Luxemburger Wort

Schweizer Taschenmes­ser

Der US-Amerikaner Jordan Giles ist Racings einziger Profispiel­er und ein echter Teamplayer

- Von Bob Hemmen

Jordan Giles ist kein Einzelkämp­fer. „Ich bin anders als die meisten Profis, die nach Europa kommen, alle Würfe nehmen und nur auf ihre Statistike­n schauen.“Erst seit einem Monat darf sich der USAmerikan­er offiziell als Profibaske­tballer bezeichnen. Der hauptstädt­ische Racing ist Giles' erste Station. „Ich habe mich über Luxemburg informiert. Ganz viel wusste ich aber nicht, bevor ich hergekomme­n bin.“Seit Mitte August lebt der 22-Jährige in Luxemburg. „Die Menschen sind sehr nett und ich habe großartige Teamkolleg­en“, sagt er.

Schon vor der Reise muss er größere Strapazen auf sich nehmen. Wegen der Pandemie sind die Einreisebe­dingungen erschwert. Giles erledigt reichlich Papierkram und lässt sich auf das Corona-Virus testen. „Als ich ankam, musste ich mich einem weiteren Test unterziehe­n.“Der Basketball­er ist froh, in Europa zu sein. „Der Umgang mit dem Virus ist hier deutlich besser als in den USA. Ich fühle mich sicher.“

Giles hat keinen Teamkolleg­en, mit dem er über die Lage in der Heimat reden kann, schließlic­h ist er Racings einziger Profi. Die Hauptstädt­er hatten Anfang Mai verkündet, dass sie mit nur einem US-Amerikaner in die Saison starten würden. Auf Giles wartet demnach eine besonders große Herausford­erung. „Das wird natürlich nicht einfach, doch ich kenne die Qualitäten meiner Mitspieler. Ich denke nicht, dass ich den Ball permanent in den Händen halten muss, damit wir Spiele gewinnen.“

Der ehemalige Student der University of Missouri-Kansas City bezeichnet sich selbst als Allzweckwa­ffe. „Ich bin wie ein Schweizer Taschenmes­ser und denke, dass ich als Profi besser sein werde als auf dem College.“Für die Kansas City Roos erzielte er in seiner letzten Saison durchschni­ttlich 10,5 Punkte pro Partie, zudem schnappte er sich 3,5 Rebounds. „Ich komme aus einer Basketball­familie. Mein Vater spielte ebenfalls auf dem College, ich bin allerdings der erste, der es zum Profi geschafft hat.“

Der Umgang mit dem Virus ist hier deutlich besser als in den USA. Ich fühle mich sicher. Jordan Giles

Ikone als Namensgebe­r

Der Stellenwer­t des Basketball­s in seiner Familie schlägt sich im Vornamen des Racing-Neuzugangs nieder. Jordan Giles wurde nach Legende Michael Jordan benannt. Selbst wenn er schon sein ganzes Leben lang basketball­begeistert ist, merkt Giles erst spät, dass er mit seiner Passion Geld verdienen kann. „Ich habe erst nach einigen Jahren auf der Universitä­t festgestel­lt, dass ich mir diesen Traum tatsächlic­h erfüllen kann. Meine Trainer und meine Familie haben an mich geglaubt und dann hatte ich Glück, dass ich einen guten Agenten gefunden habe.“

Giles will die Chance nutzen. „Ich habe stets hart an mir gearbeitet. Als ich wusste, dass es mit der Profikarri­ere klappen könnte, habe ich angefangen, an meinen Schwächen zu arbeiten. Man muss sich auf alles vorbereite­n, schließlic­h weiß man als Basketball­er nie, was bei einem Verein von einem verlangt wird.“Racing suchte einen Teamplayer und hat diesen offenbar auch gefunden. „Wir haben uns bewusst für Jordan entschiede­n. Ich wollte niemanden, der schon einige Jahre Profi ist und Vorurteile über Luxemburg hat“, erzählt Racings Trainer Torbjörn Gehrke.

In den Gesprächen hinterläss­t Giles einen guten Eindruck. Nach den ersten Wochen macht der 22Jährige klar, worauf es für ihn ankommt. „Ich möchte, dass alle glücklich sind.“

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Foto: Stéphane Guillaume Jordan Giles hat sich beim hauptstädt­ischen Racing schnell integriert.

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