Vormarsch harter Drogen in Europa
Lissabon. Der Vormarsch harter Drogen wie Heroin und Kokain gefährdet die Gesundheit und auch die Sicherheit der Europäer. Zu diesem Schluss ist die Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht der Europäischen Union (EMCDDA) in ihrem Jahresbericht gekommen. Immer häufiger werden in Europa zufolge große Lieferungen abgefangen, was auf eine Zunahme des Handelsvolumens schließen lässt. Nach Angaben der EMCDDA erreichte die in der Union sichergestellte Menge an Kokain zuletzt mit 181 Tonnen im Jahr 2018 einen Rekordwert, nach 138 Tonnen im Jahr 2017 und jeweils deutlich weniger als 100 Tonnen in den Jahren zwischen 2008 und 2016. Die größten Mengen wurden demnach in Belgien, Spanien und in den Niederlanden beschlagnahmt. Bei Heroin sei ein Anstieg der beschlagnahmten Menge von 5,2 (2017) auf 9,7 Tonnen (2018) registriert worden. Aber nicht nur Heroin und Kokain bereiten Sorgen. Beunruhigung lösen unter anderem ein „hochpotenter Cannabis“, neue psychoaktive Substanzen, deren Zahl sich 2019 auf 53 belief, sowie das Auftauchen von acht neuen synthetischen Opioiden allein im vergangenen Jahr aus. Die Drogenherstellung in Europa habe zugenommen und sei vielfältiger geworden, heißt es. Die vermehrte Sicherstellung großer Mengen von Drogen, die auf dem Seeweg transportiert würden, lasse befürchten, dass die Drogenmafia inzwischen die Lieferketten, Schifffahrtswege und große Häfen „infiltriert“habe, heißt es. Dass die Drogenmafia nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Sicherheit der Europäer bedroht, unterstrich EU-Innenkommissarin Ylva Johansson. Davon kann man in der südspanischen Region Andalusien – einem der wichtigsten Kokainumschlagplätze Südeuropas – ein Lied singen. Dort sah man in den vergangenen Wochen nie dagewesene Gewaltszenen: Allein zwischen Ende August und Anfang September rammten Drogenhändler mit ihren Fahrzeugen mindestens drei Wagen der Polizei, brachten diese zum Teil zum Kippen. dpa