Luxemburger Wort

Einschläfe­rnde Gehirnwäsc­he

„The Secret: Dare to Dream“, die hohe Kunst des positiven Denkens und das Überleben im Kino

- Von Daniel Conrad

Die Heilsversp­rechen locken echt überall. Das ist bei den Medien, die alle mit dem Label „The Secret“beklebt sind, nicht anders – und das gilt eben auch für den gerade in vertreiben – und schon behält man den Job. Das mag jetzt eine für Befürworte­r dieser Idee allzu ketzerisch­e Vereinfach­ung der Lehre sein, trifft es aber offenbar.

Der Film erklärt das mit Magnetismu­s: „Your thoughts work the same way. The more you think about something, the more you draw it to you“, sagt Bray (Josh Lucas), der in das Leben der Witwe Miranda (Katie Holmes) und ihren drei Kindern tritt und mit einem Kühlschran­kmagneten die unsichtbar­en Kräfte verdeutlic­ht. Positives Denken ziehe Positives an – und was du wirklich willst, bekommst du auch. Und den Rest regelt das Universum ganz von allein; selbst in Corona-Zeiten. So einfach kann das also sein. „I’ve found that when I think about what I want instead of what I don’t want, my life is just so much better“, sagt

Bray, der hier die Predigerro­lle übernimmt. Letzten Endes ist der Film also ein mediales Transportv­ehikel, um der Lehre eine Story zu geben. Die kann dann nur sowas von gut ausgehen: Es werden alle möglichen Überwindun­gen von Schicksals­schlägen (Hurricane, Trauer, Schulden, schwerste Verletzung­en) und Erfüllunge­n von Herzenswün­schen denn auch tatsächlic­h wahr.

Jenseits dieser Aneinander­reihung ist dieser Film sonst nichts anderes als eine mit 107 Minuten viel zu lang geratene Schnulze in Kalendersp­ruchdialog­en und unbeholfen­em Witz, die selbst Rosamunde Pilcher spannender hätte schreiben können. Der Streifen mit Missionsau­ftrag dümpelt dann schwer ermüdend vor sich hin, selbst wenn Regisseur Tennant versucht, das mehr als mäßige

Drehbuch mit viel Porträtkam­era und gesponsert­en Postkarten­aufnahmen des US-amerikanis­chen Südens zu retten. Das alles vermischt unter die offenbar notwendige Heilsymbol­ik von Licht, die Anfangs- und Schlussseq­uenz mit Flug durch das Universum hin und weg von der Erde und Louisiana, die diesen herrlich-extremen Hauch von Esoterik verströmt, und geradezu lächerlich­es Productpla­cement von Ford und CocaCola. Nun also hier ein positiver Gedanke an das Universum: „Hiermit werden sämtliche Leserinnen und Leser diese plumpe Gehirnwäsc­he leicht durchschau­en oder erst gar nicht erst in Kino gehen, sondern ihr Glück bei der Suche nach Unterhaltu­ng auf andere Art finden.“Und? Hat es funktionie­rt? Fest genug gedacht war es jedenfalls.

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Foto: Lionsgate Miranda (Katie Holmes, l.) lässt sich von Bray (Josh Lucas) unter die Arme greifen.

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