Syrien: Corona-Fälle in Rebellengebiet steigen
Idlib. Die Zahl der Corona-Fälle in den syrischen Rebellengebieten im Nordwesten des Bürgerkriegslandes ist stark gestiegen. Bis Anfang dieser Woche seien in der Region um die Stadt Idlib 640 Menschen positiv auf das Corona-Virus getestet worden, teilte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) gestern mit. Das seien zehn mal mehr Fälle als einen Monat zuvor. Wegen der wenigen Tests könnte die tatsächliche Zahl noch weit höher liegen. Bei rund einem Drittel der Infizierten handele es sich um Mitarbeiter im Gesundheitswesen, erklärte MSF weiter. Besorgniserregend sei, dass in den Vertriebenenlagern immer mehr Covid-19-Fälle entdeckt würden. In den Rebellengebieten im Nordwesten Syriens leben nach UN-Angaben rund vier Millionen Menschen, mehr als die Hälfte davon Vertriebene. Viele von ihnen sind in überfüllten Lagern untergekommen. Dort gebe es kaum Wasser, Toiletten und Waschgelegenheiten, warnte MSF. Abstandhalten, Händewaschen und Isolation seien praktisch unmöglich. Syrien leidet nach mehr als neun Jahren Bürgerkrieg unter einer schweren Wirtschaftskrise, die durch die Corona-Pandemie verschärft wird. Die Regierung hat aus ihren Gebieten bisher mehr als 3 700 Corona-Fälle und 170 Tote gemeldet. Die UN gehen auch hier davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infizierungen deutlich höher liegt. Das gilt demnach auch für den Nordosten Syriens, der von der Kurdenmiliz YPG und ihren Verbündeten kontrolliert wird. Dort sind bislang nach UN-Angaben mehr als 1 100 Corona-Fälle und 52 Tote gezählt worden. dpa