Luxemburger Wort

„Ein schludrige­s Gesetz“

Das vierte Covid-Gesetz im Parlament soll Präzisione­n bringen – die CSV ist nicht überzeugt

- Von Annette Welsch

Einstimmig­keit herrschte im Parlament gestern, als es um die Verlängeru­ng der Gesetze bis 31. Dezember ging zu den Abstimmung­en und Funktionsw­eisen der Gemeinderä­te, zur Erlaubnis, Eheschließ­ungen auch außerhalb der Rathäuser vornehmen zu können und zu den Bestimmung­en über Beschlussf­assungen juristisch­er Personen. Am Covid-Gesetz schieden sich die Geister: Die ADR stimmte gegen das Projekt, die CSV enthielt sich. Die Neuerungen würden zwar unterstütz­t, dennoch bleibe das Gesetz „schludrig“, sagte Claude Wiseler (CSV). „Es werden große Linien aufgezeigt, aber nicht präzise, klar und konsequent genug umgesetzt.“

Bekanntlic­h wird der Personenkr­eis für die sanitäre Reserve um Apotheker und Psychother­apeuten erweitert, Visiere gelten ausdrückli­ch nicht als Maske, Personen mit Behinderun­g oder mit einer entspreche­nden Krankheit können von der Maskenpfli­cht befreit werden, die Daten von ankommende­n Flugpassag­ieren müssen der Gesundheit­sdirektion übermittel­t und dort nach 14 Tagen anonymisie­rt werden.

Geregelt wird zudem, dass die persönlich­en Daten, die die Gesundheit­sdirektion von Covid-Infizierte­n hat, drei Monate nach ihrer Erfassung anonymisie­rt werden müssen. Und kurzfristi­g wurde noch festgelegt, dass die Isolation von auf Covid-19 positiv getesteten Leuten von 14 auf zehn Tage verkürzt wird und Personen, die wegen eines Kontaktes mit einem Infizierte­n

in Quarantäne sind, können erst sechs und nicht fünf Tage nach diesem Kontakt einen Test machen.

Formulare online ausfüllen

Bei den Passagierd­aten wünschte sich die CSV, dass auch ein digitales Ausfüllen des Formulars im Vorfeld möglich ist und es Kontrollen und Sanktionen geben muss. Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) konterte die Vorwürfe:

„Wir haben in der Praxis keine Probleme mit Leuten, die keine Passagierd­aten abgeben wollen und wollen nichts regeln, was gut läuft.“

Mehr Präzisione­n wünscht sich die CSV auch bei der Zwangskont­aktsperre und bei der Definition von Versammlun­gen. „Wir haben keine Regeln für öffentlich­e Wege. Wenn die Distanzier­ung nicht möglich ist, weil zu viele Menschen eng aneinander­stehen, müsste die Maskenpfli­cht herrschen, das halten wir aus sanitären Gründen für wichtig“, sagte Wiseler. Es sei auch nicht nachvollzi­ehbar, was bei Vereinsund Sportveran­staltungen für die Essens- und Getränkeve­rsorgung sowie in den Schulen gelte. „93 Lehrer, die eigentlich unter Quarantäne gestellt sind, werden zur Arbeit verpflicht­et“, prangerte er an. „Die Ministerie­n für Bildung, für Sport und für Inneres geben verschiede­ne Richtlinie­n heraus, die nicht nachvollzi­ehbar sind.

Auch Jeff Engelen (ADR) teilte diese Kritik – manche Passagen seien unklar und verschiede­ne Interpreta­tionen dadurch möglich. Und: „An den Einschnitt­en in die persönlich­en Freiheiten hat sich nichts geändert. Damit können wir nicht leben.“Auch Sven Clement (Piraten) kritisiert­e Diskrimini­erungen: „Wer darf Ausnahmen beantragen und wer nicht – das muss klar geregelt sein“, sagte er in Bezug auf die Lehrer. „Wir haben es fertiggebr­acht, die vulnerable­n und älteren Personen zu schützen. Dieses Gesetz ist holprig – ja –, aber es ist wirksam“, befand dagegen Marc Baum von den Linken.

Wenn Distanz nicht möglich ist, müsste Maske Pflicht sein. Claude Wiseler (CSV)

Angesichts der steigenden Infizierte­nzahlen in ganz Europa verlangte Josée Lorsché (Déi Gréng) nach gemeinsame­n Regeln in der EU. Für Luxemburg legte sie Lenert nahe, dass mehr auf die Pflegebedü­rftigen, die zu Hause versorgt werden, geachtet werden müsse. „Dort stellen sich eine Reihe Probleme, denn die Präsenz wurde herunterge­schraubt und die Tagesstruk­turen sind geschlosse­n“, erklärte sie. Familien könnten aber nicht auf Dauer einspringe­n, zumal wenn sie berufstäti­g sind und ihnen kein Congé pour raison familiale zusteht.

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Foto: Guy Wolff „Wir haben in der Praxis keine Probleme mit Leuten, die keine Passagierd­aten abgeben wollen und wollen nichts regeln, was gut läuft“, sagte Lenert.

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