Luxemburger Wort

Regierungs­koalition lässt Radio ARA verhungern

Kahlschlag wird von LSAP und Déi Gréng kritiklos mitgetrage­n

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Das neue Mediengese­tz ruiniert den einzigen verblieben­en unabhängig­en Radiosende­r in Luxemburg. Seit mehr als 25 Jahren ist Radio ARA der Garant für Informatio­nen aus dem Bereich der NGOs und für eine Vielfalt an bedeutende­r Musik, die kein anderer Sender anrührt.

In enger Kooperatio­n mit Graffiti werden junge Leute fachkundig an Medienarbe­it herangefüh­rt. Radio ARA spricht zahlreiche in Luxemburg lebende Communitie­s in ihrer Mutterspra­che an und vermittelt so unter anderem die Corona-Politik der Regierung. Das ist Bürger-Radio im besten Sinne. All das leistet kein anderer Radiosende­r hier in dieser Form. Dabei wird der überwiegen­de Teil der Arbeit von rund 170 Freiwillig­en ohne Bezahlung erbracht. Bisher gab es von der Regierung wenigstens einen minimalen finanziell­en Beitrag, um die technische­n und organisato­rischen Rahmenbedi­ngungen zu sichern, damit diese gesellscha­ftlich wichtige Aufgabe erfüllt werden kann. Die Summe reichte schon seit langem nicht mehr aus. Statt die spärlichen Mittel aufzustock­en, wie es Radio ARA seit langem fordert, bedroht das neue Mediengese­tz, das der Regierungs­chef eingebrach­t hat, den Sender nun existenzie­ll.

Sowieso ist die Medienpoli­tik von Xavier Bettel haarsträub­end. So hatte er vor geraumer Zeit einen persönlich­en Freund aus der Konzertbra­nche in verantwort­liche

Stellung beim öffentlich-rechtliche­n „Radio 100,7“gebracht, was den europäisch­en Regelungen zum öffentlich-rechtliche­n Rundfunk grundlegen­d widerspric­ht. Diese verlangen, dass Regierunge­n keinen Einfluss auf diese Sender nehmen. Zudem stellt er wieder mehrere Millionen Euro dem kommerziel­len „RTL“zur Verfügung. „RTL“ist Teil des Bertelsman­nKonzerns, einem der größten profitorie­ntierten Medienunte­rnehmen weltweit.

Um den Fortbestan­d von Radio ARA zu sichern, wäre ein winziger Bruchteil dieser Summe nötig. Stattdesse­n lässt Xavier Bettel Radio ARA verhungern. Der Erhalt medialer Vielfalt, die in einer Demokratie unverzicht­bar ist, ist nicht Bestandtei­l von Bettels Agenda.

Dass dieser wirtschaft­sliberale Regierungs­chef, der von Kulturund Medienpoli­tik offenbar nicht viel versteht, so handelt, ist bei dessen politische­r Ausrichtun­g nicht verwunderl­ich. Nur hat Luxemburg keine blaue Regierung, sondern eine, die von einer Koalition getragen wird. Dass LSAP und Déi Gréng diesen Kahlschlag ermögliche­n, indem sie ihn bereitwill­ig und kritiklos mittragen, ist der eigentlich­e Skandal. Befremdlic­h ist aber auch, dass dieses Thema den großen Zeitungen hier im Land keine einzige Zeile wert ist. Willi Klopottek,

Oberfeulen Radiomoder­ator bei Radio ARA

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