Luxemburger Wort

(K)eine runde Sache

Rathaus in Sandweiler soll durch einen Neubau ersetzt werden – Opposition fordert Referendum

- Von Nadine Schartz

Sandweiler. Das Rathaus in Sandweiler gehört aufgrund seiner Architektu­r, neben jenen in Dalheim und Bartringen, wohl zu den auffälligs­ten „Märeien“des Landes. Geht es aber nach der CSV-Déi-Gréng-Mehrheit in der Gemeinde, soll das Gebäude bald Geschichte sein. Ein Thema, das in den vergangene­n Ratssitzun­gen schon für reichlich Zündstoff gesorgt hatte.

Vor allem der Opposition bestehend aus DP und LSAP ist der geplante Abriss des Rathauses ein Dorn im Auge. „Das umgebaute und erst 1999 in Betrieb genommene Gebäude hat sich zum Wahrzeiche­n der Gemeinde entwickelt und befindet sich sogar auf dem kommunalen Logo“, meint etwa Rätin Jacqueline Breuer (LSAP). Auch wenn Platzmange­l herrsche, gebe es andere Möglichkei­ten, als dieses Gebäude abreißen zu lassen. So befürworte­t die Opposition etwa eine Renovierun­g beziehungs­weise den Ausbau des bestehende­n Gebäudes. Wenn aber nichtsdest­otrotz ein neues Rathaus realisiert werden soll, könne man auf das freie Areal an der Rue d'Itzig zurückgrei­fen und dort ein den Bedürfniss­en gerechtes Rathaus errichten, meint Breuer. Gleichzeit­ig hätte man dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: „Den lokalen Vereinen fehlt es an Räumlichke­iten. Wieso sollten diese das Gebäude nicht nutzen können?“, fragt Breuer.

Mitsprache­recht für die Bürger

Da die Opposition mit ihrer Meinung bislang in den Gemeindera­tssitzunge­n bei diesem Thema auf taube Ohren gestoßen sei, gehen die beiden Fraktionen nun einen Schritt weiter: In einem Rundschrei­ben an die Einwohner setzen sie sich für ein Referendum ein, bei dem die Bürger zu dem Vorhaben befragt werden. „Nein zum Abriss des aktuellen Rathauses, das noch immer zweckmäßig und in einem guten Zustand ist! Nein zu einem Neubau aus rein persönlich­en PrestigeGr­ünden! (...) Ja zu verstärkte­n Investitio­nen im sozialen, kulturelle­n, sportliche­n Bereich sowie in bezahlbare­n Wohnraum für die Bürger aus Sandweiler!“– heißt es unter anderem in dem Schreiben.

Ein Brief, über den Bürgermeis­terin Simone Massard-Stitz (CSV) nicht gerade begeistert ist. „Es ist ein Thema, über das wir bereits in der vergangene­n Mandatsper­iode viel diskutiert haben. Wenn die

Opposition jetzt behauptet, dass wir sie nicht in das Vorhaben einbezogen haben, stimmt das nicht“, betont sie empört. Allein die Pläne für den Neubau hätten die Räte noch nicht gesehen, da diese erst jetzt kurz vor der Fertigstel­lung stehen und in Kürze in einer Gemeindera­tssitzung präsentier­t werden sollen.

In diesem Zusammenha­ng lässt das Gemeindeob­erhaupt auch den Vorwurf, dass nicht genug für die Bürger investiert wird, nicht gelten. Neben der neuen Grundschul­e würden unter anderem soziale Wohnungsba­uprojekte entstehen. Zudem habe die Gemeinde Rücklagen

in Höhe von 25 Millionen Euro, dies bei lediglich 350 000 Euro Schulden. „Wir werfen das Geld mit Sicherheit nicht aus dem Fenster“, so Simone Massard-Stitz.

„Ich will keinen Prunkbau, sondern ein funktionel­les Rathaus, in dem die Angestellt­en unter anständige­n Bedingunge­n arbeiten können“, so die Bürgermeis­terin. Ein Problem stelle die Isolation dar. Insbesonde­re bei hohen Temperatur­en, wie dies im vergangene­n Jahr der Fall gewesen sei, würde es im Inneren nicht mehr abkühlen. „2019 wurden teilweise 40 Grad Celsius gemessen“, erzählt sie. Dies sei unzumutbar für die Angestellt­en. Zudem verfüge der 2 800 Quadratmet­er große Rundbau zwar über ein großes Volumen, aber nicht über ausreichen­d nutzbare Fläche. Aufgrund der gestiegene­n Anforderun­gen an die Gemeindeve­rwaltung benötige man dringend zusätzlich­e Mitarbeite­r, was aber aufgrund des Platzmange­ls derzeit nicht möglich sei. „In den kommenden Jahren wird die Gemeinde weiter wachsen und damit auch die Herausford­erungen an die Gemeindedi­enste. Wenn wir also in Zukunft optimal funktionie­ren wollen, muss jetzt gehandelt werden“, so Massard-Stitz.

Dass dies in dem aktuellen Gebäude nicht möglich sei, ging bereits Mitte 2019 aus einer Machbarkei­tsstudie inklusive Raumfläche­nkonzept hervor. Laut Gutachten der Experten sei es unwirtscha­ftlich, das bestehende Rathaus auszubauen. Stattdesse­n wurde damals dazu geraten, den Rundbau abzureißen und ein zweistöcki­ges Funktionsg­ebäude zu realisiere­n. Und genau dies wolle man nun tun, unterstrei­cht die Bürgermeis­terin weiter.

Ausbau möglich

Anders sieht dies unterdesse­n der Architekt des derzeitige­n Gebäudes, Christian Bauer: „Ich bin grundsätzl­ich der Meinung, dass man jedes Gebäude verbessern und ausbauen kann.“So könne man nachträgli­ch ohne Weiteres eine Isolierfas­sade anbringen. Ebenso sei eine Erweiterun­g durchaus realisierb­ar. Allerdings wurde der Architekt bislang nicht um seine Meinung gebeten.

„Das vorige Rathaus zeichnete sich bereits durch charakteri­stische Architektu­r aus, die wir bei den Planungen eingebunde­n haben. Es ist demnach schade, wenn ein solches Gebäude abgerissen wird“, unterstrei­cht Christian Bauer.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Das aktuelle Rathaus dürfte bald der Vergangenh­eit angehören. Stattdesse­n soll ein funktionel­ler und an die Bedürfniss­e der wachsenden Gemeinde angepasste­r Neubau errichtet werden.
Foto: Anouk Antony Das aktuelle Rathaus dürfte bald der Vergangenh­eit angehören. Stattdesse­n soll ein funktionel­ler und an die Bedürfniss­e der wachsenden Gemeinde angepasste­r Neubau errichtet werden.
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