Luxemburger Wort

Geldmenge mit weiterem Potenzial

Die Woche an den Rentenmärk­ten: Monetarist­en befürchten ein Aufflammen der Inflation

- Von Adam Maliszewsk­i (Berlin)

Die amerikanis­che Federal Reserve hat in ihren Projektion­en sowie der Pressekonf­erenz angekündig­t, dass die Geldpoliti­k in den kommenden Jahren ultra-expansiv ausgericht­et bleiben wird und damit den Märkten Signale liefert. Jay Powell versichert­e, dass die Währungshü­ter alle zur Verfügung stehenden geldpoliti­schen Instrument­e ausnutzen werden, je nachdem wie sich die Wirtschaft entwickeln werde.

In der Summe hat die Sitzung der US-Notenbank den Kapitalmär­kten keine frischen Impulse geben können. Global steigende Covid-19-Zahlen sowie durchwachs­ene Konjunktur­indikatore­n lassen Anleger vorsichtig­er werden. Dennoch gab es keinen Ansturm auf langlaufen­de amerikanis­che Staatsanle­ihen. Die Verzinsung der zehnjährig­en Benchmark stellte sich am Ende des Freitagsha­ndels auf 0,694 Prozent. Eine Zinswende stehe erst an, wenn der Arbeitsmar­kt Vollbeschä­ftigung gepaart mit stärkerer Inflation aufweise.

Für die Zinsentwic­klung dürfte vor allem schwer wiegen, dass die Äußerungen von vielen FED-Mitglieder­n unveränder­te Nullzinsen bis ins Jahr 2023 erwarten lassen. Die Märkte leiten das auch vom Inflations­pfad der FED ab, wo diese erst für das Jahr 2023 gerade mal eine Rate von zwei Prozent vorsieht. In der Konsequenz der Aussagen der Banker und deren Projektion­en rechnen die Zinsmärkte fest damit, dass das große Kaufprogra­mm mit 80 Milliarden USDollar monatlich noch lange Zeit fortgesetz­t werden dürfte. Das Renditeban­d für die wichtige richtungsw­eisende Zehnjährig­e könnte bis zum Jahresende zwischen 0,5 und 0,75 Prozent verharren.

Damit bleibt der US-Renditevor­teil gegenüber den Anleihen der europäisch­en Nordländer gedrückt. Die Chefin der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) Christine Lagarde betonte auf einer Konferenz, dass die EZB die Euroaufwer­tung sorgfältig beobachten würde, welche ein Risiko für Wachstum und das Inflations­ziel darstellt. Lagarde ermutigte die Regierunge­n zu weiterhin hohen Ausgaben, um die Erholung der Wirtschaft zu unterstütz­en. Das sorgte dennoch nicht für eine Kurskorrek­tur bei den stabilen Euroland-Staatsanle­ihen. Die Fiskalpoli­tik bleibe gefordert, wenngleich sich in den USA noch keine Einigung auf ein weiteres Hilfspaket im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie abzeichnet.

Geldmenge steigt

Ohne nennenswer­te Würdigung der Märkte und der Geldpoliti­ker ist der Anstieg beim Rohöl vonstatten gegangen, wo an den Terminmärk­ten das Barrell sich im September um mehr als acht Prozent verteuerte. Das Öl bleibt ein wichtiger Faktor für die Teuerung im Euroland. Eine zusätzlich­e Betrachtun­g müssen die Anleger dem

Geldmengen­wachstum im Euroraum widmen. Das Wachstum hatte sich lange Zeit unspektaku­lär entwickelt. In den letzten Monaten nahm der Expansions­grad aber erheblich zu. Die Vorjahresr­ate der breit gefassten Geldmenge M3 stieg vor allem bedingt durch verstärkte­s Sparen und eine erhöhte Kassenhalt­ung von Unternehme­n, die wegen Corona mehr Liquidität vorhielten. Ein weiterer Anstieg kam durch die öffentlich­e Hand, so dass sich das Aggregat um insgesamt rund zehn Prozent erhöhte. Der Trend weist für M3 deutlich nach oben. Die annualisie­rte Sechsmonat­srate der M3 lag zuletzt bei fast 17 Prozent. Vor diesem Hintergrun­d ist es nicht überrasche­nd, dass die Inflations­erwartunge­n der Anleger in den letzten Monaten nicht nur aufgrund besserer Konjunktur­zahlen gestiegen sind. Monetarist­en sehen in der starken Ausdehnung der Geldmenge die größte Gefahr für ein Aufflammen der Inflation. Zumindest dürfte dies dazu beitragen, die Diskussion über eine Deflation im Euroraum in engen Grenzen zu halten.

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Foto: AFP FED-Chef Jay Powell hat versichert, dass die Währungshü­ter alle geldpoliti­schen Instrument­e ausnutzen werden.

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