Luxemburger Wort

Note „unbefriedi­gend“

Greenpeace stellt „Fonds de Compensati­on“schlechtes Zeugnis bei Nachhaltig­keit aus – Mehr Transparen­z gefordert

- Von Marlene Brey

Die Investitio­nspolitik des Pensionsfo­nds des Luxemburge­r Staates, dem Fonds de Compensati­on (FDC), ist nicht nachhaltig – Schulnote „unbefriedi­gend“. So lautet das Urteil des Wirtschaft­sexperten Martin Granzow. Greenpeace Luxembourg hatte ihn beauftragt, einen Maßnahmenk­atalog zu entwickeln, um der Politik zu zeigen, wie Klimakrite­rien wirksam in die Investitio­nsentschei­dungen einbezogen werden können. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag vorgestell­t.

Luxemburg ist weltweit der zweitgrößt­e Finanzstan­dort, wenn es um Investment­fonds geht. Die Frage, in was dieses Geld investiert wird – etwa in fossile Energien oder grüne Technologi­en – ist auch eine umweltpoli­tische. „Wir sehen nicht nur Investment­fonds in der Verantwort­ung, sondern auch den Staat mit seinen Fonds“, sagt Martina Holbach von Greenpeace Luxembourg. Der Pensionsfo­nds FDC ist 20 Milliarden Euro schwer. Greenpeace verfolgt seit 2015, wie dieses Geld investiert wird. Obwohl der Diskurs um klimafreun­dliche Politik immer stärker wird, bleiben die Ergebnisse aus Sicht der NGO aus. „Seit 2015 sind die Investitio­nen in die größten Kohlefirme­n der Welt um mehr als 60 Prozent gestiegen“, sagt Holbach. Sie ist verantwort­lich für die Kampagnen zu nachhaltig­en Finanzen. „Insgesamt haben wir geschätzt, dass 2019 etwa eine halbe Milliarde Euro vom Fonds in Kohle-, Erdöl- und Erdgas-Industrien investiert wurden. Was also tatsächlic­h passiert, steht im Widerspruc­h zur angekündig­ten Nachhaltig­keitspolit­ik des FDC.“Greenpeace möchte Klarheit darüber, in welche Unternehme­n der Fonds investiert, ob die Investitio­nen in

Einklang mit den Pariser Klimaziele­n sind und wie es mit den Klimafinan­zrisiken aussieht. Einen vorläufige­n Höhepunkt in der Diskussion um den Pensionsfo­nds gab es im August 2019, als die NGO Informatio­nen über die Anlagen des FDC bei Sozialmini­ster Romain Schneider (LSAP) einklagte. Jetzt sieht Greenpeace die Chance für eine politische Neuorienti­erung: Das Parlament will im Herbst über die Investitio­nspolitik des FDC diskutiere­n. „Wenn wir die Investitio­nspolitik des Fonds kritisiere­n, fragen Politiker oft ,Was müsste der Fonds denn konkret anders machen?‘“, sagt Holbach. Der aktuelle Bericht, den die NGO in Auftrag gegeben hat, soll die Antwort darauf liefern. Er wird den Abgeordnet­en am 7. Oktober vorgestell­t.

Die Empfehlung­en

Im Zentrum des Berichts stehen drei Fragen. Die erste lautet: Warum sollten überhaupt Nachhaltig­keitskrite­rien in der Investitio­nspolitik berücksich­tigt werden? Die Antwort des Wirtschaft­sexperten Martin Granzow lautet: Für öffentlich­e Organisati­onen wie den FDC ist der ungebremst­e Klimawande­l kein wünschensw­ertes Szenario. „Die logische Konsequenz ist, dass eine Transforma­tion der Wirtschaft alternativ­los ist“, so Granzow. Das sei schließlic­h einer der Gründe, warum sich Luxemburg zu den Pariser Klimaziele­n bekannt habe. Bei nachhaltig­em Investment gehe es aber nicht nur um Moral, so der Experte. „Es hat sich gezeigt, dass die Berücksich­tigung von Nachhaltig­keitskrite­rien tendenziel­l positive Effekte auf die finanziell­e Performanc­e

von Kapitalanl­agen hat“, erklärt Granzow.

Treuhänder wie der FDC sind dazu verpflicht­et, im Interesse ihrer Begünstigt­en zu handeln. Wenn nachhaltig­e Kapitalanl­agen besser performen und immer mehr Menschen Wert auf Nachhaltig­keit legen, dann lässt sich daraus sogar ableiten, dass der FDC seinen treuhänder­ischen Pflichten erst dann nachkommt, wenn er nachhaltig investiert, argumentie­rt Granzow. In solchen Fällen kann es sogar zu Klagen gegen Vermögensv­erwalter kommen, weil

Nachhaltig­keit hat positive Effekte für die finanziell­e Performanc­e von Kapitalanl­agen. Martin Granzow

sie ihre treuhänder­ischen Pflichten verletzen. Bei dem Maßnahmenk­atalog für Politik und FDCManagem­ent geht es vor allem um zwei Punkte: konkrete Standards und Transparen­z derselben. Der FDC hat bereits eine Richtlinie für verantwort­liches Investiere­n entwickelt und berücksich­tigt seit einigen Jahren Nachhaltig­keitskrite­rien bei der Auswahl der Asset Manager für die verschiede­nen Teilfonds. Was aber die konkreten Kriterien betrifft, „bleiben viele Fragen offen“, sagt Granzow. „Es braucht klare Vorgaben, die öffentlich einsehbar sind und deren Umsetzung überprüfba­r sein muss“, ergänzt er.

Der aktuelle Bericht ist Auftakt der Serie „Finance Briefing“, in der Greenpeace Klima- und Umweltfrag­en im Zusammenha­ng mit dem Finanzsekt­or diskutiert.

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Foto: Shuttersto­ck Greenpeace schätzt, dass 2019 eine halbe Milliarde Euro des Pensionsfo­nds in Kohle-, Erdöl- und Erdgas-Industrien investiert wurden.

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