„Ich bin doch nur ein Junge aus Slowenien“
Der schüchterne Tadej Pogacar gewinnt die Tour de France und versetzt die Radsportwelt ins Staunen
Es war bereits stockdunkel über der Planche des Belles Filles, als Tadej Pogacar in der endlosen Fragerunde nach seiner Wahnsinnsfahrt auf den Tour-Thron sehr nachdenklich wurde. „Ich bin doch nur ein Junge aus Slowenien. Ich habe zwei Schwestern und einen Bruder. Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll“, meinte der noch 21-Jährige schüchtern, nachdem er die Radsportwelt aus den Angeln gehoben hatte: „Ich möchte Spaß haben, das Leben genießen, die kleinen Dinge. Schon diese Pressekonferenz ist zu groß für mich.“
Während in den Kneipen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana der erste Tour-de-FranceChampion der kleinen Alpennation mit reichlich Pivo begossen wurde und die Zeitungen ihren „Turbo-Pogi“feierten, wusste der jüngste Sieger der FrankreichRundfahrt seit 1904 nicht, wie ihm geschah: „Ich kann es immer noch nicht verstehen, dass ich hier in Gelb sitze. Ehrlich, ich habe dafür keine Worte.“
Pogacars unerwartetes Meisterstück beim hammerharten Bergzeitfahren an der Planche des Belles Filles, wo er am Samstag seinem Landsmann Primoz Roglic den Tour-Sieg entriss, versetzte die Radsportwelt in Schockstarre. „Er war viel besser als ich, er verdient das so sehr“, sagte Roglic. Eine Erklärung, für das am Samstagnachmittag in den Vogesen Geschehene hatte auch er nicht.
Geburtstagsgeschenk
Pogacar schrieb Geschichte, gleich mehrfach. Er ist der erste Fahrer überhaupt, der die Trikots in gelb, weiß (bester Jungprofi) und gepunktet (Bergwertung) in einem Jahr gewann. Gestern in Paris durfte er nicht nur den Tour-Sieg begießen, sondern obendrein in seinen