(K)eine runde Sache
Rathaus in Sandweiler soll durch einen Neubau ersetzt werden – Opposition fordert Referendum
Sandweiler. Das Rathaus in Sandweiler gehört aufgrund seiner Architektur, neben jenen in Dalheim und Bartringen, wohl zu den auffälligsten „Märeien“des Landes. Geht es aber nach der CSV-Déi-Gréng-Mehrheit in der Gemeinde, soll das Gebäude bald Geschichte sein. Ein Thema, das in den vergangenen Ratssitzungen schon für reichlich Zündstoff gesorgt hatte.
Vor allem der Opposition bestehend aus DP und LSAP ist der geplante Abriss des Rathauses ein Dorn im Auge. „Das umgebaute und erst 1999 in Betrieb genommene Gebäude hat sich zum Wahrzeichen der Gemeinde entwickelt und befindet sich sogar auf dem kommunalen Logo“, meint etwa Rätin Jacqueline Breuer (LSAP). Auch wenn Platzmangel herrsche, gebe es andere Möglichkeiten, als dieses Gebäude abreißen zu lassen. So befürwortet die Opposition etwa eine Renovierung beziehungsweise den Ausbau des bestehenden Gebäudes. Wenn aber nichtsdestotrotz ein neues Rathaus realisiert werden soll, könne man auf das freie Areal an der Rue d'Itzig zurückgreifen und dort ein den Bedürfnissen gerechtes Rathaus errichten, meint Breuer. Gleichzeitig hätte man dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: „Den lokalen Vereinen fehlt es an Räumlichkeiten. Wieso sollten diese das Gebäude nicht nutzen können?“, fragt Breuer.
Mitspracherecht für die Bürger
Da die Opposition mit ihrer Meinung bislang in den Gemeinderatssitzungen bei diesem Thema auf taube Ohren gestoßen sei, gehen die beiden Fraktionen nun einen Schritt weiter: In einem Rundschreiben an die Einwohner setzen sie sich für ein Referendum ein, bei dem die Bürger zu dem Vorhaben befragt werden. „Nein zum Abriss des aktuellen Rathauses, das noch immer zweckmäßig und in einem guten Zustand ist! Nein zu einem Neubau aus rein persönlichen PrestigeGründen! (...) Ja zu verstärkten Investitionen im sozialen, kulturellen, sportlichen Bereich sowie in bezahlbaren Wohnraum für die Bürger aus Sandweiler!“– heißt es unter anderem in dem Schreiben.
Ein Brief, über den Bürgermeisterin Simone Massard-Stitz (CSV) nicht gerade begeistert ist. „Es ist ein Thema, über das wir bereits in der vergangenen Mandatsperiode viel diskutiert haben. Wenn die
Opposition jetzt behauptet, dass wir sie nicht in das Vorhaben einbezogen haben, stimmt das nicht“, betont sie empört. Allein die Pläne für den Neubau hätten die Räte noch nicht gesehen, da diese erst jetzt kurz vor der Fertigstellung stehen und in Kürze in einer Gemeinderatssitzung präsentiert werden sollen.
In diesem Zusammenhang lässt das Gemeindeoberhaupt auch den Vorwurf, dass nicht genug für die Bürger investiert wird, nicht gelten. Neben der neuen Grundschule würden unter anderem soziale Wohnungsbauprojekte entstehen. Zudem habe die Gemeinde Rücklagen
in Höhe von 25 Millionen Euro, dies bei lediglich 350 000 Euro Schulden. „Wir werfen das Geld mit Sicherheit nicht aus dem Fenster“, so Simone Massard-Stitz.
„Ich will keinen Prunkbau, sondern ein funktionelles Rathaus, in dem die Angestellten unter anständigen Bedingungen arbeiten können“, so die Bürgermeisterin. Ein Problem stelle die Isolation dar. Insbesondere bei hohen Temperaturen, wie dies im vergangenen Jahr der Fall gewesen sei, würde es im Inneren nicht mehr abkühlen. „2019 wurden teilweise 40 Grad Celsius gemessen“, erzählt sie. Dies sei unzumutbar für die Angestellten. Zudem verfüge der 2 800 Quadratmeter große Rundbau zwar über ein großes Volumen, aber nicht über ausreichend nutzbare Fläche. Aufgrund der gestiegenen Anforderungen an die Gemeindeverwaltung benötige man dringend zusätzliche Mitarbeiter, was aber aufgrund des Platzmangels derzeit nicht möglich sei. „In den kommenden Jahren wird die Gemeinde weiter wachsen und damit auch die Herausforderungen an die Gemeindedienste. Wenn wir also in Zukunft optimal funktionieren wollen, muss jetzt gehandelt werden“, so Massard-Stitz.
Dass dies in dem aktuellen Gebäude nicht möglich sei, ging bereits Mitte 2019 aus einer Machbarkeitsstudie inklusive Raumflächenkonzept hervor. Laut Gutachten der Experten sei es unwirtschaftlich, das bestehende Rathaus auszubauen. Stattdessen wurde damals dazu geraten, den Rundbau abzureißen und ein zweistöckiges Funktionsgebäude zu realisieren. Und genau dies wolle man nun tun, unterstreicht die Bürgermeisterin weiter.
Ausbau möglich
Anders sieht dies unterdessen der Architekt des derzeitigen Gebäudes, Christian Bauer: „Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man jedes Gebäude verbessern und ausbauen kann.“So könne man nachträglich ohne Weiteres eine Isolierfassade anbringen. Ebenso sei eine Erweiterung durchaus realisierbar. Allerdings wurde der Architekt bislang nicht um seine Meinung gebeten.
„Das vorige Rathaus zeichnete sich bereits durch charakteristische Architektur aus, die wir bei den Planungen eingebunden haben. Es ist demnach schade, wenn ein solches Gebäude abgerissen wird“, unterstreicht Christian Bauer.