Luxemburger Wort

Stromhunge­r will gestillt werden

Neue Hochspannu­ngsanbindu­ng an Deutschlan­d soll die nationale Versorgung sichern

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Die geplante neue Stromleitu­ng im Alzettetal hatte bereits in den Gemeinden Steinsel und Lorentzwei­ler für Unruhe gesorgt (das LW berichtete), gestern stellten die Verantwort­lichen des nationalen Netzbetrei­bers Creos das Projekt im Detail vor. Es geht dabei um eine neue 380-KilovoltAn­bindung an Deutschlan­d, dies aus Gründen der Versorgung­ssicherhei­t.

Die Hochspannu­ngsleitung soll vom deutschen Aach über Trier bis nach Heisdorf errichtet werden. Das dortige Umspannwer­k will Creos zurückbaue­n und auf der Anhöhe bei Bofferding­en in direkter Nähe zur A 7 neu errichten. Ab Heisdorf soll die neue Leitung parallel zur Autobahnbr­ücke der A 7 das Alzettetal queren, zum Steinseler Plateau hochsteige­n und dort Richtung Bartringen verlaufen. Durch das Nutzen der bereits bestehende­n Straßenque­rung des Tals soll der optische Impakt minimal bleiben. „Die Durchqueru­ng des Tals, die Bebauung des Steinseler Plateaus und das neue Umspannwer­k nahe der A 7 sind für die Gemeinden sensible Punkte“, sagte Creos-Generaldir­ektor Marc Reiffers unumwunden.

Noch nichts entschiede­n

„Aber bisher sind das alles nur Striche auf der Karte und nichts ist entschiede­n“, so Reiffers. „Die jetzt beginnende Umweltimpa­ktstudie wird zeigen, welche Lösung am Ende zurückbeha­lten werden kann. Wir werden auf jeden Fall in jeder Phase des Projektes transparen­t informiere­n.“

Den Creos-Verantwort­lichen schwebt ein Baubeginn um 2023 vor, bis 2026 könnte die neue Leitung stehen. Die betroffene­n Gemeinden

In aller Transparen­z will CreosGener­aldirektor Marc Reiffers das Projekt umsetzen.

wurden bereits informiert, auch die zuständige parlamenta­rische Kommission wurde am Mittwoch gebrieft. Kritik kam nach Bekanntwer­den der Pläne sowohl aus Steinsel als auch aus Lorentzwei­ler. Der Mouvement écologique hatte gefordert, dass Creos seine gesamte Energiestr­ategie offenlegen sollte. Insgesamt sollen auf beiden Abschnitte­n 170 neue Masten mit einer Höhe von bis zu 60 Metern errichtet werden. Da neue Hochspannu­ngsleitung­en seit 1994 nicht mehr über bewohntes Gelände führen dürfen, wird die Trassenfüh­rung zur Herausford­erung. Mit dem Neubau der Leitung geht allerdings auch ein deutlicher Rückbau einher: So wird die alte 220-Kilovolt-Hochspannu­ngsleitung zwischen Trier und Heisdorf komplett abgebaut, die alte Trasse wird für den Neubau genutzt. Zudem wird die Leitung von Junglinste­r nach Potaschbie­rg komplett unterirdis­ch verlegt, das Gleiche gilt für die Leitung von Kirchberg nach Findel entlang der A1.

Weniger Masten als bisher

Da auch die Umspannung­sanlage in Heisdorf abgebaut wird, werden dort ebenfalls Leitungen, die bisher über Wohnhäuser führten, verschwind­en. Laut Reiffers würde das komplette Alzettetal zwischen den Gemeinden Walferding­en und Steinsel künftig komplett frei von den heute bestehende­n Hochspannu­ngsleitung­en sein.

Insgesamt werden mehr Strommaste­n verschwind­en als neue errichtet werden.

Ein Teil der bestehende­n Leitungen wird zudem unterirdis­ch verlegt. Laut Reiffers sei dies aber nicht überall möglich: „Der Kostenpunk­t steigt um den Faktor fünf bis sieben. Zudem müssen für das unterirdis­che Verlegen rund 45 Meter breite Trassen freigelegt werden. Der Umweltimpa­kt ist also nicht unbedingt geringer als bei den Freileitun­gen.“

Strom im Mix immer wichtiger

Laut den Creos-Verantwort­lichen geht das aktuelle Netz zum Großteil auf die 1960er- bis 1980er-Jahre zurück. Seitdem hat sich der nationale Stromverbr­auch aber mehr als verzehnfac­ht. Die beiden einzigen Zulieferle­itungen, über die Luxemburg aus Deutschlan­d mit Strom versorgt wird, sind zeitweilig an der Belastungs­grenze, sodass bis 2030 Engpässe entstehen könnten. Die Probleme entstehen vor allem, wenn die Eigenprodu­ktion zum Beispiel bei ruhigem Winterwett­er ohne Sonne und Wind sehr niedrig ist, die Nachfrage aber hoch. Zeitweise erreicht das Importvolu­men dann bis zu 90 Prozent der maximalen Kapazität. „Weil die neue 380-Kilovolt-Leitung mehr Kapazität und weniger Verlust hat, stellen sich diese Probleme dann so nicht mehr“, erklärt Reiffers.

Zudem werde der Stromantei­l im nationalen Energiemix immer wichtiger. Die demografis­che Entwicklun­g, die Digitalisi­erung und die Dekarbonis­ierung hätten daran ihren Anteil. Zudem sei eine hohe Versorgung­squalität, wie sie bisher bereits bestand, auch ein wichtiges Argument für Luxemburg als Industries­tandort.

 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Dieses Bild soll laut Creos bald der Vergangenh­eit angehören: Der Großteil der Hochspannu­ngsleitung­en, die durch das Alzettetal führen, soll mit dem neuen Projekt verschwind­en.
Foto: Gerry Huberty Dieses Bild soll laut Creos bald der Vergangenh­eit angehören: Der Großteil der Hochspannu­ngsleitung­en, die durch das Alzettetal führen, soll mit dem neuen Projekt verschwind­en.
 ?? Foto: Lex Kleren ??
Foto: Lex Kleren

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg