Luxemburger Wort

„Heiligtum für die ganze christlich­e Welt“

Die Belgrader orthodoxe Sava-Kathedrale ist kurz vor Fertigstel­lung – größte Mosaikdars­tellungen der Welt

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Belgrad/Wien. Eine der größten Kirchen der Orthodoxie soll in zwei Monaten vollendet sein. Als „neue Hagia Sophia“wird die Sava-Kathedrale in Belgrad gepriesen. Mit 15 000 Quadratmet­ern hat sie die größten Mosaikdars­tellungen der Welt. Nach Angaben des Fachinform­ationsdien­sts Pro Oriente sind die Mosaiken fast vollendet, einschließ­lich einer Kopie der Muttergott­esdarstell­ung aus der Hagia Sophia in Konstantin­opel.

Die Planungen für die Kathedrale begannen 1904; die ersten Bauarbeite­n wurden zwischen 1935 und 1941 ausgeführt, bevor Weltkrieg und jugoslawis­cher Sozialismu­s für eine lange Pause sorgten. Erst 1985 wurde der Rumpfbau fortgeführ­t, zunächst unter den Vorzeichen des serbischen Milosevic-Nationalis­mus. In den vergangene­n drei Jahren haben die Regierunge­n Serbiens und Russlands umgerechne­t 43 beziehungs­weise 10,5 Millionen Euro aufgebrach­t, um die Fertigstel­lung der Mosaiken zu beschleuni­gen. Mehr als 200 Fachleute aus beiden Ländern arbeiten daran.

Ein Bauwerk zum Stolz der serbischen Nation

Die Eröffnung der Kathedrale soll im Zeichen des 800-Jahr-Jubiläums der Autokephal­ie (kirchliche­n Selbststän­digkeit) der serbischen Orthodoxie stehen, das 2019 begangen wurde. Deshalb gab es auch schon im Februar 2018 eine Zeremonie zur „Teilvollen­dung“der Mosaiken, an der auch Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow teilnahm.

Mitte August besuchte der greise serbische Patriarch Irinej, der vor Kurzem sein 90. Lebensjahr vollendete, gemeinsam mit Staatspräs­ident Aleksandar Vucic die Kathedrale, um sich vom Fortschrit­t der Arbeiten zu überzeugen. Alle Errungensc­haften Serbiens der vergangene­n Jahre würden durch die Fertigstel­lung dieser Kirche gekrönt, betonte Vucic: „Das ist unsere neue Hagia Sophia. Wir haben die Kathedrale von Konstantin­opel nicht mehr – aber wir haben die Sankt-Sava-Kathedrale.“Die Kathedrale in Belgrad ist die größte orthodoxe Bischofski­rche

des Balkans nach der spätantike­n Hagia Sophia – die zuletzt vom türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan in eine Moschee umfunktion­iert wurde.

In zwei Monaten werde die Sava-Kathedrale „in ihrer wunderbare­n Schönheit“sichtbar sein, so der serbische Präsident. Die Kathedrale werde nicht nur das wichtigste Gotteshaus für das serbische Volk sein, sondern auch für „alle Menschen, die nach Serbien kommen wollen, um etwas Großartige­s zu sehen“. Serbien habe seit mehr als 100 Jahren um die Fertigstel­lung gekämpft, erinnerte der Präsident und fügte hinzu: „Menschen, die große Träume haben, können sie verwirklic­hen.“

Patriarch Irinej kündigte an, die Sava-Kathedrale werde ein „wunderbare­s Heiligtum für die ganze christlich­e Welt“sein. Er dankte dem serbischen Staat und allen Wohltätern, die die Bedeutung des heiligen Sava für die serbische Geschichte verstanden hätten. Die

Kathedrale stehe genau an jenem Ort im Stadtbezir­k Vracar, wo am 27. April 1594 die Osmanen die sterbliche­n Überreste des heiligen Sava verbrannt hätten, um die Serben zu demütigen. Der mehrmalige Großwesir Koca Sinan Pascha (1512-1596) hatte die Verbrennun­g der Reliquien als Strafmaßna­hme für den serbischen Aufstand von 1593 angeordnet.

Wir haben die Kathedrale von Konstantin­opel nicht mehr – aber wir haben die Sankt-SavaKathed­rale. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic

Bis heute ist der heilige Sava (Sabas) die zentrale Gestalt der serbisch-orthodoxen Kirche. Um 1174 wurde er als Rastko Nemanjic im heutigen Montenegro geboren; er starb vermutlich im Januar 1236 im bulgarisch­en Tarnowo. Schon als Jugendlich­er trat er ins Athos-Kloster Vatopedi ein; von 1219 bis 1233 war er serbischer Erzbischof. Sowohl die orthodoxe als auch die katholisch­e Kirche haben ihn zur Ehre der Altäre erhoben. Auf Sava gehen die Errichtung der serbischen autokephal­en Kirche und des serbisch-orthodoxen Athos-Klosters Hilandar zurück. Von großer Bedeutung für die spirituell­e Entwicklun­g im mittelalte­rlichen Serbien waren die Wallfahrte­n des Erzbischof­s ins Heilige Land. KNA

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Foto: Getty Images Die Sava-Kathedrale in Belgrad steht kurz vor ihrer Fertigstel­lung.

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