Wenn der Pate Morddrohungen per Fax verschickt
„Man mag vielleicht meinen, der Staatsanwalt hat gut reden, wenn er sagt, er könne die Angst der Zeugen nachvollziehen“, betont David Lentz. „Doch das ist falsch. Ich weiß genau, wie man sich in der Zeugenrolle fühlt – vor unbekannten Richtern, in einem Saal mit Angeklagten, Anwälten, Journalisten und Zuschauern.“Mehrfach war nämlich auch er Zeuge in Fällen vor ausländischen Gerichten, bei denen es um sehr viel ging. „Das waren dann Fälle, in denen wir in Luxemburg ermittelt haben, der Prozess aber im Ausland geführt wurde“, führt David Lentz aus. „Dann musste jemand aus Luxemburg aussagen und die Erkenntnisse aus unseren Ermittlungen
im Ausland vor Gericht vortragen.“Dazu gehörten neben etwa schwerwiegenden Drogenaffären in Deutschland auch Fälle, in denen beispielsweise Größen aus dem schwerkriminellen Milieu aus Belgien unter Anklage standen, die nicht davor zurückschreckten, Mitwisser zu beseitigen, weil sie befürchteten, Maulwürfe in der eigenen Bande zu haben. Eine der schillerndsten Figuren aus diesem Milieu, dem sogenannten Paten von Liège, war David Lentz so dicht auf die Pelle gerückt, dass dieser ihm Morddrohungen per Fax zukommen ließ. „Und es gab auch auf anderen Wegen klare Einschüchterungsversuche“, fährt David Lentz fort, ohne ins
Detail zu gehen. „Ich stand damals unter Polizeischutz“, erzählt er. „Ich weiß, was es bedeutet, wenn die Polizei nachts vor der Tür steht, wenn regelmäßig Polizisten klingeln, um nachzusehen, ob wirklich alles in Ordnung ist oder, wo die Familie gerade dran ist. Auch für Magistraten gibt es keinen Gesetzestext, der uns schützt. Auch bei uns steht der Name in jeder Akte.“Niemandem sei es egal, in einem derartigen Prozess auszusagen, bekräftigt Lentz. „Ich verstehe die Angst der Menschen sehr gut und kann mich bestens in ihre Lage versetzen. Und doch ist es überaus wichtig, als Zeuge auszusagen.
Die Justiz braucht Zeugen!“