anstieg beim Rohöl vonstatten gegangen, wo an den Terminmärkten das Barrell sich im September um mehr als acht Prozent verteuerte. Das Öl bleibt ein wichtiger Faktor für die Teuerung im Euroland. Eine zusätzliche Betrachtung müssen die Anleger dem
Geldmengenwachstum im Euroraum widmen. Das Wachstum hatte sich lange Zeit unspektakulär entwickelt. In den letzten Monaten nahm der Expansionsgrad aber erheblich zu. Die Vorjahresrate der breit gefassten Geldmenge M3 stieg vor allem bedingt durch verstärktes Sparen und eine erhöhte Kassenhaltung von Unternehmen, die wegen Corona mehr Liquidität vorhielten. Ein weiterer Anstieg kam durch die öffentliche Hand, so dass sich das Aggregat um insgesamt rund zehn Prozent erhöhte. Der Trend weist für M3 deutlich nach oben. Die annualisierte Sechsmonatsrate der M3 lag zuletzt bei fast 17 Prozent. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass die Inflationserwartungen der Anleger in den letzten Monaten nicht nur aufgrund besserer Konjunkturzahlen gestiegen sind. Monetaristen sehen in der starken Ausdehnung der Geldmenge die größte Gefahr für ein Aufflammen der Inflation. Zumindest dürfte dies dazu beitragen, die Diskussion über eine Deflation im Euroraum in engen Grenzen zu halten.