Mehr als nur der Gardasee
Zehn versteckte Reiseziele im Trentino, im Herzen der italienischen Alpen, die man erlebt haben muss
Noch alpin, aber schon Italien: Das ist das Trentino. Eine Welt voller Genuss, die entdeckt werden will. Viele Urlauber rauschen durch bis zum Gardasee und verpassen dabei das Schönste: eine atemberaubende Bergwelt, mediterran anmutende Dörfer und smaragdgrüne Seen.
Der Naturpark Pala-Gruppe
Wer gern wandert, der darf sich den kleinsten der drei trentinischen Naturparks nicht entgehen lassen. Der heißt Paneveggio – Pale di San Martino und reicht von 700 bis auf imposante 2 400 Meter Höhe. Sein Wald wird im Volksmund „Violinenwald“genannt, weil sich das Holz der Nadelbäume perfekt für Streichinstrumente eignet. Darüber leuchten die rosafarbenen Dolomitenwände der Pale di San Martino, auf Deutsch Pala-Gruppe.
Der Canyon Rio Sass
Das Val di Non ist Südtirols Apfelparadies und ein Outdoor-Dorado. Der wilde Canyon Rio Sass teilt das hübsche Örtchen Fondo in zwei Teile. Seine Schlucht mit Wasserfällen, Höhlen und Stalaktiten wurde über einen Klammweg mit Stegen, Treppen und Leitern zugänglich gemacht. Angemeldete Besucher werden zunächst mit Leihhelm und Regenjacke ausgestattet und dann von einem Guide durch die vom Wildbach ausgehöhlten Felswände geleitet. Lohn der Mühe sind faszinierende Farbeffekte und Schattenspiele in der Klamm. Insgesamt überwindet die Gruppe 145 Höhenmeter, hin und zurück.
Die Sprachinsel Alpe Cimbra
Beim weithin sichtbaren Castel Beseno zweigt die Hochalm Alpe Cimbra vom Etschtal ab. Wintersportler kennen die Skigebiete von Folgaria und Lavarone, im Sommer ist das alpine Plateau mit seinen Wäldern, Almwiesen, Seen, Wildbächen und Aktivwegen ein Mountainbike-Dorado inmitten üppiger Natur. Über dem Lavaronesee weht seit 2017 die blaue EUFlagge für Badestrände mit vorbildlichem Umweltmanagement. Ganz hinten im Hochtal liegt das kleine Bergdorf Lusérn.
Der Kunstpfad Arte Sella
Kunstgenuss im Valsugana: In den Wäldern nahe der Ortschaft Borgo Valsugana findet sich „Arte Sella“– ein Museum unter freiem Himmel, das mittlerweile Weltruf genießt. Seit 1996 schaffen internationale Künstler dort Objekte aus Holz, Stein und Blättern, die den Wald bevölkern. Berühmtestes Werk ist die Cattedrale Vegetale von Giuliano Mauri aus dem Jahr 2001 – eine gewaltige Baumkathedrale mit drei Schiffen, nur 20 Meter kürzer als Notre Dame. Wie lange sie noch bestehen wird? Niemand weiß es; der stetige Wechsel gehört zum faszinierenden Konzept von Arte Sella.
Der Bergsee Lago di Molveno
Idyllisch schmiegt sich der Molvenosee in 800 Meter Höhe zwischen Brenta-Dolomiten und Paganella-Massiv. Das BilderbuchPanorama
aus schroffen Felstürmen, die sich im sanften Grün des Sees spiegeln, macht den Lago di Molveno für die italienische Umweltschutzorganisation Legambiente zum schönsten See Italiens. Sportliche Naturen erwartet ein breites Wassersport-Angebot mit dem Schwerpunkt Surfen und ein großzügiges Wander- und Radwegenetz. Eine Traumtour führt zwölf Kilometer weit einmal rund um den See.
Das Wissenschaftsmuseum MUSE Was wäre eine Trentino-Tour ohne einen Spaziergang durch die Hauptstadt Trento? Auf dem historischen Marktplatz sitzt man gemütlich bei Sprizz oder Espresso. Ein unbedingtes Muss ist danach die Besichtigung des preisgekrönten Naturwissenschaftsmuseums „MUSE“am Stadtrand. Dem StarArchitekten Renzo Piano ist es dort gelungen, ein aufsehenerregendes Gebäude mit einem intensiven Natur- und Lernerlebnis zu verbinden. Auf vier Stockwerken samt phänomenaler Dachterrasse wird es auch sonst chronisch uninteressierten Kindern nicht langweilig – so clever ist die Wissenschaft zum Anfassen dort präsentiert.
