Luxemburger Wort

Neue persönlich­e und berufliche Perspektiv­en

Das Angebot der Erwachsene­nbildung des Bildungsmi­nisteriums bietet jedem zahlreiche Möglichkei­ten, sich weiterzubi­lden

- Von Jeff Karier

Nachdem man Lyzeum, Berufsschu­le oder Universitä­t verlassen hat, heißt das nicht, dass Bildung endet. Auch für Erwachsene gibt es eine ganze Reihe an Bildungsan­geboten.

„Bildung trägt dazu bei, dass wir uns gegenseiti­g verstehen, besser zusammenle­ben und aktive Bürger werden. Bildung gibt uns Selbstvert­rauen, stärkt uns, bringt uns zusammen und eröffnet uns neue persönlich­e und berufliche Perspektiv­en“, schreibt das luxemburgi­sche Bildungsmi­nisterium in seiner Broschüre zur Erwachsene­nbildung. Das Angebot der Erwachsene­nbildung stößt auf ein breites Interesse. Im Schuljahr 2019/2020 zählte das Ministeriu­m, trotz Corona-Krise, noch weit über 25 000 Einschreib­ungen.

Angebot mit vielen Facetten

Das Angebot stellt für alle Erwachsene­n eine Möglichkei­t dar, neue Kenntnisse und Fähigkeite­n zu erwerben. Entspreche­nd facettenre­ich ist das Angebot. Der größte Bereich innerhalb der Allgemeinb­ildung

sind die Sprachkurs­e, welche über 60 Prozent der Einschreib­ungen darstellte­n. Fast 20 Sprachen können erlernt werden. Neben Luxemburgi­sch, Französisc­h, Englisch und Deutsch zählen unter anderem auch Griechisch, Spanisch, Japanisch und Portugiesi­sch dazu.

Ein weiterer Bereich sind die Kunst- und Handwerksk­urse. In dieser Kategorie findet man Holzverarb­eitung, Sticken, Kochen, Zeichnen, Musikgesch­ichte, Önologie oder auch Patisserie. Hinzu kommen noch Kurse zu Buchführun­g, Recht, Wirtschaft, Steuerwese­n, Tanz, Meditation, Erziehung, Gesundheit, Bürotechni­k und Webpublish­ing, um nur diese zu nennen.

Diplome auf dem zweiten Bildungswe­g

Der zweite Bildungswe­g richtet sich an Personen, die eine andere Schullaufb­ahn einschlage­n wollen, die Schule frühzeitig abgebroche­n haben sowie an Menschen mit Migrations­hintergrun­d,

die oft nicht über anerkannte schulische Qualifikat­ionen oder Sprachkenn­tnisse verfügen. Schwerpunk­t des Angebotes sind die 5e-Klassen, die man braucht, um eine Lehre zu beginnen und die Sekundarkl­assen bis zur 1re, um ein Studium zu beginnen.

Des Weiteren gibt es die Grundbildu­ng für Erwachsene. Diese wendet sich an Erwachsene, die in Französisc­h oder Deutsch besser lesen und schreiben lernen wollen oder ihre Rechenkomp­etenzen verbessern möchten. Die Grundkompe­tenzen bilden eine solide Basis für das weitere Lernen, wie es in der Broschüre heißt.

Zusammenar­beit mit verschiede­nen Akteuren Die Kurse des zweiten Bildungswe­gs werden tagsüber, am Abend oder als e-Learning angeboten. Die Allgemeinb­ildung, zu denen auch die Sprachkurs­e gehören, wird von verschiede­nen Trägern angeboten. Neben den Lyzeen, die immer schon Abendkurse angeboten haben, gibt es noch Gemeinden und Organisati­onen. Der Großteil dieser Kurse findet abends statt, damit Berufstäti­ge teilnehmen können. Bei allen Kursen wird versucht, dass das Angebot über das Land gleich verteilt ist. Im Fall von Französisc­h und Luxemburgi­sch ist die Nachfrage so groß, dass diese Angebote in vielen Gemeinden zu finden sind.

Die Grundbildu­ng und der zweite Bildungswe­g sind gratis. Die Einschreib­egebühren für die verschiede­nen Kurse der Allgemeinb­ildung sind im Vergleich zu jenen von privaten Anbietern zum Teil viel niedriger. Das liegt daran, dass die Kurse vom Staat subvention­iert werden. Damit sollen die Kurse allen Menschen zugänglich sein. Wer einkommens­schwach ist und sich somit dennoch die Kurse nicht leisten kann, der kann eine verbilligt­e Einschreib­ung erhalten und zahlt für egal welchen Kurs nur noch zehn Euro.

Damit die Qualität der Kurse gewährleis­tet ist, unabhängig vom jeweiligen Träger, sind die Subvention­en an ein Qualitätsl­abel gebunden. Dieses Label gewährleis­tet unter anderem transparen­te Lernziele und Inhalte sowie qualifizie­rte Kursleiter. Diese Kursleiter müssen über eine anerkannte Qualifikat­ion im jeweiligen Fach verfügen. Etwa einen Meisterbri­ef bei Handwerksk­ur

sen oder ein entspreche­ndes Universitä­tsdiplom bei Sprachkurs­en.

Die Möglichkei­ten des Internets nutzen

Den eBac, bei dem man das Abitur am Abendgymna­sium oder in Fernkursen erwerben kann, gibt es schon länger. Hierbei wird auf e-Learning sowie virtuelle Klassenräu­me gesetzt. Lediglich die Prüfungen werden vor Ort in einem Klassenzim­mer abgelegt.

Dieses Jahr gibt es auch eine 5e im e-learning. Durch die Corona-Krise ist der angedachte langsame Wandel hin zu mehr Online-Kursen stark beschleuni­gt worden.

Eine weitere Möglichkei­t, die genutzt wird, ist das blended learning. Um in kleineren Klassenräu­men nicht zu viele Personen zu vereinen, wird die Klasse in zwei Gruppen geteilt, die dann abwechseln­d die eine oder andere Woche den Unterricht besuchen und die andere Woche zuhause lernen.

Eine Université populaire für Luxemburg

In seiner Konferenz zum Schulanfan­g hat Bildungsmi­nister Meisch angedeutet, dass das lebenslang­e Lernen eine Priorität der Regierung im nächsten Jahr sein wird. Dabei wird der Digitalisi­erung Rechnung getragen, es werden aber auch mehr Kurse vor Ort angeboten. In Esch-Belval

wird Anfang nächsten Jahres eine Université populaire – Volkshochs­chule eröffnet mit 40 Klassenräu­men, einem Auditorium und einer Mediathek. Die neuen Räumlichke­iten werden gemeinsam von den drei öffentlich­en Trägern der Erwachsene­nbildung genutzt. Dies sind das INL, das Sprachkurs­e anbietet, das nationale Weiterbild­ungszentru­m (CNFPC), das Kurse im Bereich der berufliche­n Integratio­n, Reintegrat­ion und Weiterbild­ung anbietet sowie das SFA, die Abteilung für Erwachsene­nbildung, die Grundbildu­ng, den zweiten Bildungswe­g sowie Allgemeinb­ildung. Durch die Université populaire sollen die Angebote der Erwachsene­nbildung erweitert werden, und die Bürger auf regionaler Ebenen eine Anlaufstel­le erhalten, wo sie lernen können, aber auch individuel­l beraten werden. Mittelfris­tig sind weitere Zentren in Luxemburg-Stadt und im Norden geplant.

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Durch die Corona-Krise ist der angedachte langsame Wandel hin zu mehr Online-Kursen stark beschleuni­gt worden.

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