Das Bergdorf Canale di Tenno
Olivenbäume in den Alpen: Diese Besonderheit gibt es in dem Hügelland zwischen Riva del Garda und der Stadt Trento. Vorzüglich schmeckt der hier gebrannte Grappa. Ein Geflecht aus steilen, engen Gassen bilden Bergdörfer wie Canale di Tenno. Bis in die 1960er-Jahre war es verlassen, bevor es von Malern, Bildhauern und Kunsthandwerkern wiederbelebt wurde. Heute trägt Canale die Tenno stolz das Prädikat „I Borghi più belli d'Italia“, es gehört also zur Vereinigung der schönsten mittelalterlichen Dörfer Italiens. Autos müssen draußen bleiben, nur zu
Fuß lassen sich die Steinhäuser aus dem 14. Jahrhundert mit romantischen Bogengängen und Innenhöfen erkunden.
Der Panorama-Punkt Ciampedie
Das Fassatal und speziell das sagenumwobene Rosengarten-Massiv sind die Märchenheimat des Zwergenkönigs Laurin. Mit einer modernen Seilbahn erreicht man in wenigen Minuten und direkt vom Dorf Vigo di Fassa das Hochplateau Ciampedie in 2 000 Metern Höhe, wo heute vor allem das gewaltige Panorama verzaubert. Vor einem stehen da die schönsten Berge der Dolomiten Spalier: Rosengarten und Sellastock, die Türme des Vajolet, Langkofel und Costabella, Latemar, dazu Marmolada, Buffaure und Monzoni-Gruppe. Im Sommer ist die weite Mulde aus Wiesen und Felsen mit dem einzigartigen Ausblick Ausgangspunkt zahlreicher Wander- und Klettertouren, aber auch perfektes Ausflugsziel für Familien, dank des Spielparks, wo sich die Kinder unter Aufsicht erfahrener Betreuer ordentlich austoben können. Auf mehreren Themenwegen können die kleinen Gäste mit Mama und Papa mehr über Pflanzen und Tiere, Sagen und Legenden des Rosengartens erfahren.
Die Almwiesen der Alpe Lusia
Aktivurlaub für alle: Das bietet eine E-Bike-Tour über die Almwiesen der Alpe Lusia im Val di Fiemme. Wer mag, der kann hier natürlich auch einfach wandern. Vor allzu viel Stress muss bei insgesamt nur 390 Höhenmetern Aufstieg niemand Angst haben. Hoch geht es nämlich bequem mit der Kabinenbahn Bellamonte und weiter bei herrlichem Panoramablick auf die Pala-Gruppe zur Almsennerei „Bocche“(Einkehrmöglichkeit). Nach einer kurzen Rückfahrt führt nach einem Kilometer links ein Forstweg hinunter Richtung Paneveggio und später rechts zurück zur Talstation der Kabinenbahn. Wer mag, der kann auf halber Strecke einen Abstecher zur Festung Dossaccio machen. Die spektakuläre Kriegsanlage kam im Ersten Weltkrieg nicht zum Einsatz und wurde in den vergangenen Jahren aufwendig restauriert.
Der Spumante Trentodoc
Kenner stellen ihn auf eine Stufe mit Champagner und Franciacorta: Trentodoc, den Berg-Schaumwein aus dem Trentino. Goldene Reflexe und eine dichte Perlage kennzeichnen den prickelnden Trentino-Botschafter – der Trentodoc ist so einzigartig wie das Territorium, das ihn hervorbringt. Chardonnay schenkt ihm Struktur und intensive Aromen, Spätburgunder ergänzt Eleganz und Finesse. Das besondere Klima des Etschtals mit dem Einfluss des OraWinds vom Gardasee fördern seine Reife. Einen der besten Trentodocs macht Lucia Letrari aus Rovereto. Wer sich bei ihr anmeldet, kann zwischen drei geführten Verkostungen wählen und erhält mit etwas Glück – sozusagen als krönenden Abschluss – ein Glas vom „Pas Dosé“. srt
Viele Urlauber rauschen durch bis zum Gardasee und verpassen dabei das Schönste.